Nach einem Wochenende Pause ist die Formel 1 wieder zurück – und das mit einem traditionellen Unterhaltungskracher. Wir sind in Aserbaidschan auf dem Baku City Circuit. Der Straßenkurs in der Hauptstadt des Landes sorgte in den vergangenen Jahren regelmäßig für die spannendsten Rennen des Jahres. Auch in der Saison 2024 verspricht die Ausgangslage ein hohes Maß an Unterhaltung. Die Brennpunkte für den Aserbaidschan GP.
Brennpunkt 1: Ist Ferrari zurück an der Formel-1-Spitze?
Dass die Formel 1 ein Wochenende pausierte, dürfte Ferrari durchaus gelegen gekommen sein. Somit hatten die Tifosi noch etwas mehr Zeit, einen der mittlerweile seltenen Heimsiege gebührend zu feiern. Charles Leclerc stieg in Monza wie der Phönix aus der Asche und holte einen völlig überraschenden zweiten Sieg im Temple of Speed. Grundstein für den Erfolg waren einerseits ein Strategie-Coup, aber auch die verbesserte Performance des SF-24. Die Scuderia hatte in Monza ein großes Upgradepaket dabei, welches sofort Wirkung zeigte.
Das Rennen an diesem Wochenende in Baku wird zeigen, ob das Paket auch auf anderen Strecken funktioniert. Leclerc selbst blickte noch vorsichtig auf den Grand Prix voraus und verwies auf die atypischen Streckenbedingungen. Immerhin: Zumindest im Qualifying scheint der Baku City Circuit eine der Paradestrecken Leclercs zu sein. In den letzten drei Rennen holte der Monegasse die Pole Position. Gewinnen konnte er allerdings nie.
Brennpunkt 2: Bekommt sich McLaren endlich selbst in den Griff?
McLaren und besonders Lando Norris machten in Monza da weiter, wo sie vor der Sommerpause aufgehört hatten. Das ist keinesfalls positiv gemeint. Nachdem es in Zandvoort erst so schien, als hätten die Papaya-Orangenen aus den Lektionen der Hinrunde gelernt, stand sich das Team in Italien erneut selbst im Weg. Symptomatisch war einmal mehr Lando Norris, der es erneut nicht schaffte seine Pole Position in der ersten Runde zu verteidigen. Ausgerechnet Teamkollege Oscar Piastri verdrängte Norris bereits nach vier Kurven auf den dritten Platz, wobei sich die beiden für ein Team, dass den WM-Titel holen möchte, gefährlich nah kamen. Später ließen sich beide dann auch noch von Leclerc und Ferrari bei der Strategie abkochen.
In Baku soll nun endgültig Schluss damit sein. Die sogenannten Papaya-Regeln, also die Richtlinien zur Art und Weise, wie die beiden McLaren-Fahrer gegeneinander fahren sollen, werden für den Rest der Saison angepasst. Das hatte Teamchef Andrea Stella nach der Monza-Niederlage angekündigt. Was genau das heißt, wollte der Italiener allerdings nicht verraten. Die Änderungen dürften allerdings höchstwahrscheinlich Norris zugutekommen, der noch immer Chancen auf den Fahrertitel innehat.
Brennpunkt 3: Holt sich Red Bull aus der Krise?
Einer, der naturgemäß etwas dagegen hat, ist Max Verstappen. Doch der Weltmeister und sein Team befinden sich seit vielen Wochen in einer, für Red-Bull-Verhältnisse, handfesten Performance-Krise. Seit sechs Rennen konnte der Brausehersteller nicht mehr gewinnen, spielte auch in Monza einmal mehr keine Rolle im Kampf um das Podium, geschweige denn um den Sieg.
Zwischen Monza und Baku hat Max Verstappen daher hart an der Red-Bull-Wende gearbeitet. „Ich war diese Woche wieder mit dem Team in der Fabrik und im Simulator vor dem Double Header“, blickt der Weltmeister auf das Wochenende voraus. Traditionell lief der Red Bull auf den Straßen der Hauptstadt Aserbaidschans sehr gut. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Extrastunden Verstappens auszahlen werden.
