Etwas mehr als 24 Stunden vergingen zwischen der Veröffentlichung des Formel-1-Reglements für die Saison 2026 und der ersten Krise. Dass die Fahrer teilweise wenig begeistert von Neuerungen ist, ist nicht unüblich. Das Echo der Wagenlenker fiel am Medientag in Kanada recht gemischt aus, selbst Chef-Kritiker Max Verstappen konnte der letzten Version Gutes abgewinnen. In der Teamchef-Pressekonferenz nach dem ersten Training war die Stimmung deutlich negativer.
Schon im Vorfeld hatte es Gerüchte gegeben, die Teams seien überwiegend nicht mit der letzten Version der 2026er Regeln einverstanden. In der Pressekonferenz wurde das deutlich. "Wir bei McLaren unterstützen die ausgegeben Ziele, aber wenn wir uns den Reglement-Entwurf ansehen, dann ist man weit davon entfernt, diese Ziele zu erreichen", polterte McLaren-Teamchef Andrea Stella.
Während Fans und Medienvertreter nur eine Zusammenfassung der 2026er Chassis-Regeln erhielten, bekamen die Teams ein komplettes Reglement von der FIA. Dabei handelt es sich - wie üblich - zunächst nur um einen Entwurf. Der soll aber bei der nächsten Sitzung des Motorsportweltrats Ende Juni verabschiedet werden. Die Zeit drängt, denn Deadline für größere Regeländerungen für 2026 ist der 30. Juni 2024.
Zwar können auch danach noch Änderungen am Reglement vorgenommen werden, dann aber müssen auch Teams und Formel 1 am Prozess mitwirken. Bis zum 30. Juni 2024 kann die FIA noch mit ihren eigenen Statuen das Reglement für 2026 formen. Eine Vollmacht, den Prozess nach hinten zu verschieben, wollten nicht alle zehn Teams ausstellen.
Weit weg vom finalen Formel-1-Reglement 2026?
Stella ist mit seiner Kritik am letzten FIA-Entwurf nicht allein. Auch andere Ingenieurs-Teamkollegen teilen seine Bedenken. "Ich denke, wir sind noch ziemlich weit vom finalen Reglement entfernt. Jetzt müssen alle Beteiligten konstruktiv über mögliche Probleme diskutieren, statt es über die Medien zu spielen", fordert Aston-Martin-Teamchef Mike Krack.
Stella stimmt zu: "Es ist jetzt an der Zeit für die FIA, die Formel 1 und die Teams, zusammen zu arbeiten, aufeinander zu hören und zu einer Lösung beizutragen, damit der Sport seine Ziele erreicht. Wenn wir diese Ziele erreichen, dann wird die Formel 1 in guter Verfassung sein, aber wir müssen sicherstellen, dass wir das schaffen."
Dabei gibt es mehrere Probleme. Einerseits die Performance. "Es ist zwingend notwendig, dass wir die Spitze des Motorsports bleiben. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass wir die aktuelle Performance behalten. Und da gibt es derzeit ein fundamentales Ungleichgewicht", meint Williams-Teamchef James Vowles. "Auf manchen Strecken könnte der Performance-Unterschied zur Formel 2 nur wenige Sekunden betragen und das könnte dann im Vergleich mit anderen Serien etwas eng werden."
Autos 2026 zu langsam in Kurven, zu schnell auf Geraden
"De Autos sind nicht schnell genug in den Kurven und zu schnell auf den Geraden", erklärt Stella. In Artikel 3 des Reglement-Entwurfs wird die Aerodynamik geregelt. Mit der aktiven Aerodynamik können die Beteiligten leben. "Das ist ein schlauer Weg, in diesem Umfeld ein effizientes Auto zu haben", lobt Vowles. Der Schritt ist nötig, weil der höhere Elektro-Anteil effizientere Autos erfordert - sonst geht den Boliden auf den Geraden zu schnell der Saft aus.
Laut FIA-Berechnungen geht der Luftwiderstand durch die Maßnahmen zwar um 55 Prozent zurück, der Abtrieb geht gleichzeitig aber um 30 Prozent nach unten. "Erst diese Woche gab es zwei Änderungen, die ziemlich viel Abtrieb weggenommen haben", kritisiert Vowles.
Neben den Dimensionen der Fahrzeuge stört die Teams auch, dass sie nicht genügend Freiheiten haben. "Es ist wichtig, dass man auf aerodynamischer Seite mehr Freiheiten hat", fordert Haas-Teamchef Ayao Komatsu. "Ich bin mir nicht sicher, ob man da die Balance, wie die Dinge vorgeschrieben sind, richtig hinbekommen hat."
Stella sieht den Ursprung allen Übels im Motoren-Reglement: "Das Problem ist, wie die Power Unit operiert. Das muss noch angepasst werden. Wir können noch immer ein 50/50-Konzept (Leistungsanteil Verbrenner/Elektro) erreichen, das ist ein schönes Konzept, aber das kann auch erreicht werden, ohne so viel Probleme auf Chassis-Seite zu kreieren."
Williams schon heute mit Übergewicht: 2026 noch schlimmer
Speziell Williams stört sich auch an der Gewichtsvorgabe. Das Mindestgewicht wird 2026 von 798 Kilogramm um 30 Kilogramm herabgesetzt. Williams hat schon heute enorme Probleme damit, das Auto an das untere Limit zu bringen. "Es ist nicht spaßig, sein Leben damit zu verbringen, marginale Dinge zu finden, um Gewicht zu sparen", so Vowles.
Dass die Teamchefs unisono heftige Kritik am von der FIA präsentierten Reglement äußern, kommt überraschend. Seit das Motoren-Reglement im Jahr 2022 verabschiedet wurde, erarbeitete die FIA gemeinsam mit allen Teams das Chassis-Reglement für 2026.
Was sagten die Fahrer zu den neuen Formel-1-Regeln ab 2026? Rekord-Weltmeister Lewis Hamilton stellte sich beispielsweise auf die Seite der Kritiker:
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