Ferrari war in Monza auf Wolke sieben. Charles Leclerc gelang mit einer mutigen Einstopp-Strategie der erste Heimsieg seit 2019. Doch nicht nur ein reifenflüsternder Fahrer und der Kommandostand, sondern auch ein Update des SF-24 soll zum Erfolg beigetragen haben. Wie sehr der neue Unterboden geholfen hat und was er im weiteren Saisonverlauf bringt? Das kann Ferrari noch nicht sagen, auch aufgrund des Rennkalenders der Formel 1.
Leclerc nach Monza-Sieg misstrauisch: McLaren immer noch vorn
"Ich weiß es nicht, weil ich denke, dass unser Paket auf einer Strecke wie Monza ziemlich gut funktioniert hat. Ob das auch für den Rest der Saison gilt, bezweifle ich. Ich denke, dass McLaren immer noch der Favorit ist", antwortete Sieger Charles Leclerc auf die Frage nach der Wirkung des Updates. Der Unterboden, dessen Ränder und der Diffusor wurden modifiziert. Auch die Motorabdeckungen erfuhren eine Veränderung.
"Wir hatten ein Upgrade, das uns definitiv näher an McLaren heranbrachte, aber ich glaube nicht, dass es ausreicht, um auf anderen Strecken für den Rest der Saison das Auto zu sein, das es zu schlagen gilt", meint der Monegasse. Teamkollege Carlos Sainz stimmte ein: "Wir waren im Rennen mit den McLaren, was gut zu sehen war. Aber es ist Monza, eine sehr spezifische Strecke. Wir müssen normalere Strecke abwarten, um zu sehen, ob dieses Update eine Wende für unsere Saison ist. Werden wir ab jetzt um Siege fahren, oder wieder etwas zurückfallen?"
Keine 'normalen' Strecken in Sicht: Funktioniert das Ferrari-Update wirklich?
Warum aber lässt sich der Einfluss des Updates nicht verifizieren? "Wir sind in einer komplett anderen Konfiguration im Vergleich zum Rest der Saison unterwegs", erklärt Teamchef Fred Vasseur. Der Ferrari hatte zuletzt Probleme mit Bouncing bei höheren Geschwindigkeiten. Monza ist Highspeed pur, aber es wird auch traditionell mit Mini-Flügeln gefahren. Die Frage ist also: Kam es nicht zum Bouncing, weil der neue Unterboden wirkt, oder weil der niedrigere Anpressdruck der Flügel das Auto weniger auf den Asphalt drückte? Bei letzterem Fall wäre das Problem auf anderen Strecken mit größeren Flügeln wieder da.
Eine Antwort auf diese Frage hat Maranello (noch) nicht, und wird sie auch so schnell nicht bekommen. "Wir brauchen mehr Erfahrungen mit diesem neuen Unterboden. Wir müssen auf normalere Strecken kommen. Die nächste ist Austin", meint Sainz. Der Rennkalender macht den Roten in Sachen Evaluierung einen Strich durch die Rechnung: "In Baku gibt es keine schnellen und mittelschnellen Kurven. Es ist alles langsam. Es ist sehr spezifisch, wie auch in Singapur. Wir werden also nicht sehen, was das Auto in schnellen oder mittelschnellen Kurven kann." Erst nach den beiden Stadtkursen wird wieder auf 'normalen' Rennstrecken gefahren. Austin, Mexiko und Interlagos kommen ab Mitte Oktober im Triple-Header daher. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit.
Weitere 'spezielle' Strecken: Baku und Singapur als nächste Ferrari-Chancen
Ob der Fortschritt dauerhaft ist, kann also im September nicht mehr beurteilt werden. Für die Stadtkurse in Baku und Singapur darf sich Ferrari aber berechtigte Hoffnungen machen. In Monaco gab es bereits einen Triumph und im Vorjahr war Singapur der Ort des einzigen Saisonsieges. Auch für Baku ist Leclerc optimistisch: "Ich mag diese Strecke sehr und war in der Vergangenheit recht konkurrenzfähig, also wer weiß, vielleicht können wir dort wieder etwas Besonderes erreichen."
Angriff auf Konstrukteurstitel falls Update dauerhaft funktioniert?
Doch wenn das Update auch auf anderen Strecken funktionieren sollte, was ist dann drin? Für Teamchef Vasseur geht es vor allem um eine Disziplin: "Die Pace [in Monza, Anm. d. Red.] lag mehr am Reifenmanagement, als an etwas anderem. Es ist im Qualifying, wo du sechs oder acht Autos innerhalb von einem oder zwei Zehnteln hast. Da macht jedes einzelne Update einen Unterschied." In Monza waren McLaren, Ferrari und Mercedes durch 186 Tausendstel getrennt. Nur Red Bull schwächelte, gehört aber ansonsten auch zur Spitzengruppe, zumindest mit Max Verstappen am Steuer. Ein kleiner Zeit-Unterschied kann also viele Positionen ausmachen.
Carlos Sainz hofft, dass der neue Unterboden seine Wirkung langfristig entfalten wird: "Ja, es wäre entscheidend, besonders für die Konstrukteurswertung." In dieser Wertung gilt McLaren als heißer Kandidat, das aktuell führende Team von Red Bull abzufangen. Aber wieso sollte Ferrari bei nur 39 Punkten Rückstand nicht dazwischengrätschen können? Der Spanier sieht diese Möglichkeit: "Es gibt eine große Chance, nicht nur mehr Siege in diesem Jahr zu holen, sondern auch um den Konstrukteurstitel zu kämpfen." Doch er schränkt ein: "Dafür müssen wir aber auch auf anderen Strecken schnell sein und mit McLaren und Red Bull kämpfen." Was wieder zur Frage führt, ob das Update dauerhaft helfen wird...
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