Max Verstappen wurde beim Formel-1-Rennen in Mexiko gleich zweimal bestraft. Innerhalb weniger Kurven drückte der Red-Bull-Pilot im Zweikampf mit Lando Norris den McLaren-Fahrer gleich zweimal neben die Strecke und kassierte entsprechend dem üblichen Strafmaß jeweils eine 10-Sekunden-Strafe.
Bei Red Bull sorgte dieser Urteilsspruch für gespaltene Meinungen. Motorsportbeater Dr. Helmut Marko akzeptierte beide Strafen, stellte nur das Strafmaß in Frage, während Verstappen selbst sich zumindest für die Aktion in Kurve 8 ein vages Schuldeingeständnis entlocken ließ. Red-Bull-Teamchef Christian Horner stößt sich an einem der beiden Urteile. Die Bestrafung von Verstappen in Kurve 4 kann er nicht nachvollziehen.
Christian Horner: Norris fuhr viel zu schnell in die Kurve
Dort hatte Verstappen innen abgedeckt und Norris beim Durchfahren der Schikane 4/5 keinen Platz gelassen. Der Brite wich über das Gras aus. Horners Sicht auf diesen Zwischenfall ist allerdings eine andere, als jene der Stewards. "Ich denke es war hart, zwei 10-Sekunden-Strafen dafür zu vergeben. Es ist offensichtlich eine Reaktion auf letztes Wochenende", urteilte Horner.
Laut ihm sei Norris in dieser Situation auch nicht frei von Schuld, wie er anhand von Telemetrie-Daten, die er ausgedruckt der versammelten Formel-1-Presse nach dem Rennen vorlegte, zu beweisen glaubte. "In der Runde, in der der Zwischenfall mit Max war, fuhr er [Lando Norris, d.Red] 15 Km/h schneller und ging später auf die Bremse als in seiner schnellsten Runde des Grand Prix'", behauptete Horner.
"Er hätte die Kurve nicht geschafft", ist er sich sicher. "Er wäre von der Strecke abgekommen, das kann man von seinen Lenkbewegungen in der Onboard sehen. Und zu diesem Zeitpunkt im Rennen hatte er wahrscheinlich 80 Kilogramm mehr Benzin im Auto als zu dem Zeitpunkt, an dem er seine schnellste Runde gefahren hat", argumentiert Horner.
Eine streitbare Argumentation. Denn das ist nur die halbe Wahrheit. Die GPS-Daten, die Motorsport-Magazin.com vorliegen, beweisen, dass Norris zwar definitiv später gebremst hat, er allerdings stärker in die Eisen stieg und anschließend ähnlich verlangsamte wie in den Runden zuvor. Dass die Linienwahl und damit einhergehend auch die Geschwindigkeit in einem Zweikampf eine andere ist als auf einer Runde ohne Verkehr, verwässert einen Vergleich der Telemetrie sowieso.
Horner ist dennoch davon überzeugt, dass Norris in der Situation die Racing-Richtlinien missbraucht hatte. "Wir laufen Gefahr, dass wir die Überholregeln auf den Kopf stellen und Fahrer nur versuchen, die Nase am Scheitelpunkt vorne zu haben und sie dann Platz am Ausgang der Kurve für sich beanspruchen", warnt er. Laut Horner entspricht es der natürlichen Physik im Rennsport, dass er Fahrer auf der Innenbahn ein Anrecht auf die Kurve haben solle.
Kein Vergleich zu Austin - Horner: Max auf der Strecke
Mit seiner Kritik an der Scheitelpunkt-Richtlinie greift er eine ähnliche Argumentation auf, die vor einer Woche von der Gegenseite gegen Max Verstappens Verteidigungsstil in Austin eingebracht wurde. Laut Horner gibt es aber einen entscheidenden Unterschied zwischen Verstappens Manöver in Mexiko und jenem in Austin: "Letzte Woche kamen beide von der Strecke ab und man kann sich mit einem Überholmanöver neben der Strecke keinen Vorteil herausholen. Aber ich denke, hier ist es anders, denn Max kam nicht neben die Strecke. Er blieb auf dem Kurs."
Während er bei dem Zwischenfall in Kurve 4 die Argumentation der Stewards nicht nachvollziehen kann, sieht Horner ein, dass die Situation in Kurve 8 durchaus eine Bestrafung verdient hat. "Ich kann verstehen, dass eine Strafe für dieses Verhalten anwendbar ist. Denn effektiv wurde dabei ein Auto von der Strecke gedrängt", so Horner. "Aber ich denke, dass es eine Folge von Frustration darüber war, dass Lando den Platz nach dem [ersten] Zwischenfall nicht zurückgegeben hat", verteidigte der Red-Bull-Teamleiter seinen Fahrer.
In Mexiko fuhr Verstappen zu brutal und wurde dafür bestraft. Ist es ansonsten in den Zweikämpfen aber Lando Norris, der nicht aggressiv genug fährt? Das sagte unser F1-Experte Christian Danner nach Austin dazu:
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