Ferrari war mit einigen Ambitionen in das Österreich-Wochenende gestartet. Nach zwei schwachen Wochenenden wollte man wieder in die Spur finden. Daraus wurde nichts. Warum, diese Frage wird von Carlos Sainz und Charles Leclerc nach den Plätzen vier und sechs im Qualifying der Formel 1 in Spielberg zunehmend widersprüchlich beantwortet. Hat der SF-24 nun größere Probleme oder nicht?

Warum Charles Leclerc nur auf Startplatz sieben steht, ist schnell mit einer verhunzten finalen Q3-Runde erklärt. Erst rutschte Leclerc schon in Kurve sechs an die Kante des Kiesbetts. Im Versuch, noch etwas zu retten, patzte er dann raus aus der vorletzten Kurve komplett und räuberte nicht nur durch Kies, sondern bis in die Wiese.

Leclerc rügt sich nach Q3-Fehler: Top-3 für Ferrari vergeben

"Das hat uns seine gute Chance gekostet, es in die Top-3 zu schaffen", ärgert sich Leclerc. Davor hatte er im ersten Q3-Run einen leicht gebrauchten Soft mit bereits einer halben schnellen Q2-Runde verwendet. Diese Zeit war nur gute sieben Zehntel langsamer als die beste Runde des dominanten Polesetters Max Verstappen. Dass er mit neuen Reifen zumindest zwei Zehntel gefunden und George Russell damit von Platz drei verdrängt hätte, ist leicht vorstellbar.

"Wir haben einige Dinge nach dem Sprintrennen geändert und es ging in die richtige Richtung", erklärt Leclerc die Trendwende nach einem enttäuschenden Sprint-Qualifying am Freitag. "Im Highspeed-Bereich schienen wir besser. Außerdem denke ich, dass diese Richtung für das Rennen hilfreich ist. Schade, dass ich wegen dem Fehler von Platz sechs starte. Damit habe ich mir mein Leben etwas erschwert."

Denn Leclerc sieht ein Top-3-Ergebnis im Rennen zwar als optimistisch, aber durchaus realistisch an. Selbst wenn er McLaren und Verstappen nach wie vor als zu stark einschätzt. Oscar Piastri startet aber nach einem Track-Limit-Vergehen schon hinter ihm. Mercedes im Rennen zu schlagen und Piastri hinter sich zu halten sei daher machbar.

Andere Welt für Carlos Sainz: P4 ist noch ein Erfolg

Diese optimistische Grundstimmung zum Auto teilt Carlos Sainz nicht. Obwohl der mit Platz vier von einem deutlich besseren Startplatz losfährt. Zumindest bei ihm machten die Setup-Änderungen in der Mittagspause den SF-24 zwar schneller, aber auch schwerer zu fahren: "Eine Runde hinzubekommen war schwierig. Platz vier hätte ich vor dem Qualifying sofort genommen."

Hier wird nach dem Qualifying zwischen Sainz und Leclerc ein grundsätzlicher Widerspruch beim Feedback zum Auto zunehmend offensichtlich. Während Leclerc eine gute Balance ortet, klagt Sainz über ein immer wieder in den schnellen Kurven auftauchendes Bouncing: "Das macht diese Stellen übertrieben langsam. In den Kurven sieben und neun kassieren wir je ein Zehntel von Max. Das wieder reinzuholen ist sehr schwierig, weil wir im langsamen Teil praktisch gleich schnell sind."

Leclercs Analyse hat Unterschiede: "Wir können immer noch ein gutes Auto im Highspeed hinstellen. Das Problem ist, dass wir dann zu viel Zeit in langsamen Ecken verlieren." Er schwört darauf, dass das Balancefenster momentan zwar eng ist, aber getroffen werden kann.

Für Sainz bleibt es eine Grundsatzfrage. Das neue Update soll zumindest in Sachen Performance kein Problem sein: "Wir sehen, dass es an allen Stellen funktioniert, wo wir kein Bouncing haben. Aber wenn du im Highspeed das Bouncing auslöst und rausnehmen musst, verlierst du das, was du woanders gewinnst. Je mehr Highspeed-Kurven es gibt, desto langsamer bist du."

"Ich wusste, dass wir auf normalen Strecken noch immer nicht auf dem Level sind, auf dem wir sein sollen, auf dem von Red Bull und McLaren", schließt Sainz. Dass das zunehmende Bouncing-Problem trotzdem auf das Update zurückzuführen ist, will er nicht ausschließen. Und jetzt? "Das Team arbeitet mit Vollgas daran, das Problem zu lösen."