Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13.09.2024 und wurde mit zusätzlichen Informationen zum Zeitplan aktualisiert.
Die Formel-1-Saison 2024 ist mit 24 Grands Prix ohnehin bereits die längste der Geschichte - und doch könnte sie noch verlängert werden. Die Diskussionen über ein Rookie-Sprintrennen nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi haben in den letzten Wochen weiter fahrt aufgenommen. Während es zunächst danach aussah, als könne die Idee erstmals 2025 umgesetzt werden, scheint inzwischen schon eine Austragung des Rookie-Sprints in diesem Jahr wahrscheinlich.
Hinter den Kulissen wird bereits über Details des Formats diskutiert. "Man muss es nicht unnötig kompliziert machen", fordert Christian Horner, der die Idee eigenen Aussagen zufolge erst an den Verhandlungstisch gebracht hat. "Man muss hauptsächlich das Sportliche Reglement für die Sprints adaptieren, dann ist das durchaus machbar", meint der Red-Bull-Teamchef.
Doch so einfach ist es - wie so oft in der Formel 1 - nicht. Einerseits geht es um den Zeitplan. Der Rookie-Sprint soll am Dienstag nach dem Saisonfinale statt des Reifentests stattfinden. Das Sportliche Reglement sieht an diesem Tag einen ganzen Testtag mit zwei Autos pro Team vor. Eines davon muss von einem Rookie pilotiert werden.
Training, Qualifying und Rookie-Rennen an einem Tag
Für die Rookies wäre ein Rennen deutlich attraktiver, doch gleichzeitig sollen eigentlich auch Reifen für die nächste Saison getestet werden - dafür ist der Test schließlich im Reglement verankert. Pirelli bringt 2025 neue Reifen und möglicherweise mit dem C6 eine zusätzliche Mischung. Gerade in Abu Dhabi wären Tests für die extrem weiche Mischung sinnvoll.
Dafür soll es parallel zum Rookie-Programm noch Testfahrten für die Stammfahrer geben. Von 9:00 bis 12:00 Uhr sollen die Teams zwei Autos einsetzen. In einem kann der Rookie für das spätere Event trainieren, im anderen kann ein Stammfahrer Reifen für 2025 testen.
Am Nachmittag, so sehen es die aktuellen Pläne vor, soll der Dienstag dann zum reinen Rookie-Event werden. Erst fahren die zehn Youngster die Startplätze in einer verkürzten Qualifikation mit zwei Segmenten aus. Vier Fahrer scheiden im ersten Segment aus, sechs Piloten fahren im zweiten Segment um die Pole. Nach einer Stunde Pause steht schließlich das Sprint-Rennen über die 100-Kilometer-Distanz an.
- Vormittag: 3 Stunden Training/Reifentest für Rookies + Stammfahrer mit 20 Autos
- Nachmittag: Qualifying für 10 Rookies mit zwei Segmenten
- Abend: Sprint-Rennen für 10 Rookies über 100 Kilometer
Diese Pläne sind zumindest in der Schublade, müssen aber noch genauer ausgearbeitet und schließlich auch von der Formel-1-Kommission beschlossen werden. Für die Formel 1 würde das ein zusätzliches Event bedeuten, mit dem sich Geld verdienen lässt, für die FIA vor allem zusätzlichen Aufwand. Mitte Oktober müssen die Pläne zunächst von der Formel-1-Kommission und schließlich vom Motorsportweltrat verabschiedet werden.
Wer zählt als Formel-1-Rookie?
Neben dem genauen Ablauf müssen auch noch andere Details definiert werden. Wie zum Beispiel die Frage, wer überhaupt an den Start gehen darf? Derzeit sieht das Reglement Fahrer als Rookies an, die maximal zwei Grand-Prix-Starts absolviert haben. Franco Colapinto zählt so am Ende der Saison nicht mehr als Rookie und auch Liam Lawson dürfte nicht für Red Bull oder die Racing Bulls ran, weil er in der vergangenen Saison fünf Mal für Daniel Ricciardo einsprang.
Auch die Lizenz könnte ein Diskussionspunkt sein: Genügt eine Trainings-Superlizenz oder muss es schon eine komplette Superlizenz sein? Das würde die Fahrerauswahl stark einschränken, aber es gilt zu verhindern, dass Teams die Cockpits an zahlungskräftige Piloten verkaufen, wie es derzeit mit TPC-Test gemacht wird. Einen Hintergrundartikel zu den TPC-Tests gibt es im aktuellen Print-Magazin zu lesen.
Mercedes dürfte die Horner-Idee des Rookie-Sprints gefallen, weil man mit Kimi Antonelli den Hamilton-Ersatz schon für den Ernstfall trainieren könnte. Mit Oliver Bearman und Jack Doohan gibt es mindestens zwei weitere Rookies, die so schon für ihre zukünftigen Teams an den Start gehen könnten.
Mögliche Young Driver beim Abu Dhabi Rookie Sprint
Team | Fahrer |
---|---|
Red Bull | Isack Hadjar |
Mercedes | Kimi Antonelli |
Ferrari | Robert Shwartzman |
McLaren | Gabriel Bortoleto / Patricio O'Ward |
Aston Martin | Felipe Drugovich |
Alpine | Jack Doohan |
Williams | Zak O'Sullivan / Luke Browning |
Racing Bulls | Ayumu Iwasa / Arvid Lindblad |
Sauber | Theo Pourchaire / Zane Maloney / Gabriel Bortoleto |
Haas | Oliver Bearman |
Neben der Fahrer-Frage gibt es weitere Punkte, die genauer definiert werden müssen: Zählt das Rookie-Rennen zur Budget-Obergrenze? Wie steht es um Motoren und Getriebe: Müssen die Komponenten aus der abgelaufenen Saison eingesetzt werden? Theoretisch dürfen die Teams bei Testfahrten komplett frische Aggregate einbauen. Aus Gründen der Kosten und der Logistik passiert das nach der Saison eher selten.
Rookie-Rennen und gleichzeitig Hamilton im Ferrari?
Spannend ist die Diskussion auch, weil der Test nach Saisonende nicht nur aus Reifen-Sicht interessant ist. Mit Lewis Hamilton, Carlos Sainz, Esteban Ocon und Nico Hülkenberg wechseln mindestens vier Fahrer zur Formel-1-Saison 2025 Teams. Oftmals drücken die bisherigen Arbeitgeber ein Auge zu oder die Verträge erlauben es ohnehin und die Piloten dürfen schon beim Reifentest für ihre neuen Teams fahren.
Weil es so viele Wechsel gibt, ist der 'Reifentest' auch für die Stammfahrer deutlich interessanter als sonst. Die aktuellen Pläne sehen aber keine ganzen Testtag für die Routiniers vor, wie er eigentlich im Reglement verankert ist.
Aus Reifen-Sicht spricht nichts gegen den Rookie-Sprint: Pirelli hat genügend Pneus für Rennen und Qualifying und mit den Testmöglichkeiten sind die Italiener ebenfalls zufrieden.
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