Es war eine dominante Vorstellung von McLaren im Sprint-Qualifying der Formel 1 in Brasilien - nur steht der falsche Fahrer auf der Pole für das Sprintrennen. Oscar Piastri entriss Lando Norris im letzten Umlauf um 29 Tausendstel den ersten Platz. Damit dürfte jetzt Endstation für Piastri sein. Denn Norris ist der Mann, der mit 47 Punkten Rückstand auf Max Verstappen noch WM-Chancen hat.
Intern ist seit Baku die Hackordnung bei McLaren aussortiert. Der in der WM zurückgefallene Piastri muss sich, wenn es drauf ankommt, als Nummer zwei hinter Norris einsortieren. "Die Situation hat sich eigentlich nicht wirklich verändert", unterstreicht Teamchef Andrea Stella am Freitag in Brasilien. "Wir wollen beide Titel, und Lando ist der Fahrer, der im Rennen für die Fahrer-WM ist."
Piastri im Brasilien-Sprint vor dem ultimativen F1-Opfer?
Piastri ließ bereits vor Baku durchblicken, dass er im Extremfall bereit ist, Siege an Norris abzugeben. Dieser Extremfall könnte im Brasilien-Sprint tatsächlich eintreten. "Ja, ich sagte das von dem Moment an, als wir diese Diskussionen erstmals hatten", unterstreicht Piastri seine Position gegenüber Sky UK auch direkt nach seiner Sprint-Pole.
Dass es nur ein kurzer Sprint mit maximal 8 Punkten für den Sieg ist, macht das Leben natürlich einfacher. "Es ist ein Punkt Unterschied, und nicht das Hauptrennen. Mal schauen. Lando braucht diese Punkte in der Fahrerwertung viel dringender als ich", so Piastri. "Für das Team macht es keinen Unterschied, in welcher Reihenfolge wir ankommen."
"Ich denke, die ersten beiden Plätze sind unser erstes Ziel, und danach werden wir schauen, in welcher Reihenfolge die sein werden", nimmt es Piastri gelassen. Sicherlich klingt er aber nicht wie ein Fahrer, der anstandslos ohne Anweisung zur Seite fahren wird: "Natürlich will ich immer noch gewinnen. Wenn ich Einsatz zeige, gute Pace habe, dann wird das sicher nicht unbemerkt bleiben."
Klärendes Teamorder-Gespräch bei McLaren vor Sprint-Start
Stella untermauert beim Teamorder-Thema: "Wir haben immer gesagt, dass wir das im Sinne unserer Prinzipien tun würden. Mit Integrität, Sportsgeist, mit Fairness gegenüber beiden Fahrern. Das versuchen wir." Ohnehin gab es schon in den letzten Rennen schließlich Teamorder - nur waren die weniger deutlich sichtbar als eine Anweisung, auf der Strecke zur Seite zu fahren.
Nur Norris bekam in Austin und Mexiko einen Frontflügel und Unterboden, die nur in einfacher Ausfertigung vorhanden waren. "Gleichzeitig haben wir jeden Tag Gespräche mit beiden Fahrern", versichert Stella. "Denn wir wollen sicherstellen, dass eventuell nötige Aktionen in einer Wettbewerbs-Session von beiden Seiten mitgetragen werden. Wir schauen schließlich nicht nur auf diese Saison, sondern auch auf die Zukunft."
So wird es auch am Samstagmorgen vor dem Sprint im üblichen Strategie-Meeting wieder ein Gespräch geben. Mit Stella, mit Piastri, mit Norris. Letztendlich ist Klarheit in Brasilien dann essenziell. Denn im Sprint-Qualifying am Freitag sahen Piastri und Norris relativ zur Konkurrenz schon fast unantastbar aus. So ist die allgemeine Erwartung eigentlich, dass irgendwann im Sprint beide Fahrer gemeinsam vorne sein werden.
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