Das 2. Freie Training zum Mexiko-GP 2024 stand ganz im Zeichen der Pirelli-Reifen. Weil der Alleinausrüster der Formel 1 die Mischungen für die kommende Saison finalisieren muss, machte Pirelli von einem sogenannten In-Competition-Test Gebrauch. Das Training wurde dafür um eine halbe Stunde auf 90 Minuten verlängert, die Teams mussten mit wenigen Ausnahmen ein von Pirelli definiertes Programm abspulen.
Jene fünf Fahrer, die für Nachwuchsfahrer Platz machen mussten und nicht am 1. Freien Training teilgenommen hatten, sollten die letzten 30 Minuten eigentlich noch zur freien Verfügung haben. Nach einem heftigen Unfall von George Russell [siehe Zwischenfälle] musste das Training aber fast eine halbe Stunde lange unterbrochen werden. Deshalb kamen die Extra-Sätze nur in den letzten Minuten zum Einsatz. Bitter lief es auch für Max Verstappen, der wegen eines Motor-Problems nur vier Runden abspulen konnte [siehe Technik].
Max Verstappen stand schon im Vorfeld des Wochenendes im Mittelpunkt der Diskussionen. Es ging um die Strafe für Lando Norris im Zweikampf mit dem dreimaligen F1-Champion. Warum McLaren gegen die Strafe Protest einlegte, verrät euch Christian in unserem Video:
Carlos Sainz sichert Ferrari die Freitags-Bestzeit in Mexiko City
Die Bestzeit auf dem 4,304 Kilometer kurzen Autodromo Hermanos Rodriguez ging in 1:17,699 Minuten an Carlos Sainz. Die Zeitenjagd im 2. Training war in Mexiko aber nahezu vernachlässigbar. Die Teams bekamen von Pirelli unterschiedliche Mischungen. Jeder Fahrer bekam davon einen Satz der 2024er Reifen und den dazugehörigen Satz der Prototyp-Reifen.
Abgesehen von den unterschiedlichen 2024er Mischungen sind die Zeiten auf den Prototypen noch schwieriger zu vergleichen. Pirelli hatte unterschiedliche Prototypen für alle Mischungen im Gepäck, nicht einmal die Teams selbst wissen, was sie genau testeten.
Das Ergebnis: Trotz der etwas härteren C4-Reifen ging die Bestzeit an Carlos Sainz. Mit zwei Zehntel Rückstand sortierte sich Oscar Piastri auf weicheren Reifen ein. Nur eine Tausendstelsekunde langsamer war Yuki Tsunoda. Der Racing-Bull-Pilot testete aber die weichsten Pirellis. Direkt dahinter sortierte sich Charles Leclerc im zweiten Ferrari auf Rang vier ein.
Kevin Magnussen auf Rang fünf musste bereits abreißen lassen: Dem Haas-Piloten fehlte eine halbe Sekunde auf die Sainz-Bestzeit. Lewis Hamilton wurde Sechster, Lokalmatador Sergio Perez sortierte sich auf Rang acht direkt vor Titel-Aspirant Lando Norris ein. Nico Hülkenberg wurde Zwölfter.
Team | 2024er Basis | Prototyp |
---|---|---|
Red Bull | C5 | C5 |
Mercedes | C4 | C4 |
Ferrari | C4 | C4 |
McLaren | C5 | C5 |
Aston Martin | C5 | C6 |
Alpine | C4 | C4 |
Williams | C5 | C6 |
Racing Bulls | C5 | C6 |
Sauber | C5 | C5 |
Haas | C4 | C4 |
Die Zwischenfälle: Nach 12 Minuten musste das Training mit Rot unterbrochen werden. George Russell hatte die Kontrolle über seinen Mercedes im schnellen Mittelsektor verloren. Der Silberpfeil setzte beim Überfahren der Kerbs in Kurve 8 mehrmals auf, Russell wurde zum Passagier, drehte sich und schlug seitwärts heftig in die Tecpro-Barriere ein.
Beim Aufprall hatte Russell die Hände noch am Lenkrad, doch der Brite konnte ohne sichtbare Probleme selbst aus dem Auto aussteigen und wurde nach kurzer Untersuchung wieder aus dem Medical Center entlassen. Der Aufprall war so heftig, dass die gesamte Tecpro-Barriere anschließend ausgetauscht werden musste. Rennleiter Niels Wittich konnte die Session deshalb erst 24 Minuten später wieder freigeben.
Für Mercedes war es der dritte schwere Unfall nach der Sommerpause. Erst erwischte es Kimi Antonelli in Monza, dann zuletzt schon einmal George Russell im Qualifying in Austin. Unser F1-Experte Christian Danner analysiert das Silberpfeil-Dilemma in diesem Video:
Die Technik: Schon im 1. Training hatte Max Verstappen Probleme an seinem Honda-Motor beklagt. Das Team konnte ein Luft-Leck identifizieren und ging eigentlich davon aus, das Problem in der Pause behoben zu haben. Allerdings gab es im 2. Training erneut Probleme, der Weltmeister konnte keine Rundenzeit setzen und musste die Session nach lediglich vier Runden für beendet erklären.
Alex Albon konnte erst gar nicht am Training teilnehmen. Der Williams-Pilot war im 1. Training nach einer Kollision mit Oliver Bearman heftig abgeflogen. Das Team arbeitete mit Hochdruck an der Reparatur, schaffte es aber nicht, den Boliden rechtzeitig für das 2. Training wieder fahrbereit zu bekommen.
Der Pirelli-Test: Jeder Fahrer musste insgesamt 34 Runden im Namen Pirellis abspulen. Dabei mussten zunächst Short-Runs mit 20 Kilogramm Benzin an Bord mit beiden Reifensätzen absolviert werden. Der Short-Run bestand aus einer Outlap, einer schnellen Runde, einer Abkühlrunde und einer weiteren schnellen Runde. Die Longruns mussten mit 100 Kilogramm Benzin gestartet werden und gingen über zehn gezeitete Runden.
Bei den Prototyp-Mischungen für 2025 hatte Pirelli auch den C6 im Gepäck. In der Formel-1-Saison 2024 gibt lediglich die Mischungen C1 bis C5. Für Straßenkurse soll 2025 der besonders weiche C6 neu ins Sortiment aufgenommen werden. Abgesehen von den Mischungen unterscheiden sich die Prototyp-Reifen auch in der Konstruktion vom 2024er Produkt. Die Konstruktion ist aber bereits homologiert, die Mischungen kann Pirelli noch bis 1. Dezember finalisieren.
Während des Pirelli-Tests durften die Teams das Setup der Autos nicht anfassen. Lediglich der Frontflügel durfte verstellt werden.
Das Wetter: Wie schon im 1. Training fanden die Formel-1-Fahrer perfekte Bedingungen vor. Die Umgebungstemperatur war mit 23 Grad Celsius ähnlich, der Asphalt kühlte sich durch die längeren Schatten der tiefstehenden Sonne um rund 10 Grad auf 34 Grad Celsius ab. Für das Formel-1-Qualifying am Samstag und das Rennen am Sonntag werden ähnliche Bedingungen erwartet.
So weit der ereignisreiche Freitag voller Unfälle, Nachwuchsfahrer und Reifentests. Am Samstag geht es im Qualifying um die Startplätze für den Grand Prix. Wer holt sich die Pole? Gib deinen Tipp in den Kommentaren ab!
diese Formel 1 Nachricht