Nun ist es offiziell: Am Dienstag nach dem Katar GP gaben Formel 1, FIA und Pirelli die Vertragsverlängerung des Reifenausrüsters bekannt. Der italienische Hersteller hatte sich in einem Bieterwettkampf gegen den japanischen Reifenausrüster Bridgestone durchgesetzt.

Zuvor hatte der Automobilweltverband FIA eine Ausschreibung für den Reifenalleinausrüster für die Formel-1-Saisons 2025, 2026 und 2027 gestartet. Dabei ging es nicht mehr nur darum, technisch und logistisch in der Lage zu sein, Reifen zu liefern. Auch die Nachhaltigkeit ihrer Reifen über den gesamten Lebenszyklus mussten die Bewerber nachweisen.

Mit Bridgestone gab es einen Gegenkandidaten für Pirelli, der sich ebenfalls beworben hatte. Sowohl Pirelli als auch Bridgestone konnten die FIA von ihren Fähigkeiten überzeugen, Formel-1-Reifen zu bauen. Bei der letzten Ausschreibung im Jahr 2018 für die Saisons 2020 bis 2023 ging Hankook gegen Pirelli ins Rennen.

Die Entscheidung über den Alleinausrüster lag damals wie heute bei der Formel 1. Der kommerzielle Rechteinhaber holte von beiden Herstellern Angebote ein. Nachdem Pirelli zunächst die finanziell bessere Offerte gemacht hatte, besserte Bridgestone nach. Aber offenbar nicht genug, die Italiener konnten Stefano Domenicali überzeugen, mit ihnen weiterzumachen.

"Ich muss mich bei Bridgestone dafür bedanken, dass sie mitgemacht haben", stellt Formel-1-Boss Stefano Domenicali fest. "Aber wir mussten eine Entscheidung treffen und wir dachten, dass es richtig ist, weiterzumachen. Es gibt in Zukunft viele technische Herausforderungen und es gibt auch kommerzielle Möglichkeiten. Deshalb glauben wir, dass unsere Entscheidung die beste für die Formel 1 ist."

Bridgestone wollte in die Formel 1 zurückkehren, Foto: Sutton
Bridgestone wollte in die Formel 1 zurückkehren, Foto: Sutton

Obwohl die Reifen am vergangenen Rennwochenende in Katar für größere Probleme sorgten, dürfte das Fahrerlager nicht nur aus finanziellen Gründen aufatmen. Durch die späte Entscheidung wäre ein Bridgestone-Einstieg 2025 nahezu unmöglich gewesen. Auch Testfahrten wären zu einem Politikum geworden, weil es keine Alternative zu aktuellen Formel-1-Boliden gibt. Vor allem die großen Teams hätten sich um jede Testmöglichkeit gerissen.

Bridgestone hätte außerdem für eine Saison komplett andere Reifen entwickeln müssen. Denn 2025 ist das letzte Jahr der aktuellen Regel-Periode. Wie genau die Autos 2026 aussehen werden, steht noch nicht fest. Dass es große Änderungen - auch an den Reifen - geben wird, ist hingegen klar.

Pirelli wird im Rahmen des Vertrags nicht nur Reifen für die Königsklasse liefern, sondern auch deren Unterhäuser Formel 2 und Formel 3 mit dem schwarzen Gold versorgen. Außerdem ist 2027 nicht zwangsläufig die letzte Saison des Kontrakts: Der Vertrag kann optional noch um eine weitere Saison verlängert werden.

Kein Reifenkrieg in der Formel 1

Seit 2011 kommen die Formel-1-Pneus nun schon ausschließlich aus dem Hause Pirelli. Die Italiener sind mit größeren Unterbrechungen seit Beginn der Weltmeisterschaft im Jahr 1950 involviert. In der 73-jährigen Geschichte der Formel 1 gab es mit Goodyear, Pirelli, Bridgestone, Michelin, Firestone, Dunlop, Engelbert, Avon und Continental insgesamt neun verschiedene Reifenhersteller.

Einen offenen Wettbewerb zwischen Reifenherstellern gab es zuletzt 2006, als mit Bridgestone und Michelin zwei Ausrüster involviert waren. FIA und Formel 1 wollen aber kein Wettrüsten und haben deshalb die Ausschreibung für einen Alleinausrüster gestartet. "Es ist noch zu früh, um das für die Zukunft in Betracht zu ziehen", meint F1-Boss Domenicali. "Wenn man in Zukunft mit verschiedenen Mechanismen die Kosten unter Kontrolle halten kann, warum nicht? Aber es ist im Moment nicht auf der Agenda in den Diskussionen mit der FIA und den Teams."

Pirelli hätte zumindest kein Problem mit Wettbewerb. "Pirelli nimmt an über 300 Meisterschaften auf der ganzen Welt teil. In den meisten gibt es auch noch andere Ausrüster und wir freuen uns, mit ihnen im Wettkampf zu stehen. Für uns war das nie ein Problem. Es war immer eine Möglichkeit", so Pirelli-Chef Marco Tronchetti Provera.

Reifenhersteller in der Formel 1

TeilnahmenSiegeSaisons
Goodyear4953681959-1998
Pirelli4603011950-1958, 1981-1986, 1989-1991, seit 2011
Bridgestone2441751976/1977 und 1997-2010
Michelin2151021977-1984 und 2001-2006
Firestone121491950-1975
Dunlop120831950-1970, 1976-1977
Engelbert3281950-1958
Avon2901954-1958, 1981-1982
Continental13101954-1958