Als Lewis Hamilton am Donnerstag in Australien erstmals durchs Fahrerlager der Formel 1 marschierte, fühlte er sich an sein erstes Jahr erinnert: "Alle diese Jahre bin ich hier hoch- und runtergelaufen und habe die rote Garage gesehen. Und jetzt bin ich echt in der roten Garage!" Vor seinem Ferrari-Debüt ist er so aufgeregt wie noch nie - und unter riesigem Druck. Von nur einer Person.

So ist für Hamilton dieses Ferrari-Debüt noch spektakulärer als sein F1-Debüt 2007 - ebenfalls hier in Australien - mit McLaren. Mit einem großen Unterschied: Nach 356 Starts ist er ein anderer Mensch, und hat auch nach drei enttäuschenden Jahren bei Mercedes sehr viel Vertrauen in seine Fähigkeiten als Rennfahrer: "Ich erwarte etwas von mir selbst. Ich weiß, was ich mitbringe. Ich weiß, dass ich liefern kann."

Hamilton macht sich selbst Druck: Will für Ferrari unbedingt liefern

Von Ferrari kommt diesbezüglich kein Druck. Mit seinem neuen Team hat sich Hamilton seit Januar schlicht in die gemeinsame Arbeit gestürzt. Nüchtern wird daran gearbeitet, eine erfolgreiche Partnerschaft aufzubauen. Den Druck macht sich Hamilton nur selbst: "Der von mir kommende Druck ist immer schon zehnmal so hoch als jeder andere Druck, den man mir machen kann."

Vom Rest hat er sich abgeschottet. Kaum Social Media, seit Arbeitsbeginn Ende Januar praktisch vier Tage pro Woche in der Ferrari-Fabrik in Maranello: "Ich stecke alles in Training und Vorbereitung, um mental und körperlich besser als je zuvor zu sein. Da will ich außergewöhnlich sein, absolut alles auspressen, und ich bin mir völlig darüber im Klaren, dass es nicht leicht wird."

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"Aber ich weiß, was ich habe", versichert Hamilton. Es geht ihm nicht mehr darum, etwas zu beweisen: "Ich bin schon lange dabei, und habe immer und immer wieder abgeliefert. Jetzt geht es mehr darum, dass ich weiß, was es braucht, und das will ich für mich selbst schaffen. Und für meine Familie, und für dieses Team, von dem ich wirklich glaube, dass es Erfolg verdient."

Das erwartet Lewis Hamilton ab Australien bei Ferrari

In den letzten Tagen haben ihn erst Details wieder daran erinnert, wie groß die Aufgabe so eines Teamwechsels ist: "Das ganze Team funktioniert komplett anders." Als er in Vorbereitung auf den Australien-GP die Daten des Vorjahres studierte, erfuhr er, dass bei Ferrari die Rennverlauf-Liniengraphen umgekehrt dargestellt werden als bei Mercedes. Darüber hinaus geht es um so fundamentale Dinge wie die Tatsache, dass er bis vor wenigen Wochen noch nie mit einer Power Unit von Ferrari gefahren war.

"In der ersten Saisonhälfte geht es wirklich zuerst um das Fundament, um das Aufbauen von Beziehungen, vom Vertrauen mit jeder einzelnen Person im Team", sagt Hamilton voraus. Dafür fühlt er sich aber viel besser vorbereitet verglichen mit 2007, als er zum letzten Mal so aufgeregt in die Formel 1 kam: "Damals wurde ich ins kalte Wasser geworfen und hatte viel zu kämpfen. Heute fühle ich mich wohl in meiner Haut. Ich weiß, wer ich bin, wo es hingeht, was für Energie und Zeit und Aufwand es braucht."

"Letztendlich will ich nur wissen, dass ich absolut alles gegeben habe", steckt Hamilton schließlich das Ziel ab. Für Australien, und darüber hinaus. "Aber jetzt will ich einfach nur einmal loslegen. Es dauert schon so lange." Denn: "Es ist die aufregendste Zeit meines Lebens. Ich genieße es einfach und bin so aufgeregt, morgen ins Auto zu steigen."