Es wurde auch am Sonntag nichts: Ferrari enttäuschte auch im Sonntagsrennen der Formel 1 in China und muss zum ersten Mal in dieser Saison ohne ein Podest im Grand Prix die Heimreise antreten. Charles Leclerc und Carlos Sainz beendeten das Rennen nach 56 Runden lediglich auf den Positionen vier und fünf - das selbe Resultat wie im Sprint am Samstag.

Dabei hatte es nach den beiden Safety-Car-Phasen zur Rennmitte zumindest auf Seiten Leclercs gar nicht schlecht bezüglich der dritten Podiumsplatzierung des Jahres ausgesehen. Der Monegasse, der ebenso wie Sainz und Lando Norris auf einer Ein-Stopp-Strategie unterwegs war, lag auf der dritten Position. Er profitierte bei seinem Stopp vom virtuellen Safety-Car aufgrund des Defekts von Valtteri Bottas. Ebenso wie Norris vor ihm und Sergio Perez hatte Leclerc die harten Reifen aufgezogen. Bei Leclerc waren diese lediglich zwei Runden älter als jene von Perez und nur eine Runde älter als die von Norris.

Ferrari im China-GP: Statt Verstappen-Niveau hinter McLaren

Doch nachdem das Rennen am Ende der 31. Runde ein letztes Mal freigegeben wurde, fehlte Leclerc offensichtlich die Pace. Schon nach 34 Runden trennten ihn mehr als vier Sekunden von Norris, in der 39. Runde musste er auch Perez ziehen lassen. Im Ziel betrug der Rückstand auf den letzten Podestplatz 4,463 Sekunden. Und das, nachdem sich Leclerc nach dem Samstags-Qualifying noch optimistisch gezeigt, und sogar eine Pace auf Niveau von Max Verstappen für möglich gehalten hatte.

"Ich weiß nicht, wo die Rennpace war, aber ich habe sie nicht gefunden. Als Team haben wir sie insbesondere auf dem harten Reifen nicht gefunden, was merkwürdig ist, weil es seit Jahresbeginn eine Stärke des Autos war, dass es in allen Bedingungen mit allen Reifen solide ist", zeigte sich Leclerc nach Rennende ratlos.

Ferrari-Fahrer Charles Leclerc
Charles Leclerc verpasste in China das Podest, Foto: LAT Images

Leclerc verzweifelt an hartem Reifen

Der Knackpunkt sei dem 26-Jährigen zufolge der harte Reifen gewesen: "Ich bin immer noch der festen Meinung, dass unsere Medium-Pace sehr stark war. Aber als wir den Hard aufgezogen haben, waren wir meilenweit zurück. Wir waren etwa eine halbe Sekunde langsamer als McLaren als ich gepusht habe und ich kannte die Rundenzeiten von Lando. Es ist also sehr komisch."

Einen Zusammenhang mit der Streckencharakteristik in China schloss Leclerc in Anbetracht der Medium-Performance aus. "Es ist nicht so, dass eine Mischung auf einem Layout funktioniert und dann wechselst du auf den harten Reifen und bist langsam", argumentierte der fünfmalige GP-Sieger. Leclerc warnte jedoch davor, nach diesem Wochenende voreilige Schlüsse zu ziehen, was das allgemeine Kräfteverhältnis zwischen Ferrari und McLaren anbelangt.

Sainz trotz P5 zufriedener

Noch chancenloser als Leclerc im Kampf um den letzten Podestplatz war Teamkollege Carlos Sainz. Der Spanier fiel ebenso wie Leclerc beim Start um eine Position auf Rang neun zurück und lag vor der ersten Boxenstopp-Phase auf P8. Sainz stoppte jedoch schon vier Runden vor Leclerc und konnte bei seinem Reifenwechsel somit nicht auf VSC-Unterstützung zählen. Beim Restart fand sich Sainz dennoch auf der fünften Position wieder, nachdem vor ihm fahrende Autos bei Safety-Car-Bedingungen zum zweiten Stopp gekommen waren.

