Die Ära von Michelin als Einheitsreifenlieferant der MotoGP wird mit der Saison 2026 nach elf Jahren zu Ende gehen. In dieser Zeit musste das französische Unternehmen jede Menge Kritik einstecken. Wer denkt, dass der Wechsel auf Pirelli-Pneus zur Saison 2027 daher einen Sturm der Begeisterung im MotoGP-Paddock auslöst, ist allerdings auf dem Holzweg.

Pirelli mit Monsterprogramm: Kann das gutgehen?

Am Donnerstag gaben die Fahrer der Königsklasse erstmals ihre Meinungen zu dieser Umstellung ab - und diese fielen größtenteils kritisch aus. "Ich bin etwas schockiert, dass sich Pirelli so viel Arbeit macht. Das ist eine Menge globaler Rennsport", überlegte etwa Jack Miller im Hinblick auf das Portfolio, das Pirelli 2027 vorweisen wird können. Neben der MotoGP beliefert man dann auch Moto2, Moto3, MotoE sowie sämtliche Nachwuchskategorien der Motorrad-Weltmeisterschaft. Außerdem wird man weiterhin Reifenlieferant der Formel 1 sein und möglicherweise auch in der Superbike-WM weitermachen.

Pirelli ist seit vielen Jahren Reifenmonopolist der Superbike-WM, Foto: WorldSBK
Pirelli ist seit vielen Jahren Reifenmonopolist der Superbike-WM, Foto: WorldSBK

Ein beachtliches Programm für Pirelli. Vor allem die Tatsache, dass man dort noch nie einen MotoGP-Reifen entwickelt hat und die letzten Erfahrungen von den 500ccm-Bikes der späten 80er-Jahre stammen, könnte für Probleme sorgen. "Es wird nicht einfach für sie, zu verstehen, was in der MotoGP vorgeht", glaubt Pedro Acosta. "Sie haben viel Erfahrung mit den Superbikes und das hilft in den kleineren Klassen wie Moto2 und Moto3, aber die MotoGP ist in dieser Hinsicht ein vollkommen anderer Sport."

MotoGP 2027: Neue Reifen und neue Regeln

Besonders pikant wird der Wechsel von Michelin zu Pirelli aufgrund des gewählten Zeitpunkts. 2027 erhält die MotoGP nämlich nicht nur neue Reifen, sondern auch ein völlig neues Technisches Reglement. 850ccm-Motoren ersetzen die 1000ccm-Triebwerke, sämtliche Ride-Height- und Holeshot-Devices werden verboten, aerodynamische Anbauten massiv beschnitten. Etwas zu viel Veränderung für eine Saison, findet zumindest Francesco Bagnaia: "Wir müssen dann Motorräder und Reifen parallel entwickeln. Das wird alles andere als einfach."

Michelin raus, Pirelli rein! Folgen der MotoGP-Reifenrevolution (06:21 Min.)

Nur drei Fahrer im aktuellen MotoGP-Feld machten schon einmal einen Wechsel des Reifenlieferanten in der Königsklasse mit. Maverick Vinales, Jack Miller und Marc Marquez waren dabei, als 2016 Michelin von Bridgestone übernahm. Eine Erfahrung, auf die Marquez nicht sonderlich gerne zurückblickt: "Ich mag solche Wechsel nicht. Da geht es aber nicht konkret um Pirelli. So ein Wechsel bedeutet immer viel Anpassung der Hersteller an die Reifen und des Fahrstils an die Reifen. Als Michelin übernommen hat, gab es viele eigenartige Stürze, die uns wir Fahrer nicht erklären konnten. Deshalb bin ich kein Fan dieser Umstellungen, aber es ist eine Entscheidung der MotoGP."

Neue Reifen als Reset für MotoGP-Kräfteverhältnis?

Hauptgrund für den Wechsel zu Pirelli war der Wunsch der Serienverantwortlichen, alle Klassen vom Nachwuchsbereich bis in die MotoGP vom selben Hersteller beliefern zu lassen. Ein Wunsch, den Michelin nicht erfüllen wollte, Pirelli hingegen sehr wohl. Ziel ist es, den Fahrern den Aufstieg durch die diversen Kategorien so zu erleichtern. Die Umstellung von Michelin zu Pirelli könnte aber auch einen positiven Nebeneffekt haben, glaubt Miguel Oliveira: "Von all den technischen Veränderungen, die du an einem Motorrad vornehmen kannst, ist die Änderung des Reifenlieferanten die mit Abstand größte. Es ist die einzige Sache, die im Kräfteverhältnis einen wirklichen Neustart für alle bedeutet. Vielleicht ändert sich dann an der Dominanz, die wir aktuell erleben, etwas und wir rücken alle wieder etwas näher zusammen."

Jetzt seid ihr dran: Was erwartet ihr vom Wechsel auf Pirelli-Reifen in der MotoGP? Schreibt es uns in die Kommentare!