Fernando Alonso reist mit viel Frust aus Melbourne ab. Denn sein auf der Strecke eingefahrener sechster Platz wurde ihm Stunden nach dem Australien-GP wieder von den Stewards genommen. Wegen der Entscheidung, ihm für den Crash von George Russell eine Durchfahrtsstrafe aufzubrummen, lässt Alonso daraufhin auf Social Media und in Aston Martins Pressemitteilung erst einmal Dampf ab und findet klare Worte.

Die Stewards hatten Alonso nach langer Untersuchung anhand von Telemetriedaten und Aussagen beider Beteiligten schuldig gesprochen. Zwar waren sie nicht kollidiert, aber Alonso verlangsamte innerhalb von 100 Metern um über 35 km/h mehr als gewöhnlich. Das überraschte Russell, der in Alonsos verwirbelter Luft die Kontrolle verlor und heftig in die Streckenbegrenzung einschlug.

Für die Stewards "unnötig langsames, erratisches oder potenziell gefährliches Fahren". Eine Ansicht, die Alonso aufregt. Er gräbt tief in seinen Karriere-Erinnerungen, verweist gar auf berühmte Duelle mit Michael Schumacher vor fast zwei Jahrzehnten in Imola: "Mit 20 Jahren Erfahrung, mit epischen Duellen wie Imola 2005 und 2006 oder Brasilien 2023 ist das Ändern von Rennlinien und das Aufgeben von Einfahrtgeschwindigkeit für bessere Exits aus Kurven heraus Teil der Kunst des Motorsports."

Alonso: Ohne Kies wird das nicht mal untersucht

So ähnlich hatte sich Alonso bereits in der Stewards-Anhörung gerechtfertigt. Er habe verlangsamt, damit er besser aus Kurve sieben heraus in die lange DRS-Zone einfahren könne. Für die Stewards war sein Verlangsamen aber zu viel. "Das würde jeder Rennfahrer so machen", kontert Alonso jetzt. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass es gefährlich sei."

Fernando Alonso vor George Russell und Charles Leclerc im Rennen von Australien
Russell und Alonso sollten später kollidieren, Foto: LAT Images

"An keinem Punkt wollen wir bei dem Tempo etwas falsch machen", versichert Alonso. Die Stewards hatten als erschwerenden Punkt angeführt, dass Alonso ein so extremes Manöver in einer so schnellen Kurve mit eigentlich 280 km/h Einfahrtgeschwindigkeit versuchte, darauf ginge das erhöhte Gefahrenpotenzial zurück. Alonso klagt: "Ich glaube, dass ohne Kies in dieser Kurve, oder dass in jeder anderen Kurve auf dieser Welt wir nie auch nur untersucht worden wären."

"Wir fahren nie in jeder Runde und in jeder Kurve im Rennen mit 100 Prozent", verteidigt Alonso. "Wir sparen Benzin, Reifen, Bremsen. Da überrascht es mich ein bisschen, dass wir zur Verantwortung gezogen werden, dass wir nicht jede Runde komplett identisch machen."

"Es ist enttäuschend, für hartes, aber faires Racing von den Stewards mit einer Strafe belegt zu werden", lautet Alonsos Fazit. Aber geschehen ist geschehen. "Wir müssen es akzeptieren und über Japan nachdenken", bemüht sich Alonso um einen Abschluss. Protest wird es von Aston Martin wohl keinen geben. Teamchef Mike Krack dazu nach dem Rennen: "Zu sehen, dass er mit der Strafe auf Platz acht zurückgeworfen wurde, war überraschend, aber wir müssen die Entscheidung akzeptieren."