Die Straßenkurse feierten in den vergangenen Jahren eine regelrechte Hochkonjunktur in der Formel 1. Den Fans sind sie zwar häufig ein Dorn im Auge, doch da sich Rennen in Millionenstädten finanziell lohnen, wird die Anzahl wohl auch in den kommenden Saisons eher zu- als abnehmen. Das jüngste Beispiel ist der Große Preis von Madrid, der im Jahr 2026 zum Rennkalender dazustoßen wird. Derzeit besteht bereits ein Drittel der Rennen aus Straßenkursen.
Deren inflationäre Entwicklung stellt auch Reifenausrüster Pirelli, der bis mindestens 2027 die Formel-1-Pneus liefern wird, zunehmend vor Probleme. "Wir haben immer mehr Straßenkurse im Rennkalender. Und diese benötigen in der Regel die Soft-Reifen", erklärte Pirelli-Motorsportchef Mario Isola.
Isola bestätigt: Neuer weicher Reifen könnte 2025 kommen
Der Italiener stellte im Vorfeld des China GP eine weitere weiche Reifenmischung in den Raum. "Wir brauchen entweder einen Soft-Reifen mehr, oder wir müssen in Zukunft die Reichweite auf der weichen Seite verschieben", erklärte Isola. Bis vor der laufenden Saison gab es zwar bereits sechs Mischungen, allerdings am harten Ende der Reifenskala. Der C0-Reifen, der noch letzte Saison als härteste Mischung zur Verfügung stand, wurde allerdings nie eingesetzt.
Die Änderungen könnten wohl bereits in der kommenden Saison ein Thema werden. "Wir ziehen das für 2025 in Betracht. Wir erwägen, den Mischungen mehr mechanische Widerstandsfähigkeit zu verleihen, um die Reichweite auf der weichen Seite zu verschieben", erklärte Isola und ergänzte: "Aber im Idealfall werden wir wahrscheinlich sechs [Reifenmischungen; d. Red.] brauchen."
Der Italiener erhofft sich durch die Änderungen am Reifen eine größere Bandbreite an Strategien für das Rennen. Vor allem auf Straßenkursen bestehen diese heutzutage zunehmend aus Ein-Stopp-Rennen, da auf ihnen Überholmöglichkeiten häufig rar gesät sind und der Asphalt deutlich reifenschonender ist. "Nicht alle Rennen müssen Zwei-Stopp-Rennen sein, aber die meisten."
Pirelli fehlen die Testmöglichkeiten: Können nicht ganz Singapur absperren
Bei der Weiterentwicklung der Soft-Reifen insbesondere für Straßenkurse steht Pirelli allerdings vor einer schwierigen Aufgabe. "Wir haben Schwierigkeiten damit, Orte zu finden, an denen wir Straßenkurse simulieren können", gestand Isola.
Normalerweise greift Pirelli bei Reifentests auf alt bewährte und vor allem repräsentative Strecken wie in Barcelona oder Silverstone zurück, die teilweise mit hohen Kräften auf die Pneus einwirken. Die Daten, die der Reifenhersteller dabei sammelt, sind zwar aussagekräftig für Strecken mit ähnlichen Charakteristiken, doch auf Straßenkurse lassen sich die Lektionen nur bedingt anwenden.
Neue Reifenmischungen auf Straßenkursen zu testen, die häufig erst eine Woche vor Rennbeginn hergerichtet werden und sonst als normale Straßen für den Alltagsverkehr dienen, gestaltet sich dadurch als deutlich schwierigeres Unterfangen. "Wir können von Singapur nicht verlangen, die Stadt für einen Pirelli-Test abzusperren", schildert Isola.
Auch ein Reifentest direkt nach einem Rennen auf einem Straßenkurs würde laut Isola schwierig gestalten. "Man muss auch mal auf den Kalender schauen. Wir haben viele back-to-backs und Triple Header, da können wir die Teams nicht bitten, noch länger zu bleiben und unsere Reifen zu testen. Sie sind erschöpft", erklärte Isola.
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