Haas griff beim Formel-1-Rennen in Zandvoort mal wieder in die Trickkiste. Um Nico Hülkenberg eine Chance auf Punkte einzuspielen, hielt Kevin Magnussen dessen direkte Gegner in Schach und kostete ihnen absichtlich viel Zeit. Das Spiel schlug letztendlich fehl, denn Hülkenberg wurde auf alten Reifen in der Schlussphase noch von Pierre Gasly und Fernando Alonso abgefangen und landete nur auf dem undankbaren elften Platz.

Beim Formel-1-GP in Saudi-Arabien und phasenweise auch beim Sprint in Miami war es für die US-Amerikaner noch besser ausgegangen. Damals sammelte Hülkenberg jeweils Punkte. In Holland war Alex Albon am stärksten von der Straßenblockade namens Magnussen betroffen. Bei ihm sorgte die Situation für etwas Unmut, allerdings weniger gegen den Dänen.

Ging Magnussen in Zandvoort zu weit? Albon: Er bremst in der Kurvenmitte

"Kevin ist ein unglaublicher Teamplayer, das rechne ich ihm hoch an", nahm er den Haas-Piloten ihn Schutz und forderte stattdessen die Regelmacher der FIA: "Ich denke, es wird nicht gut genug überwacht. Es gibt ein bisschen eine Grauzone, was in Ordnung ist, wenn man eine Gruppe anderer Autos aufhält."

Der Williams-Fahrer findet, dass Magnussen mit seinem Verteidigungsstil in Zandvoort diese Grauzone bis ans Limit ausgenutzt habe, dadurch aber eine potenziell gefährliche Situation verursachte. "In einigen ziemlich schnellen Kurven, wie Turn 7 oder Turn 8 oder der letzten Kurve, da bremste er in der Mitte der Kurve", ärgerte sich Albon. Schon am Funk hatte er sich direkt über die seiner Meinung nach "gefährliche" Situation beschwert.

"Man lenkt also ein und dann muss man auf die Bremse treten, um einen Unfall zu vermeiden", beschrieb Albon. "Ich denke, damit hat er die Linie ein bisschen überschritten", fügte Albon mit Blick auf Magnussen hinzu. Die Rennleitung sah in der Causa keine Notwendigkeit für eine Untersuchung. Dabei gibt es eigentlich einen Präzedenzfall aus dem Australien-GP 2024, in dem ein unvermitteltes Verlangsamen bestraft wurde.

Williams-Pilot: Irgendwann wird das zu einem Unfall führen

Damals hatte Fernando Alonso weit vor einer Kurve das Gaspedal aufgemacht, um George Russell zu irritieren und dadurch eine Attacke zu vermeiden. Der Unterschied: In Melbourne hatte die Aktion einen Unfall von Russell zur Folge. Obwohl es keine Berührung gab, verlor der Mercedes-Pilot die Kontrolle über seinen Wagen und verunfallte. Die Stewards belegten den Spanier für die Aktion mit einer umstrittenen Strafe.

"Es ist eine Grauzone, die nicht so oft ausgenutzt werden sollte. Ich hatte dieselbe Situation mit Yuki während dem Rennen in Monaco", erinnerte sich Albon an einen ähnlichen Zwischenfall. "Das Problem ist nur, dass es irgendwann einen Unfall geben wird", warnte der Thailänder.

Sein Ansatz für eine regeltechnische Lösung ist einer, der in dieser Formel-1-Saison bereits aus einem anderen Blickwinkel diskutiert wurde: Das Punkte-System ändern. Im Moment erhalten nur die Top 10 Punkte, wobei acht Positionen in der Regel schon von den Topteams besetzt wird. Die Nachzügler-Mannschaften kämpfen also nur um zwei Punktepositionen.

Je nach Rennverlauf kann das zu der Situation führen, dass in einem Team nur ein Fahrer im Kampf um diese Zähler dabei ist und der Zweite strategisch für ihn eingesetzt wird. So wie eben im Falle von Magnussen in Zandvoort. "Häufig ist es so, dass ein Fahrer das Opferlamm im Rennen ist", stellte Albon fest. "Solche Dinge würden nicht passieren, wenn das Punktesystem etwas anders wäre und alle einen breiteren Bereich hätten, um Punkte zu holen", ist er sich sicher.