Die Rookies mischen die Formel 1 auf. 2025 gibt es nicht weniger als sechs Neueinsteiger, die ab Saisonbeginn in der Königsklasse dabei sind. Einer davon ist Formel-2-Champion Gabriel Bortoleto. Der Sauber-Neuling gewann in zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils in seiner Rookie-Saison die Formel 3 und dann die Formel 2. Eine Leistung, die ihn unter normalen Umständen zu einem sehr begehrten Piloten gemacht hätte, aber nach der verrückten Silly Season 2025 reichte es gerade mal so auf dem letzten Drücker zu einem F1-Cockpit beim Schlusslicht.

Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko, der sich als einer der wichtigsten Talent-Scouts im Nachwuchsrennsport einen Namen gemacht hat, lieferte vor wenigen Tagen bei einem Auftritt auf ServusTV eine Einschätzung, warum der Brasilianer trotz seiner sportlichen Erfolgsstory in der Formel 1 nicht mehr Augen auf sich gezogen hat.

Gabriel Bortoleto nur B-Ware? Sauber-Fahrer kontert gegen Marko

Marko urteilte: "Ich würde ihn als B-Fahrer einstufen." Ein Einordnung, die vor allem in der portugiesisch-sprachigen Presse sehr kritisch aufgenommen wurde, und das obwohl sie von einigen lobenden Worten begleitet wurde: "Er ist ein sehr intelligenter Fahrer, er hat sich immer aus allem rausgehalten."

"Er hat in der Formel 3 die Meisterschaft gewonnen, aber nur mit einem Sieg. Ähnlich in der Formel 2, da hat er nur zwei Siege", bilanzierte Marko jedoch kritisch und strich diese Fakten als großen Unterschied zu Red-Bull-Aufsteiger Isack Hadjar heraus, der in der F2-Saison 2024 viermal auf Platz 1 ins Ziel fuhr. Seine abschließende Meinung zu Bortoleto: "Er bringt das Auto ins Ziel, ist von der Strategie und Reifenschonung gut, aber ich glaube nicht, dass er diesen absolut letzten Speed hat."

Bortoleto reagiert am Donnerstag vor dem Formel-1-Auftakt in Australien auf diese Aussagen und konnte sich dabei einen Seitenhieb gegen den Anführer des Red-Bull-Nachwuchsprogrammes nicht verkneifen. Der ehemalige McLaren-Junior meinte: "Dass man das von Helmut hört. Er ist ein Mensch, der viele Talente in die Formel 1 gebracht hat und er hat bereits eine Menge falscher Talente in die Formel 1 befördert."

F1 Rookies 2025: Floppt Antonelli? Bortoleto nächster Star? (41:16 Min.)

Formel-1-Neuling selbstbewusst: Habe seine Red-Bull-Fahrer geschlagen

Der 20-Jährige will es deshalb als Ansporn nehmen, um Marko eines Besseren zu belehren: "Man kann sehen, dass er manchmal richtig und manchmal falsch lag. Hoffentlich kann ich ihm mit der Zeit das Gegenteil beweisen." Später korrigierte sich der zukünftige Audi-Pilot selbst mit mehr Optimismus: "Ich bin mir sicher, dass ich ihm irgendwann das Gegenteil beweisen kann und hoffentlich kann er dann eingestehen, dass er falsch lag."

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Fahrern war Bortoleto nie Teil des Red-Bull-Nachwuchsprogrammes. Er maß sich auf seinem Weg in die Formel 1 aber mehrmals mit den Schützlingen von Marko. "Ich bin stolz darauf, was ich in den Nachwuchsserien geleistet habe, und ich habe in der Formel 2 und der Formel 3 gegen seine Red-Bull-Fahrer gewonnen. Also gut für mich", legt er noch einmal nach.

Beim Rennwochenende in Australien kann Bortoleto den ersten Versuch unternehmen, seine Qualität unter Beweis zu stellen, denn er ist sich selbst bewusst, dass er am Mikrofon die Meinung von Marko zu seiner Qualität nicht ändern kann: "Nur meine Resultate auf der Strecke können das." Bortoleto startet 2025 als Rookie mit den wenigsten Testkilometern in die Formel 1, nachdem er erst sehr spät 2024 als Sauber-Pilot bekanntgegeben wurde. Eine Situation, die ihm seiner eigenen Aussage zufolge nicht neu ist. Mehr dazu hier:

Fernando Alonso: Bortoleto bester Formel-1-Rookie

Nicht alle teilen den Pessimismus von Helmut Marko in Bezug auf Gabriel Bortoleto. Fernando Alonso, bei dessen Management-Label der Brasilianer unter Vertrag steht, adelte ihn in höchsten Tönen: "Er ist der beste Rookie der nächsten Generation." Bei der hochkarätigen Neueinsteiger-Klasse 2025 mit Talenten wie Andrea Kimi Antonelli oder Oliver Bearman muss das schon einiges heißen.

Vor allem hob Alonso zwei Fähigkeiten seines Schützlings hervor. "Sein Einsatz und seine professionelle Herangehensweise an den Rennsport sind wahrscheinlich die eindrucksvollsten Dinge", ist der Asturier überzeugt. "Seit dem ersten Tag war er sehr engagiert, hart für seinen Traum zu arbeiten", lobte der Aston-Martin-Pilot ihn weiter.