Wie heißt es so schön? In der Formel 1 bist du nur so gut wie dein letztes Rennen. Der Triumphzug von Charles Leclerc in Monaco ist nach zwei enttäuschenden Grands Prix von Ferrari in Vergessenheit geraten. Leclercs Rückstand auf den Tabellenführenden Max Verstappen hat sich mehr als verdoppelt, und WM-P2 hat er an Lando Norris verloren. Trotzdem will die Scuderia nicht vor einer Krise stehen.

"Ich glaube nicht, dass die Probleme in Montreal und Barcelona die gleichen waren, also ist das in meinen Augen kein Trend", meint Leclerc am Donnerstag vor dem Österreich-GP. Wenngleich er und Carlos Sainz sich der inzwischen offensichtlichen Defizite des SF-24 durchaus bewusst sind und mahnen, dass sie durch Barcelona nur noch deutlicher wurden.

Mit dem Wochenende von Kanada, wo man es nicht einmal in Q3 geschafft hatte, hat Ferrari bereits abgeschlossen. "Ich glaube, uns ist ganz klar, was da falsch lief, das lag mehr an den Reifen", meint Leclerc. "Mit Reifen und Bedingungen waren wir etwas außerhalb unseres Arbeitsfensters." Das soll beim nächsten kühlen, feuchten Rennen nicht mehr auftreten.

Leclerc & Sainz erklären Problem-Kurven des Ferrari

Barcelona ist ganz anders. "Es war die rohe Pace, und wir waren einfach langsamer als erwartet", lautet Leclercs nüchternes Fazit. Obwohl Ferrari dort auch Updates brachte, am Seitenkasten und im vorderen Unterbodenbereich. Sainz schwört: "Basierend auf all unseren Zahlen funktioniert das neue Paket."

Das Problem ist nur, dass das Barcelona-Paket lediglich eine natürliche Evolution des Autos war, und nicht eine grundlegende Schwäche ausräumen sollte. Leclerc und Sainz zeigen diesbezüglich auf die Streckencharakteristik. "Es war letztes Jahr performancetechnisch unsere schlimmste Strecke", so Sainz. "Ich hoffe nur, dass es noch immer unser Problemkurs ist."

Laut Leclerc verlor der Ferrari die Zeit nur in zwei Kuven - fünf und zehn. Die beiden langsamen, sehr langgezogenen Ecken. Das ist ein fundamentales Problem im Auto. Nicht auf allen Strecken sind diese Kurven solche isolierten Schlüsselstellen wie in Barcelona, oder überhaupt vorhanden. Daher kommt die Zuversicht, dass schon in Österreich das Problem wieder in den Hintergrund treten sollte.

Sainz beschreibt Bouncing-Problem im Ferrari 2024

Sainz erweitert die Problemliste nach Barcelona - er klagt auch über schnelle langgezogene Kurven. Hier geht es nicht um die grundlegende Fahrzeugbalance: "Ich bin kein Fan von diesem möglichen kleinen Bouncing, das wir in diesen Kurven haben."

Sainz fühlt sich dazu gedrängt, das Bouncing mit dem Setup aus dem Auto zu bekommen: "Wir könnten Highspeed-Kurven vielleicht fast so schnell wie ein Red Bull oder McLaren durchfahren, aber ich mag nicht, was dieses Bouncing auf Qualifying-Runden und im Rennen mit den Reifen macht. Es ist potenziell eine kleinere Schwäche als die mittleren und langsamen Kurven, aber trotzdem eine Schwäche, die wir adressieren müssen."

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Diese Probleme bestehen alle schon seit Monaten, sagt Sainz und verweist auf Rennen wie China, die ähnliche Kurven beinhalteten, und wo sich Ferrari ähnlich schwertat: "Das zeigt nur, dass es selbst mit den Upgrades gewissen Charakteristiken gibt, die du nicht einfach mit einem einfachen Upgrade los wirst."

Laut Leclerc hat das Team trotzdem beim Bearbeiten dieser Bereiche Fortschritte gemacht. So oder so soll das Problem jetzt erst einmal wieder in den Hintergrund treten. "Die Vorbereitungen im Simulator liefen gut, und ich bin zuversichtlich, dass wir wieder vorne mit dabei sind", blickt Leclerc auf den Österreich-GP. Und in der Vergangenheit konnte Ferrari an den restriktiven Sprint-Wochenenden oft mit guten Setups und Vorbereitungen glänzen.

Positiv für die Scuderia - ein kurz nach dem Rennen in Barcelona aufbrandender Disput zwischen Leclerc und Sainz ist inzwischen ausgeräumt. Die Fahrer selbst haben es in die Hand genommen. Mehr dazu hier: