Fernando Alonso machte im Formel-1-Rennen in Brasilien hinter Rennsieger Max Verstappen und Lando Norris die Show. Als an der Spitze längst die Luft raus war, bot sich der Aston-Martin-Fahrer mit Sergio Perez einen sehenswerten Kampf um den letzten Platz auf dem Treppchen. In der letzten Runde landete der zweifache Weltmeister den Konter und setzte sich in einem spektakulären Herzschlagfinish gegen den Mexikaner durch. Mit dem Altmeister in Bestform und Lance Stroll auf Platz fünf feierte Aston Martin in Interlagos nach Monaten in der Krise ein eindrucksvolles Comeback.
"Das zeigt, welch großartiger Fahrer er immer war und immer noch ist", lobt Teamchef Mike Krack seinen Erfolgsgaranten bei Sky Sports F1 nach dessen Meisterleistung, die ihm das erste Podium seit dem Niederlande GP im August einbrachte. Alonso war sowohl beim ersten Start als auch beim Restart in Folge der Kollision zwischen Nico Hülkenberg, Alex Albon und Kevin Magnussen vom vierten Startplatz losgefahren. In Runde vier kassierte er den schon in dieser Phase strauchelnden Lewis Hamilton und biss sich auf Platz drei fest.
Im ersten Stint baute er einen üppigen Vorsprung auf seine Verfolger aus, doch bei der zweiten Runde der Boxenstopps hatte sich Sergio Perez herangearbeitet und die Jagd auf Alonso eröffnet. Den Undercut des Mexikaners wehrten die Strategen von Aston Martin erfolgreich ab, doch im letzten Renndrittel war Perez dran und belagerte Alonso pausenlos. "Ich stand 30 Runden unter Druck von Checo", so der 42-Jährige.
Mit optimalem ERS-Management fand er zunächst immer die richtige Antwort auf die DRS-Attacken des Red-Bull-Fahrers. "Wenn du das vordere Auto bist, hast du immer einen kleinen Vorteil was den Grip in den letzten drei Kurven angeht. Ich bin immer sichergegangen, dass ich da keinen Fehler mache, denn sonst wäre Checo zu nah dran gewesen. Ich habe die Batterie auf den Geraden benutzt, damit er keine Chance hat", erklärt Alonso. Doch das war nicht sein einziger Schachzug.
Um den schnelleren Red Bull in Schwierigkeiten zu bringen, griff er ganz tief in die Trickkiste. "Ich bin manchmal andere Linien gefahren. Ich wollte nicht immer auf derselben Linie sein", so der 375-fache Grand-Prix-Teilnehmer. "Manchmal fuhr ich innen, manchmal außen. So hatte Checo keine wirkliche Idee, seine Linie zu wählen und in Clean Air die Möglichkeit zu suchen. Ich habe damit einfach versucht, seine Vorderachse in Turbulenzen zu bringen."
Alonso verblüfft Aston Martin mit Konter
Knappe 20 Runden funktioniert es, doch in der vorletzten Runde ging Perez dennoch vorbei. "Als er mich zwei Runden vor Schluss überholt hat, dachte ich mir okay, das war's jetzt, das Podium ist nicht mehr möglich", so Alonso. Auf den letzten Kilometern ließ er Perez jedoch nicht entkommen und landete so in der letzten Runde doch noch den Konter.
"Er hat sich in Kurve eins etwas verbremst und ich dachte mir, alles klar, in Kurve vier hole ich ihn mir zurück", erklärt der Altmeister sein erfolgreiches Manöver. Durch war die Nummer damit aber noch nicht. Beim langen Run auf die Ziellinie kam Perez mit DRS noch einmal gefährlich nahe. Am Ende setzte sich Alonso mit nur 0,053 Sekunden durch.
"Es war wirklich eng um das Podium. Gratulation an Alonso, es war ein toller Kampf und faires Racing", zollt Perez seinem Rivalen in der Niederlage seinen Respekt. "Wir sind toll gegeneinander gefahren, haben uns immer den nötigen Platz gelassen. Das kannst du nur mit ein paar Fahrern im Grid machen und bei Fernando weißt du, dass er alle Tricks spielt aber dabei immer fair bleibt. Es war großartiger Motorsport und das Podium war für ihn wohlverdient."
Mit dem Konter überraschte Alonso nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Teamchef. "Wir dachten schon, dass ist gelaufen, denn wir wussten nicht, wie viel Saft Sergio noch in seinen Reifen hat", sagt Krack. "Aber Fernando hat das sicher schon vorbereitet. Ich denke, er hatte das im Hinterkopf, für den Fall, dass er überholt wird. Es zeigt einfach nur, was für einen Kämpfer wir hier haben."
Aston Martin blickt erleichtert auf den Saisonendspurt
Während der Teamchef Interviews gab, wurde Alonso von den brasilianischen Fans auf den Tribünen mit Chorgesängen gefeiert. Ähnlich wohlverdient wie die Lobesgesänge auf seinen Fahrer, war für Krack auch das Teamresultat seiner Mannschaft. Der in dieser Saison stark in die Kritik geratene Lance Stroll kam als Fünfter nur sechs Sekunden hinter Alonso ins Ziel. "Ich bin mit dem Tag heute wirklich glücklich", so der Kanadier. "Wir haben in den vergangenen Monaten viel gelernt. Eine solche Pace hatten wir seit Kanada oder Österreich nicht mehr. Das ist also sehr positiv."
"Nach einem starken Saisonstart hat die Konkurrenzfähigkeit bei uns wirklich gelitten. Wir haben in dieser Zeit den Fokus behalten, hart zusammen gearbeitet und gesehen, was wir mit großartigem Teamwork erreichen können", freut sich auch Krack. Alonso blickt nach Brasilien deutlich optimistischer auf die letzten beiden Saisonrennen in Las Vegas und Abu Dhabi.
"Ich war nach den letzten paar Rennen etwas besorgt, was den letzten Teil der Saison angeht. Jetzt kann ich es kaum abwarten, nach Las Vegas zu kommen. Die Energie ist eine ganz andere, wenn du ein starkes Auto hast", so der Spanier nach seinem achten Podest in diesem Jahr. Ob ein neuntes dazukommt, vermochte er nicht einzuschätzen.
"Ich denke, wir werden eher wie hier unterwegs sein als wie in Mexiko, das ist sicher. Wir haben innerhalb des Teams einige Dinge verstanden, in welche Richtung wir gehen wollen. Wir hatten für dieses Rennen gewisse Hoffnungen und die haben sich als richtig herausgestellt. Ob es bei den letzten beiden Rennen fürs Podium reicht, weiß ich nicht", sagt er. In der Weltmeisterschaft brachte das starke Teamresultat keinen entscheidenden Big Point. McLaren holte in Brasilien immer noch einen Zähler mehr und liegt als Vierter 21 Punkte in Front.
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