Der Start in das Rennen von Brasilien war eine verwirrende Angelegenheit. In der Aufwärmrunde hatte Lance Stroll seinen Aston Martin schon im Kiesbett geparkt. Alle anderen Autos bezogen korrekt Aufstellung, doch für die Stroll-Bergung musste der Start abgebrochen werden. Dann hob Konfusion an - denn zögerlich fuhr ein Fahrer nach dem anderen los. An einem Punkt, an dem Losfahren verboten ist.

Das Reglement der Formel 1 definiert einen abgebrochenen Start entsprechend: Das "Aborted Start"-Lichtsignal geht an, die Ampel blinkt gelb. Wenn die Autos in der Startaufstellung sind, dann müssen sie dort bleiben. Doch Pole-Mann Lando Norris schien gedanklich woanders im Regelbuch. Nämlich bei einer zusätzlichen Formationsrunde. Die müsste aber extra angezeigt werden.

Trotzdem setzte sich Norris in Bewegung, und über die Abbruch-Signale hinweg. Der von Platz zwei startende George Russell tat es ihm gleich, Yuki Tsunoda und Liam Lawson stimmten in den Herdenlauf mit ein. Jetzt war die Verunsicherung unter den restlichen Fahrern perfekt. Esteban Ocon, Charles Leclerc und Oscar Piastri zögerten noch, dann fuhren auch sie.

Chaos beim Start-Abbruch: FIA-Stewards suchen die Schuldigen

Letztendlich fuhren alle - weil die Rennleitung sich ob der Verirrung genötigt sah einzugreifen. Während nämlich Franco Colapinto, Max Verstappen, Nico Hülkenberg und beide Sauber weiterhin auf das Reglement zu vertrauen schienen und sich nicht bewegten, wurden sie von hinten sogar von anderen Piloten umfahren. Daraufhin funkte Rennleiter Niels Wittich an die Teams, dass alle nun eine zusätzliche Formationsrunde fahren und sich dann wieder in der Startaufstellung einfinden sollten.

Norris, Russell, Tsunoda und Lawson hatten in den Augen der Rennleitung die Welle losgetreten und wurden nach dem Rennen zu den Stewards geschickt. Tsunoda und Lawson wurden freigesprochen, weil sie in den Augen der Richter nicht überwiegend am Zwischenfall schuld waren. Sie folgten bloß den Fahrern vor ihnen. Das bedeutet zugleich: Norris und Russell kommen nicht davon.

Da die beiden in der ersten Startreihe standen, haben sie keinen Fahrer vor sich, den sie als Ausrede nutzen können. Sie fuhren schlichtweg an einem Punkt los, an dem Losfahren absolut verboten ist. Dennoch entkommen sie einer sportlichen Strafe. Die Stewards zeigen sich kulant und belegen beide mit je 5.000 Euro und einer Verwarnung.

So behält Norris seinen sechsten, Russell seinen vierten Platz. Für Mercedes ist der Sonntag in Brasilien ein teurer Spaß. Neben Russells 5.000 Euro muss das Team selbst weitere 10.000 in die FIA-Strafkasse einzahlen. Man hatte nach dem Start-Chaos in der Startaufstellung auf unerlaubte Art und Weise Reifendrücke an beiden Autos verstellt. Mehr dazu: