Nach Monaten der Verhandlungen und des Wartens hat Audi seit dem Brasilien GP endlich Gewissheit über ihr Fahreraufgebot der Zukunft. Gabriel Bortoleto wird in der kommenden Saison neben Nico Hülkenberg Platz nehmen und nach einer Saison unter dem Sauber Namen mit Audi in ein neues Kapitel starten. Damit gab die Truppe aus Hinwil, abgesehen von dem fluiden Fahrergebilde rund um Red Bull und die Racing Bulls, als letztes Team in der Formel 1 ihre Fahrer für 2025 bekannt.
Günstiges Supertalent: Audi holt Gabriel Bortoleto ablösefrei
Die Wahl auf den zweiten Fahrer für das Sauber- bzw. Audi-Team zog sich auch deshalb so lange, weil sich die Vertragssituation mit potenziellen Kandidaten schwierig gestaltete. Wie zum Beispiel bei Franco Colapinto, der nach seinen starken Vorstellungen auch ein Thema bei Audi war. Doch weil der Argentinier noch für mehrere Jahre bei Williams unter Vertrag steht, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein, damit Colapinto das Team verlassen kann. Mit anderen Worten: Wer Colapinto haben will, muss eine Ablösesumme bezahlen – und das nicht zu knapp. Gerüchten zufolge hat das chronisch klamme Williams ein 20 Millionen Euro Preisschild an ihr Talent gehangen, an dem Red Bull weiterhin interessiert ist.
Bei Gabriel Bortoleto hingegen waren die Verhandlungen einfacher. Zwar steht der Brasilianer, nachdem er erst vor einem Jahr in das Juniorenprogramm aufgenommen wurde, ebenfalls noch für mehrere Jahre bei McLaren unter Vertrag, allerdings musste Audi für das hochveranlagte Talent keine Ablöse in Richtung Woking fließen lassen. "Wir haben nichts bezahlt", bestätigte Mattia Binotto, Geschäftsführer von Sauber Motorsport bei der Vorstellung seines neuen Schützlings.
Klausel im Vertrag: Audi muss nicht mit McLaren sprechen
Offenbar befand sich in Bortoletos Vertrag eine Klausel, die es ihm ermöglichte, bei einem Angebot eines anderen Formel-1-Teams McLaren vorzeitig verlassen zu können. Bereits vor der offiziellen Verkündung hatte McLaren-Teamchef Andrea Stella betont, Bortoleto bei einem Wechsel zu einem anderen Team keine Steine in den Weg legen zu wollen. Höchstwahrscheinlich hätte er das auch gar nicht machen können, selbst wenn er das gewollt hätte, wie man im Nachhinein hört.
Das hatte neben dem monetären Aspekt einen weiteren entscheidenden Vorteil. Die Teams mussten sich vor dem Wechsel nicht über Ablösemodalitäten streiten, bei denen beide Parteien das bestmögliche rausholen wollen. Ein Aspekt, der sich bei Colapinto noch als das Zünglein an der Waage herausstellen könnte. Das sparte Audi neben Geld und Nerven vor allem Zeit bei der ohnehin bereits anstrengenden Fahrerfrage. "Ich habe nicht mit Zak Brown gesprochen", antwortete Binotto auf die Frage nach dem Einfluss des McLaren-Teamchefs. "Wir haben uns, wenn überhaupt, nur die Hände geschüttelt und Hallo gesagt."
Audi konnte dementsprechend direkt in die Verhandlungen mit Bortoleto und dessen Beratern einsteigen. Zu diesen Beratern zählt übrigens auch Altmeister Fernando Alonso mit seiner Agentur 'A14 Management', von denen Bortoleto bereits seit Jahren vertreten wird. Der Spanier selbst hielt sich in den Vertragsverhandlungen mit Binotto allerdings zurück, wie der ehemalige Ferrari-Teamchef erklärte. "Sehr wenig bis gar nicht", bewertete er den Einfluss Alonsos. "Wir sehen uns im Fahrerlager, aber er hat nie versucht, das zu beeinflussen. Er hat nie versucht mit überzeugenden Argumenten zu mir zu kommen, weil mich Gabriel überzeugt hat und sonst nichts."
Nach Monaten des Chaos nimmt das Formel-1-Projekt von Audi immer mehr Formen an. Für MSM-Redakteur Christian Menath ist die Entscheidung für Bortoleto ein weiterer richtiger Schritt des Autobauers aus Ingolstadt. Warum er den Fahrer-Deal für einen wahren Glücksgriff hält, könnt ihr hier nachlesen:
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