Die Pleitenserie bei Weltmeister Max Verstappen geht weiter: Seit sechs Rennen stand der Niederländer nicht mehr ganz oben auf dem Treppchen. Gute Vorzeichen für seinen ärgsten Verfolger Lando Norris? Könnte man meinen. Dem 24-jährigen Briten gehen immer wieder WM-Zähler durch die Lappen. Nicht selten durch seinen aufstrebenden Teamkollegen Oscar Piastri. Zuletzt in Monza, als der Australier ihm in der ersten Runde des Rennens Position eins streitig machte. Ist es an der Zeit für McLaren, auf eine klare Nummer eins zu setzen?
Wieso verzichtete McLaren bisher auf eine Stallorder?
Ab dem Großen Preis in Miami war klar: Team Papaya kann um Siege, vielleicht sogar um die Weltmeisterschaft mitfahren. Doch Lando Norris hat seitdem immer wieder Punkte an seinen Teamkollegen verloren. Motorsport-Magazin-Experte Christian Danner vermutet, der Grund der fehlenden Teamorder könne auf Seiten der Teamführung liegen: "Zak Brown ist ein begeisterter Hobby-Rennfahrer. Und hat ein riesen Motorsport-Herz", meint der ehemalige F1-Fahrer. "Und deswegen versucht er, sich um dieses harte Teamorder-Geschäft so ein bisschen zu drücken. Das mag er nicht."
Die Notwendigkeit einer klaren Nummer eins sieht Danner zähneknirschend ein: "Stallregie [ist] nicht so wirklich meine Lieblingsangelegenheit, aber ich glaube, bei McLaren unvermeidlich. Und ich glaube, das werden wir ab Baku sehen." In der neuen Ausgabe des AvD Motorsport Magazins macht Danner die Dringlichkeit dieser Entscheidung deutlich. "Die Chance, einen so schwachen Verstappen zu kriegen, mit einem so schlechten Auto, ist jetzt gegeben. Und dieses 'Jetzt' kann übermorgen schon wieder vorbei sein."
McLaren mit Stallorder Anwärter Nummer eins auf die WM?
Aktuell liegt Norris 62 Zähler im Hintertreffen gegen Verstappen. McLaren fehlen 8 Punkte, um mit Red Bull gleichzuziehen. Doch selbst bei einer klaren Nummer eins im Team steht die Papaya-Truppe vor einer entscheidenden Aufgabe, um realistische Chancen auf beide Meisterschaften zu haben: die Strategien in den Griff zu bekommen. Wie ein roter Faden zogen sich falsche Entscheidungen in puncto Rennstrategie durch die Saison.
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Viele Gelegenheiten, gute Punkte einzufahren, wurden nicht genutzt: In Silverstone wurde Piastri bei einsetzendem Regen eine Runde zu spät in die Box geholt, ein zu später Reifenwechsel und eine falsche Reifenwahl nahmen Norris noch im selben Rennen alle Chancen auf den Sieg.
Solche Ereignisse sind kein Einzelfall. Zuletzt verlor die Truppe von McLaren in Monza einen sicher geglaubten Doppelsieg an Ferrari. Die Strategie sei in diesem Fall aber schon okay gewesen, so Danner. "Man muss immer überlegen: bin ich aggressiv und risikobereit oder bin ich defensiv und will kein Risiko eingehen?" Nachdem die Strecke in Monza neu asphaltiert wurde und Pirelli die weichste Reifenmischung zur Verfügung gestellt hatte, kämpften die zehn Teams mit Graining, was für unterschiedliche Strategien und Unsicherheiten diesbezüglich sorgte.
Graining bezeichnet eine Art Schälen des Reifens in Folge starker Belastung und führt zu schlechterer Bodenhaftung. Der Strategieabteilung bei McLaren dürfe man bezüglich der Taktik also keinen Vorwurf machen, schlussfolgert Danner. McLaren habe dieses Risiko nicht eingehen wollen.
Obwohl sich die Geister über die Niederlage des Teams von Zak Brown und Andrea Stella im "Temple of Speed" scheiden mögen, bleibt klar, dass McLaren Konstanz in die Rennwochenenden bringen muss, um beide Titel in den verbleibenden acht Runden der Formel-1 Weltmeisterschaft einzufahren, und sich keine Fauxpas mehr leisten sollte.
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