Das Ende von Renault als Motorhersteller in der Formel 1 zeichnet sich seit Monaten ab. Vor wenigen Wochen tat das Management des Werksteams Alpine dies auch öffentlich kund. Die hunderten Angestellten, die im französischen Werk von Viry-Chatillon bereits an der neuen Power Unit für 2026 arbeiten, nehmen dieses Ende jedoch nicht kampflos hin.

Bereits zu Beginn der Sommerpause gingen Gerüchte über Streiks durch die französischen Medien. Am Donnerstag vor dem Italien-GP sind es keine vagen Gerüchte mehr. Wie 'L'Equipe' berichtet, planen die Beschäftigten sowohl in der Fabrik in Viry als auch an der Rennstrecke in Monza Proteste.

Laut den Gewerkschaftsvertretern sollen ungefähr 100 Beschäftigte zum Formel-1-Rennen in Monza reisen. In zwei Gruppen plane man am Freitag daraufhin auf den Tribünen mit Bannern zu protestieren: "Mit einer klaren und nicht aggressiven Nachricht, mit der man den Erhalt eines französischen Motors in der F1 fordert. Alle werden weiße T-Shirts mit dem Alpine-Logo, und schwarze Armbänder mit #ViryOnTrack tragen."

Wenn möglich, sollen auch die in der Garage aktiv Beschäftigten die Armbänder tragen. Zeitgleich planen die in der Basis in Viry verbleibenden Angestellten am Freitag zu streiken. Die Gewerkschaftsvertretung spricht seit Wochen von einem "Verrat" am Projekt und spielte in den vergangenen Tagen ein den Konzern scharf kritisierendes Dokument an die Medien.

Alpine-Gewerkschafter mit heftiger Kritik an Renault

Kernaussage: Ja, seit dem Wechsel auf Hybrid-Motoren 2014 befindet sich Renault im Hintertreffen. Aber das sei nicht die Schuld der Belegschaft in Viry. Management-Chaos sowie eine genauso enttäuschende Chassis-Abteilung im britischen Enstone seien mitverantwortlich. Währenddessen habe der 2026-Prototyp die abgesteckten Entwicklungsziele bislang erfüllt.

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Das Programm nun einzustampfen wäre zumindest technologisch gesehen auch das Ende der Formel 1 in Frankreich. Der Großteil der Belegschaft in Viry arbeitet außerdem im F1-Bereich. Zwar hat das Management angekündigt, mit anderen Projekten im Bereich Forschung und Entwicklung die Arbeitsplätze zu halten. Die Sinnhaftigkeit dieses sogenannten "Transformations-Projekts" wird von der Gewerkschaft jedoch hinterfragt.

Diese Bereiche seien bereits ausreichend ausgestattet, und würden auch nur bedingt mit dem Know-how übereinstimmen, welches das Personal habe. "Wir können nicht verstehen, warum Alpine und die Renault-Gruppe ihren Zweck verleugnen und ihrem Image schaden würden, weshalb wir von Herrn [Renault-CEO Luca] de Meo und seinem Vorstand fordern, die Entscheidung umzukehren", zitiert 'The Race' die Vertreter.

Alpine schwört auf Dialog: F1-Rennen in Monza nicht beeinträchtigt

Das F1-Wochenende in Monza oder den Fahrbetrieb auf der Strecke in irgendeiner Weise zu stören, ist allerdings nicht der Plan. Alpine meldete sich am Donnerstag per Stellungnahme: "Wir wissen um die geplanten Aktivitäten der Belegschaft in Viry. Basierend auf ihrer Kommunikation verstehen wir, dass die Proteste friedlich sein werden und die Aktivitäten des Rennteams nicht beeinträchtigen werden."

"Das Transformations-Projekt wird nach wie vor evaluiert, und noch wurde keine Entscheidung vom Alpine-Management getroffen", geht man außerdem auf die konkreten Klagen der Gewerkschafter ein. "Der Dialog, der bei der Vorstellung des Projekts gegenüber den Mitarbeiter-Vertretern in Viry im Juli eröffnet wurde, ist wichtig für das Management von Alpine und wird in den folgenden Wochen weiter verfolgt werden."

Komplett abgeschlossen ist die Verwandlung zum Kundenteam übrigens noch nicht. Eine finale Absegnung ist ausständig. Auch gibt es noch keinen fixen Deal, wer ab 2026 Motoren nach Enstone liefert. Allerdings gilt es seit Wochen als sehr wahrscheinlich, dass bei Mercedes eingekauft wird. Brackley verliert schließlich zur gleichen Zeit die zum Honda-Werksteam werdende Aston-Martin-Mannschaft und hat damit Kapazitäten.