Mit zwei 17. Plätzen beendet Franco Colapinto seinen ersten Trainings-Freitag als echter Formel-1-Fahrer. Bis auf eine Schrecksekunde in der Parabolica flog er unter dem Radar. Und hat damit das Soll eigentlich erfüllt. Besonders im Angesicht der nach dem ersten Tag wie zu erwarten noch recht langen Liste an offenen Aufgaben.
Auf jeden Fall steht für Colapinto fest, dass er fit genug ist, dass sein Nacken die hohen Fliehkräfte der Formel 1 aushält. "Monza ist vom Körperlichen her eher eine einfache Strecke", meint er. Schwierig wird es eher mit der Hitze, jenseits der 30 Grad Celsius an diesem Wochenende: "Ich versuche mich nur darauf einzustellen, im Auto zu trinken, was ich momentan nicht kann! Mal schauen, wie es am Sonntag läuft, ob ich trinken muss!"
Seinen ersten halbechten F1-mit-Vollgas-Geschmack erhielt Colapinto im 2. Training mit seinen ersten Qualifying-Simulationen auf Soft-Reifen. Mit nur 0,192 Sekunden Rückstand auf Teamkollege Alex Albon schlug er sich in der Abrechnung passabel.
Colapinto hadert mit Formel-1-Reifen: Sehr sensibel
"Das zweite Training lief gut, ich fühlte mich immer besser im Auto und versuchte etwas näher ans Limit zu gehen und ein bisschen konstanter und mit ein bisschen mehr Vertrauen in die schnellen Kurven zu gehen", so Colapinto. Hier stößt er nach den ersten Stunden noch an seine Grenzen: "Da muss ich das Limit der Reifen noch etwas besser finden."
Die F1-Pirellis sind nicht ohne Grund notorisch für ihr kleines Arbeitsfenster. "Sie sind in Sachen Temperatur sehr sensibel, und wenn du im letzten Sektor ankommst, kann der Reifen etwas leiden", bestätigt Colapinto. Im 1. Training hatte er das klar illustriert, als er beim Einlenken in der Parabolica realisierte, die Haftungsgrenze überschritten zu haben. Mit stehenden Reifen rutschte er bis ins Kiesbett, konnte aber einen Abflug wie Mercedes-Junior Andrea Kimi Antonelli noch vermeiden.
"Manchmal überpushe ich ein bisschen, manchmal nehme ich nicht genug Speed mit, manchmal gehe ich nicht ausreichend weit von der Bremse runter", beschreibt Colapinto. "Das Arbeitsfenster der Reifen ist sehr schwer zu verstehen, ob du darunter oder darüber bist. Das ist aber nur eine Frage von Runden und Rennen. FP2 lief gut, da war ich mit dem Auto happy, es war ein guter Schritt für das Selbstvertrauen. Da fühlte ich mich viel besser."
Williams-Ziele in Monza: Was geht für Colapinto & Albon?
Auch mit vollen Tanks sind die Reifen noch ein Hindernis. Erst recht hier in Monza, wo nach einer Neuasphaltierung das Managen von Oberflächen-Graining für alle eine Herausforderung wird. Das trifft auf einen Rookie erst recht zu. Aber unter dem Strich ist Colapinto zufrieden: "Ein guter erster Tag, mit ein bisschen Arbeit am Auto, um es mehr an die Art und Weise anzupassen, die zu meinem Fahrstil passt."
Für Colapinto bleibt das Ziel erst einmal das Einarbeiten. Alex Albon schielt mit einem Auge auf Punkte. Hat aber nach dem Freitag noch Arbeit vor sich. Zwar fühlte er sich im Renntrimm gut und lag auch im Longrun-Schnitt mitten im Verfolgerfeld, doch der Williams scheint im Gegenzug auf dem Soft-Reifen im Qualifying-Trimm noch Probleme zu machen.
"Momentan gibt es viel Graining, das kann den Reifen ordentlich rannehmen", weiß Albon. "Das Auto über eine Runde und im Longrun hinzubekommen ist ein bisschen eine Balance. Mal schauen. Normalerweise setzen wir auf ein Rennauto, weil es hier einfach ist zu überholen."
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