Das Personal-Beben in der Formel 1 ist nun fix. Wie sich bereits vor wenigen Tagen angekündigt hatte, bleibt Bruno Famin nicht mehr Teamchef bei Alpine. Famin gab das Aus am Freitag während der Teamchef-Pressekonferenz bekannt, das Team bestätigte die Information umgehend.

Allerdings erfolgt sein Aus nicht mit sofortiger Wirkung, sondern tritt erst Ende August offiziell in Kraft. In Zandvoort und bis zum Qualifying-Tag des Italien-GPs behält Famin zumindest auf dem Papier noch seinen Posten. Der Franzose fliegt aber nicht vollkommen bei der Renault-Marke raus, sondern bleibt Alpine auch nach dem 1. September in einer anderen Funktion erhalten.

Formel-1-Ausstieg in Viry: Alpine baut ab 2026 keine Motoren mehr

Gleichzeitig ließ Famin auch die zweite Bombe platzen und bestätigte offen den Ausstieg von Renault als Motorenhersteller in der Formel 1. Auch diese Meldung deutete sich bereits länger an, jetzt wurde sie erstmals von offizieller Seite untermauert. Das Personal in Viry wurde darüber schon informiert und soll vermehrt in das Straßenauto-Geschäft von Alpine umgeschichtet werden. Der Plan muss aber erst noch endgültig abgesegnet werden.

Das Drohszenario, dass Alpine schon in der kommenden Saison ohne eigene Motoren aufwarten würde, wird sich jedoch nicht bestätigen. Erst ab 2026 kommen keine Formel-1-Antriebe mehr aus Frankreich und Alpine wird zu einem reinen Kundenteam. Gerüchte deuten darauf hin, dass es sich bei dem zukünftigen Motorenlieferanten um Mercedes handeln könnte. Famin bestätigte diese Meldungen allerdings nicht. Er betonte nur, dass man mit mehreren Motorenherstellern in Kontakt steht.

Bruno Famin: Aus beim Formel-1-Team, aber nicht bei Alpine

Famin wird nach seinem Aus als Formel-1-Teamchef dem Standort in Viry-Chatillon erhalten bleiben. Dort werden derzeit noch die Motoren für die Königsklasse hergestellt, etwa drei Viertel der Belegschaft an dem französischen Standort sind für das F1-Projekt im Einsatz. Allerdings werden in Viry auch einzelne Aktivitäten rund um die WEC (das Langstrecken-Team hat seinen Hauptsitz in Bourges) durchgeführt, sowie das Dakar-Projekt der Renault-Marke Lancia abgewickelt. Der Antrieb für das Formel-E-Team von Nissan kommt ebenfalls von dort.

Außerdem wird Viry in Zukunft auch zentraler in die Entwicklung der Straßenwagen von Alpine eingebunden sein. Ob dabei Famin im Einsatz sein wird, erscheint jedoch unklar. In der Presse-Mitteilung von Alpine ist dezidiert nur davon die Rede, dass er für die Motorsport-Projekte in Viry-Chatillon zuständig sei.

Straßenautos statt Formel 1: Motor-Aus Teil eines neuen Projektes

Die Umstrukturierung des Personals auf Projekte außerhalb der Formel 1 wurde von Famin als Teil einer geplanten strategischen Entscheidung der Renault-Marke beschrieben: "Das Projekt, das zu Beginn dieser Woche den Mitarbeitern in Viry-Chatillon präsentiert wurde, beinhaltet die Umschichtung dieser Ressourcen und Fähigkeiten in Technologien, um diese neue Marke überall in der Welt bekannt zu machen und deren Produkte zu entwickeln."

Alpine-Fahrer Esteban Ocon
Im Alpine steckt ab 2026 kein Renault-Motor mehr, Foto: LAT Images

"Eine der Konsequenzen dieses Projekts, falls es denn genehmigt wird, wäre, dass das F1-Team von Alpine eine Power Unit ankauft, anstatt seine eigene Power Unit zu entwickeln", stellt Famin klar. Demnach steht eine endgültige Genehmigung des effektiven motorseitigen Formel-1-Ausstiegs noch aus.

Die klare Ankündigung deutet aber darauf hin, dass es sich dabei nur um eine Formalität handelt. Im Moment ist der Zeitpunkt dieser Absegnung vor allem von dem französischen Arbeitsrecht abhängig, da noch einige Dinge mit den Gewerkschaften geklärt werden müssen. Unter dem Strich sollen aber keine Mitarbeiter in der Motorenschmiede von Alpine/Renault ihren Job verlieren. Famin versprach, dass dadurch aber keine Verzögerungen bei der Suche eines PU-Lieferanten entstehen sollen.

F1-Knall: Teamchef weg, Motoren weg! Was ist bei Alpine los? (09:56 Min.)

Bruno Famin: Fokus auf Viry anstatt F1-Teamchef

Famin erklärte seinen Abgang als F1-Teamchef auch mit diesem Umbau und damit, dass er in der jüngeren Vergangenheit mehrere Rollen gleichzeitig eingenommen hatte. "Ich denke, dass es für das Unternehmen viel hilfreicher sein wird, wenn ich meine Zeit auf die Aktivitäten in Viry konzentriere", sagte er.

Famin ist seit Anfang 2022 bei der Motorenabteilung von Alpine an Bord. Damals übernahm er als Nachfolger von Remy Taffin den Posten als Motorenchef der Franzosen. Nach dem Aus von Otmar Szafnauer vor der Sommerpause 2023 übernahm er - ursprünglich interimsmäßig - auch dessen Rolle als Formel-1-Teamchef und wurde gleichzeitig Motorsport-Leiter der Marke. Erst bei der F1-Präsentation vor der Saison 2024 wurde er als fixer Teamchef bestätigt.

Wer als Nachfolger von Famin die Rolle als Alpine-Teamchef übernehmen wird, ist noch nicht bekannt. Übereinstimmende Meldungen sehen Oliver Oakes in der Favoritenrolle. Der ehemalige Rennfahrer machte sich in den letzten Jahren als Teamchef des Nachwuchs-Rennstalles Hitech GP einen Namen.