Es war ein guter, aber kein perfekter Freitag für Lando Norris. Im Sprint-Qualifying sah er zeitweise schon fast wie der sichere Pole-Mann aus. Doch ausgerechnet als es in SQ3 in die finale Runde ging, war es nicht Norris, der fehlerlos blieb. Sondern Oscar Piastri. Damit war die Pole weg.
"Ich habe zu viele Fehler auf meiner letzten Runde gemacht", ärgert sich Norris. In SQ1 hatte er Piastri um acht Zehntel geschlagen, wenngleich das aufgrund eines vorteilhaften Fahrplans zustande kam. Doch bei vergleichbarer Strategie war Norris in SQ2 noch immer fast zwei Zehntel vorne, und im ersten Versuch von SQ3 waren es fast drei Zehntel.
Zu dem Zeitpunkt schien klar, dass McLaren für den Rest der Formel 1 zumindest am Freitag im Sprint-Qualifying eine Nummer zu groß war. "Diese Bedingungen kamen unserem Auto mehr entgegen als die wärmeren Temperaturen heute am Morgen", ortet Teamchef Andrea Stella gegenüber Sky auch einen Einfluss des Wetters daran.
McLaren im Sprint-Qualifying unantastbar: Pole mit Ansage
Denn im Training hatte Norris zwar schon die Bestzeit gefahren, war aber noch nicht mit der Balance glücklich gewesen: "Da hatten wir ordentlich Probleme. Ich bin etwas überrascht, dass wir so schnell waren. Aber eine angenehme Überraschung."
Wie schnell, das zeigte sich am Fahrplan für die entscheidenden Runden in SQ3. Die Konkurrenz von Max Verstappen und Ferrari wartete bis zum Ende hin zu, um nur einen Versuch zu fahren. In SQ3 ist nur ein Satz neuer Soft erlaubt. Daher warten Teams üblicherweise bis zum Ende, um bei bestmöglichen Streckenbedingungen mit fast leeren Tanks die bestmöglichen Ausgangsbedingungen zu erzeugen.
Nicht so McLaren. Norris und Piastri wurden zu Beginn schon rausgeschickt und fuhren insgesamt vier fliegende Runden. Eine schnelle zu Beginn, dann zwei Kühlrunden, dann einen zweiten Versuch. Alles ohne Boxenstopp. Das bedeutete zum einen, dass Norris' persönlich beste erste Runde mit deutlich mehr Sprit relativ zu Ferrari und Verstappen zustande kam. Und, dass Piastris Pole-Runde am Ende auf sich bei weitem nicht mehr so gutem Zustand befindlichen Reifen gefahren wurde.
Trotzdem waren Piastri und Norris über zwei Zehntel weg vom Rest der F1-Welt. "Meine erste Runde war nicht herausragend, ich wusste, wo ich nachlegen würde können", meint Piastri. "Auf der zweiten Runde hielten die Reifen. Ich bin sehr happy, und freue mich, von ganz vorne loszufahren."
Norris kann "Max Verstappen" in Brasilien nicht mehr hören
Norris mag die Pole verspielt haben, doch mit einem starken Auto und nur mit seinem Teamkollegen vor sich könnte die Lage um einiges schlimmer sein. Zugleich kam WM-Rivale Verstappen nicht über Sprint-Startplatz vier hinaus. Worauf Norris nach dem Qualifying jedoch nicht mit Freudensprüngen reagiert: "Mir egal. Ich hasse diese Fragen so sehr!"
"Ich werde einfach mein Rennen fahren, mir ist egal, wo er sich qualifiziert", hat der 47 Punkte zurückliegende Norris vier Rennen vor Schluss genug vom andauernden WM-Geplänkel. "Ich konzentriere mich auf meinen Job. Es ist immer die gleiche Frage. Er kann Erster sein, Letzter, egal, ich gebe einfach mein Bestes."
Der zweite Platz ist für Norris insofern optimal, da Oscar Piastri schon vor Wochen dem Team die Zusicherung gab, im Extremfall sogar Siege herzuschenken, so es denn den WM-Chancen von Norris dienlich ist. Diese Versicherung untermauerte Piastri am Freitagabend nach dem Sprint-Qualifying erneut. Mehr dazu gibt es hier:
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