Ferrari-Duo Carlos Sainz Jr. und Charles Leclerc bei der Fahrerparade
Ferrari reist zum ersten Mal im Jahr 2024 ohne Trophäe ab, Foto: LAT Images

Doch auf den noch älteren Reifen fand Sainz wie Leclerc keine Mittel und kam mehr als zehn Sekunden hinter seinem Stallgefährten ins Ziel. George Russell im Mercedes konnte der dreifache GP-Sieger dennoch in Schach halten. "Es war einfach kein gutes Wochenende für uns", hielt Sainz fest, der sich schon am Samstag weniger optimistisch als Leclerc gezeigt hatte. Dennoch wurde auch Sainz von den Ausmaßen der Ferrari-Pleite überrascht. "Es war ziemlich verrückt, wie sehr wir heute gekämpft haben", so Sainz.

In der Gesamtbewertung des Rennens zieht Sainz jedoch das positivere Fazit der Ferrari-Piloten: "In Anbetracht dessen, wie schlecht der Start für beide Autos war und wie früh ich auf die harten Reifen wechseln und deswegen eine Ein-Stopp-Strategie fahren musste, ist P5 eigentlich ein gutes Ergebnis."

Sainz fordert von Ferrari Upgrades

Der 29-Jährige sieht beim SF-24 jedoch ein grundlegendes Problem mit langsamen Kurven, die ihm beim China-GP Kopfzerbrechen bereiteten. Anders als Leclerc sah Sainz auch einen Zusammenhang mit dem Layout des Shanghai International Circuits: "Als ich das Streckenlayout gesehen habe und das Auto im Simulator gefahren bin, sah ich in einer gewissen Weise schon, dass es ein hartes Wochenende für unsere Auto-Charakteristiken werden würde."

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr. im Paddock
Carlos Sainz fordert von Ferrari Verbesserungen am Auto, Foto: LAT Images

Deswegen fordert Sainz von der Scuderia neue Teile. "Wir brauchen eindeutig Upgrades, wenn wir in diesen langgezogenen, engen Kurven ein bisschen konkurrenzfähiger sein wollen."

Zumindest für das Rennen in Miami scheinen Upgrades jedoch Mangelware zu sein. "Wir werden wahrscheinlich keine bringen, sondern ein bisschen länger warten müssen", verriet Leclerc. Sainz zeigte sich aber auch einfach nur im Hinblick auf die Strecke positiver gestimmt für den Lauf im US-Bundesstaat Florida.

Vasseur nimmt Team in die Pflicht

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur sah hingegen das Problem an diesem Wochenende viel mehr in mangelhafter Ausführung seiner Mannschaft: "Wir sprechen über die Entwicklung, aber zunächst einmal müssen wir als Team das Beste aus dem machen, was wir haben. Und das haben wir an diesem Wochenende nicht gemacht."

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur in der Box
Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur nimmt sein Team in die Verantwortung, Foto: LAT Images

Auch das Sprint-Format und die jahrelange Abwesenheit eines Rennens in China lässt Vasseur nicht gelten. "Das ist keine Entschuldigung. Es ist das gleiche für alle. Ich glaube niemand hat vor einem Monat in Shanghai getestet", so Vasseur scherzhaft.

In der WM hat sich der Rückstand auf den Primus Red Bull durch das China-Wochenende mehr als verdoppelt. 23 Punkte büßten die Roten auf dem Shanghai International Circuit auf das Team des Brausekonzerns ein. Der Rückstand in der Konstrukteurs-WM beträgt nach fünf Saisonrennen 44 Zähler. Auch in der Fahrer-WM verlieren Leclerc und Sainz an Boden: Ersterem fehlen auf Rang drei nun schon 34 Punkte auf Max Verstappen, Sainz ist als Vierter weitere sieben Zähler dahinter.

Formel 1 2024: WM-Stand