Oliver Bearman steht wegen der Rennsperre von Kevin Magnussen in Baku vor seinem zweiten Formel-1-Einsatz und dieses Mal ist er weitaus besser vorbereitet als bei seinem spontanen Debüt in Saudi-Arabien. Statt nur weniger Stunden, hatte der Brite nun zwei Wochen Zeit, um sich auf den Grand Prix vorzubereiten. Anders als beim letzten Mal, als er am Samstag ins kalte Wasser geworfen wurde, darf er ein vollständiges Formel-1-Wochenende inklusive Training bestreiten. Seit zwei Monaten steht zudem fest: Nächstes Jahr wird Bearman Stammfahrer bei Haas. Sein Training ist deshalb schon jetzt voll auf die Königsklasse ausgerichtet. Diese Voraussetzungen helfen.
"Ich setze einfach meinen Trainingsprozess fort und stelle sicher, dass ich bestmöglich vorbereitet bin", teilte Bearman am Donnerstag vor dem Aserbaidschan-GP mit. Eine deutlich größere Gelassenheit und Selbstsicherheit als bei seinem Debüt Anfang des Jahres ist ihm anzumerken. Der Ferrari-Junior freut sich über die erneute Chance: "Es ist eine enorme Hilfe, dass ich diesmal vorher weiß, dass ich ein Formel-1-Rennen fahren werde. Die Tatsache, dass ich FP1 und FP2 fahren werde, hilft mir dabei, das Wochenende Schritt für Schritt aufzubauen. Ich werde genug Zeit haben und kein Risiko eingehen müssen. Das ist eine großartige Gelegenheit, um mehr Erfahrung zu sammeln."
Herausforderung Baku: Bearman kommt mit Selbstvertrauens-Boost
Wieder ersetzt Ollie Bearman einen der Formel-1-Stammfahrer, wieder ist die Strecke ein Straßenkurs. Sicherlich gibt es einfachere Strecken als den Baku City Circuit, um sich als Newcomer in der Königsklasse zu beweisen. "Es ist definitiv eine schwierige Strecke. Es ist mein zweites Rennen in der Formel 1 und mein zweites Straßenrennen. Wenn ich mir zwei Rennen hätte aussuchen können, dann wären es wahrscheinlich nicht diese gewesen", so der 19-Jährige.
Unbekanntes Terrain ist der Kurs für ihn allerdings ganz und gar nicht. Bereits im vergangenen Jahr konnte der Prema-Pilot in der Formel 2 mit einem äußerst erfolgreichen Baku-Wochenende einiges an Selbstvertrauen sammeln, als er sowohl Sprint- als auch Hauptrennen gewann. Trotz dieses Vertrauensschubs gab Bearman zu bedenken: "Von außen betrachtet war es ein sehr sauberes Wochenende. Tatsächlich habe ich aber in jeder einzelnen Session die Mauer berührt. Das werde ich also versuchen, zu reduzieren. Ich wünsche mir einfach ein reibungsloses Wochenende."
Einen Unterstützer hat Bearman bereits in Nico Hülkenberg, seinem Haas-Teamkollegen an diesem Wochenende. "Er kennt das Auto. Er hat es schon einige Male gefahren. Ich denke, seine Pace wird schnell auf Augenhöhe sein. Straßenkurse liegen ihm. Er wird sich schnell einfinden", äußerte sich der Deutsche zuversichtlich.
Mut zum Risiko? Bearman: In der Formel 1 eine Frage des Vertrauens
Obwohl die Formel 2 die unmittelbare Vorstufe zur Formel 1 ist, betonte Bearman, dass der Sprung in die Königsklasse enorm sei. "Nichts kann dich wirklich auf die Formel 1 vorbereiten", stellte der Nachwuchsfahrer klar. Die größte Umstellung sei die Fahrweise, die aufgrund des höheren Abtriebslevels in der Formel 1 eine ganz andere ist: "Man kann so viel mehr machen. Man kann ein bisschen mehr mit dem Limit spielen. Und es ist eher eine Frage des Vertrauens, ob man die Rundenzeit herausholt oder nicht", beschrieb Bearman den Unterschied.
Ebenjenes Vertrauen sei auf dem Stadtkurs in Aserbaidschan wegen der engen Kurven und nahen Wände allerdings schwierig aufzubauen, meinte der Brite. Er erklärte: "Wenn man kein Vertrauen in die Bremsen hat, ist es schwierig, schnell zu sein. Aber um das Vertrauen in die Bremsen zu bekommen, muss man etwas riskieren."
Also volles Risiko ab der ersten Runde? Nein. Bearman hält sich zurück und möchte nicht dem Beispiel seines Prema-Kollegen Andrea Kimi Antonelli nacheifern, der am vergangenen Formel-1-Wochenende in Monza mit einem übermotivierten Crash im ersten Training für Schlagzeilen sorgte. "Ich werde etwas mehr Sicherheitsabstand lassen - vor allem in den ersten Trainings. Ich muss wirklich Vertrauen in das Auto und mich selbst haben, bevor ich anfange, zu pushen und das Limit zu finden", versprach Bearman.
"Schritt für Schritt steigern" lautet Bearmans Plan. "In der F2 muss man sich direkt auf die Pace konzentrieren und mit nur einer Trainingssitzung viel Risiko eingehen. Wir haben dieses Wochenende drei davon. Es geht darum, das Ganze aufzubauen." In Baku will er von sich überzeugen und gibt sich erwartungsfroh: "Es ist eine weitere großartige Gelegenheit, zu zeigen, wie ich mich verbessert habe."
Noch einmal eine Schippe draufzulegen könnte für Ollie Bearman im Haas schwierig werden. Denn bereits bei seinem Debüt, das er gleich mit einem Top-Auto geben durfte, verzückte er die Formel-1-Welt mit einer überzeugenden Darbietung im Ferrari. In diesem Video teilte der Ferrari-Junior direkt nach seiner Premiere einen persönlichen Einblick in seinen Weg in die Königsklasse und seine erste Formel-1-Erfahrung:
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