Nur knapp zwei Stunden durfte sich Nico Hülkenberg über einen vierten Startplatz für das Formel-1-Rennen in Abu Dhabi freuen. Am späten Abend griffen die FIA-Stewards mit einer Startplatz-Strafe hart durch. Für ein Vergehen, das auf kaum einer Strecke bestraft wird und das Hülkenberg im Qualifying rückblickend nicht einmal nötig gehabt hätte.
Drei Plätze wird Hülkenberg in der Startaufstellung für das Rennen zurückgereiht und muss damit von der siebten Position losfahren. Grund: Er hatte gegen Ende des ersten Qualifying-Segments in der Boxenausfahrt zwei Autos überholt.
Haas-Problem mit letzter Garage schlägt in Abu Dhabi wieder zu
Hülkenberg verteidigte sich in der Anhörung gegenüber den Stewards, dass er es hätte machen müssen. Sonst hätte er keine schnelle Runde mehr fahren können. Am Ende von Q1 war das ganze Feld nämlich sehr spät dran. Und wie so oft erwischte das Haas kalt, deren Garagen am Ende der Boxengasse liegen.
Denn mehrere Probleme kommen hier zusammen. Weil draußen auf der Strecke eine Maximal-Zeit gilt, lassen die Fahrer in der Boxenausfahrt - wo nicht gemessen wird - im Schritttempo Abstand zum Vordermann. So bildet sich nach hinten in die Boxengasse Stau. Und Haas hat dann oft keine Möglichkeit, ihre Fahrer in die Schlange hineinzuzwängen. Genau das passierte Hülkenberg nun einmal mehr. Als Letzter reihte er sich in der Schlange ein.
Weil diesmal die Zeit schon knapp wurde, ahnte die Haas-Box bereits das Problem und informierte Hülkenberg, er würde Fahrer auf der Strecke überholen müssen, um noch rechtzeitig über die Linie zu kommen. Hülkenberg, bei nun nur mehr zwei verbleibenden Minuten genervt von den trotzdem nicht in Schwung kommenden Jack Doohan und Carlos Sainz, begann diese schließlich noch in der Boxenausfahrt zu überholen.
Hülkenberg riskiert Verstoß - musste aber nicht
Grundsätzlich ist das nicht verboten. In Abu Dhabi ist die Ausfahrt aber ungewöhnlich - es ist eine S-Kurve in einem engen Tunnel. Explizit wurde daher vor dem Rennwochenende in den Event-Notizen des Rennleiters darauf hingewiesen, dass Überholen hier strengstens verboten sei.
Dass Hülkenberg durch die Umstände der letzten Garage und der knappen Zeit Gefahr lief, keine Runde mehr fahren zu können, ist für die Stewards keine Entschuldigung. So oder so fuhr Hülkenberg dann am Ende tatsächlich keine Runde mehr. Und er brauchte auch keine: Das ganze Qualifying über war er in Bestform. Die 1:23,722 aus seinem ersten Versuch reichte, um weiterzukommen. Damit war das Vergehen rückblickend unnötig.
Wobei man das im äußerst engen Mittelfeld der Formel 1 natürlich nie vorab sagen kann. Die Cutoff-Zeit war eine 1:23,794, nur marginal langsamer. Genauso hätte Hülkenberg bei einem nur leicht anderen Ablauf sich damit vielleicht eine Chance gegeben, um sich knapp vor einem Q1-Aus zu retten. Dann wären drei Startplätze ein akzeptabler Preis dafür gewesen.
So sind die drei Plätze für nichts aber ärgerlich. Erst recht, weil Pierre Gasly vom direkten WM-Rivalen Alpine dadurch jetzt vor Hülkenberg auf dem fünften Platz steht. Sechs Punkte mehr müsste Haas in Abu Dhabi holen, um Alpine noch den sechsten Platz in der Konstrukteurs-WM zu entreißen.
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