Max Verstappen stand auf den letzten Runden des Formel-1-Rennens in Barcelona im Mittelpunkt des Dramas. Der Red-Bull-Pilot hatte gleich dreimal Feindkontakt zu verzeichnen: Einmal beim Restart auf Start-Ziel mit Charles Leclerc, dann in Kurve 1 mit George Russell und schließlich nochmal mit dem Briten, als er ihn zunächst vorbeiließ und dann beim Konterversuch in die Seite fuhr.
Für die letzte Aktion kassierte der Niederländer eine 10-Sekunden-Strafe, die ihn bis auf die zehnte Position zurückwarf. Außerdem erhielt er noch drei Strafpunkte für seine FIA-Lizenz. Doch wie sich nach dem Rennen herausstellen sollte: Eigentlich wäre diese gesamte Situation gar nicht notwendig gewesen.
Formel-1-Stewards: Verstappen-Platzwechsel nicht notwendig
Verstappen hatte auf Anweisung seines Teams Russell vorbeigelassen, um sich für den Vorfall in Kurve 1 zu revanchieren. Dort war der amtierende F1-Weltmeister nach dem Kontakt mit Russell neben die Strecke gekommen und hatte sich vor ihm wieder eingereiht. Aus einer Stewards-Entscheidung nach dem Rennen geht allerdings hervor, dass gar keine Notwendigkeit dazu bestanden hätte, die Position zurückzugeben.
"Da der Grund dafür, dass Auto #1 (Verstappen) von der Strecke gedrängt wurde, der Kontrollverlust und die daraus resultierende Berührung durch Auto #63 (Russell) war, hat Auto #1 die Strecke nicht absichtlich verlassen. Wir haben daher keine weiteren Maßnahmen ergriffen", wird in dem Urteil der Niederländer für ein potenzielles illegales Abkürzmanöver freigesprochen.
Red Bull unterlag also einer Fehleinschätzung, als man versuchte einer möglichen Strafe zuvorzukommen, indem man Verstappen anwies die Position zurückzugeben. Verstappen verstand schon im Cockpit die Welt nicht mehr, als man ihm diese Anweisung erteilte: "Was zum Teufel! Ich war vorne. Er hat mich von der Strecke geschubst", antwortete er.
Sein Renningenieur Gianpiero Lambiase blieb hart. "Meine Empfehlung ist, ihn vorbeizulassen. Das sind die Regeln, nach denen wir spielen. Es ist schade, aber so sind die Regeln", war Lambiase überzeugt, dass Verstappen Ärger droht. Die Stewards waren aber offenbar einer Meinung mit dem Formel-1-Weltmeister.
Max Verstappen: Racing-Standards sind das Problem
Verstappen meinte nach dem Rennen: "Das Problem sind die Racing-Standards. Was ist erlaubt, was nicht? Es ist nicht sehr natürlich und das ist häufig sehr frustrierend." Zur Kritik von Russell äußerte er sich ebenfalls nur kurz, dafür aber umso giftiger: "Beim nächsten Mal bringe ich ihm ein paar Taschentücher."
"Er hat seine Ansicht. Jeder kann seine Meinung haben", wollte Verstappen auf keine Diskussionen zu den Vorfällen der letzten Runden einsteigen, nur so viel: "Es war eine Fehleinschätzung." Von Absicht, die Russell andeutete, wollte Verstappen nichts wissen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner hielt sich dazu schmallippig, schloss diese Theorie aber nicht vollständig aus: "Ich hatte noch keine Chance mit Max darüber zu reden, es ist etwas, das wir bereden werden."
Christian Horner verteidigte die Entscheidung seiner Mannschaft, Russell vorbeizulassen. Es sei eine "50-50-Entscheidung" gewesen: "Es ist sehr schwierig, diese Entscheidung als Team zu treffen, denn man orientiert sich nur an historischen Präzedenzfällen und man versucht zu antizipieren, was die Stewards denken und was die Rennleitung denkt."
Elf Strafpunkte: Max Verstappen droht Formel-1-Sperre
Nachdem man bei der F1-Truppe aus Milton Keynes die Wiederholungen und die Slow-Motions gesichtet hatte, sei es auf eine Frage hinausgelaufen: "Die Frage ist, ob George noch die Kontrolle über sein Auto hatte, und ob er die Kurve bekommen hätte. Für uns sah es so aus, als ob er die Kurve bekommen hätte. Deshalb mussten wir die Entscheidung treffen, dass wir den Platz aufgeben", so Horner weiter.
Max Verstappen könnte für die Strafe in Barcelona noch einmal bitter bezahlen. Denn durch die drei Strafpunkte, die nach dem Spanien-GP auf sein Konto gehen, liegt er nun bei bereits elf Strafpunkten. Bei zwölf Stück ist eine automatische Sperre von einem Formel-1-Rennen vorgesehen.
| Strafpunkte | Datum | Wofür? |
|---|---|---|
| 2 | 30.06.2024 | Kollision mit Norris in Österreich |
| 2 | 27.10.2024 | Norris in Mexiko abgedrängt |
| 1 | 02.11.2024 | zu schnell unter VSC im Brasilien-Sprint |
| 1 | 30.11.2024 | langsames Fahren vor Russell im Katar-Qualifying |
| 2 | 08.12.2024 | Kollision mit Piastri in Abu Dhabi |
| 3 | 01.06.2025 | Kollision mit Russell in Spanien |
Strafpunkte verfallen zwar nach einem Jahr, für Verstappen bedeutet das aber, dass er sich an den nächsten beiden GP-Wochenenden nichts zu Schulden kommen lassen darf. Denn erst nach dem Österreich-GP verfallen am 30. Juni jene zwei Punkte, die er für die Vorjahres-Kollision mit Lando Norris in Spielberg erhalten hatte. Danach ist er aber auch noch nicht aus dem Schneider, denn die nächsten Punkte laufen erst Ende Oktober ab.



diese Formel 1 Nachricht