Brennpunkt 4: Erkauft sich Sergio Perez neue Formel-1-Zeit?
Die Rückkehr nach Aserbaidschan lässt Red Bull allerdings auch aus einem anderen Grund positiv stimmen. Denn der amtierende Weltmeister kann sich berechtigte Hoffnungen machen, an diesem Wochenende auch auf Sergio Perez zählen zu können. Straßenkurse zählen ohnehin zu den Lieblingsstrecken des Mexikaners, doch der Baku City Circuit sticht nochmal mehr heraus. Bereits zwei Mal konnte Perez den Aserbaidschan GP gewinnen und seinen Teamkollegen Verstappen ausstechen.
Ein gutes Ergebnis würde sowohl Red Bull als auch Perez selbst enorm guttun. Red Bull braucht die Punkte und Perez will sich an der Rettungsleine seines Arbeitgebers festhalten. Dass die Formel 1 nach der Sommerpause nach Baku kommt, war einer der Hauptgründe dafür, dass Perez etwas überraschend seinen Platz bei Red Bull vorerst behalten durfte. Der Aserbaidschan GP könnte richtungsweisend für die weitere Formel-1-Karriere des Sergio Perez sein. Nicht zuletzt, da mit Liam Lawson ein heißer Anwärter im Hintergrund lauert und der noch in diesem Monat Gewissheit über seine Zukunft haben muss, wenn Red Bull ihn nicht verlieren möchte.
Brennpunkt 5: Wie sieht die WM nach Baku aus?
In der Formel-1-WM könnte sich an diesem Wochenende nach einer gefühlten Ewigkeit an der Spitze wieder etwas ändern. Lediglich acht Punkte trennen Spitzenreiter Red Bull vom ersten Verfolger McLaren. Gut möglich, dass in Anbetracht des jüngsten Performance-Trends McLaren als neuer WM-Führender die Strecke von Baku verlässt. Acht Rennen vor dem Ende der Formel-1-Saison 2024, ist die Meisterschaft so spannend wie seit dem Jahr 2021 nicht mehr.
In der Fahrer-WM ist der Vorsprung dagegen etwas größer. 62 Punkte liegt Max Verstappen noch vor Lando Norris in der Rangliste. Im Durchschnitt müsste Norris bis zum Ende der Saison also mindestens 7,75 Punkte pro Rennwochenende auf Verstappen aufholen, wenn er sich doch noch zum Formel-1-Weltmeister krönen möchte. Ein sehr ambitioniertes, wenn auch nicht unmögliches Unterfangen. Nur dafür darf sich McLaren und vor allem Norris keine Fehler mehr erlauben. Es braucht Big Points gegen Verstappen. Am besten schon an diesem Wochenende.
Brennpunkt 6: Wie schlägt sich Oliver Bearman?
In Aserbaidschan wird außerdem ein neues altes Gesicht mit von der Partie sein. Oliver Bearman ersetzt für das Wochenende in Baku Kevin Magnussen im Haas. Der Däne hatte in Monza etwas kontrovers zwei Strafpunkte erhalten und somit bereits 12 Zähler dieser Art auf dem Konto. Das bedeutete eine Rennsperre. Oliver Bearman, der nächstes Jahr fest im Haas sitzen wird, bekommt daher unverhofft einen verfrühten nächsten Formel-1-Einsatz. Bereits am Anfang der Saison ersetzte der Brite Carlos Sainz im Ferrari und wusste direkt zu überzeugen. Ob er auch in einem deutlich langsameren Haas sein Talent aufzeigen kann, werden wir spätestens am Sonntag beurteilen können. Die Strecke scheint dem Ferrari-Junior allerdings zu liegen. Zu Formel-3-Zeiten holte Bearman trotz schiefem Lenkrad die Pole Position.
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