Es brodelt auf dem Formel-1-Fahrermarkt: Nachdem Lewis Hamilton Anfang Februar 2024 seinen Wechsel von Mercedes zu Ferrari zur Saison 2025 bekanntgegeben hat, ist eine Vorhersage bezüglich des Ausgangs des diesjährigen Fahrerkarussells schwerer denn je. Zuletzt überschlugen sich die Gerüchte. Sogar ein Wechsel von Max Verstappen zu Mercedes trotz gültigen Vertrags bis Ende 2028 wurde als Möglichkeit genannt, obwohl der amtierende Weltmeister in Australien den Willen signalisierte, sein Arbeitspapier zu erfüllen.
Einer, der sich den Trubel bisher aus sicherer Entfernung anschauen kann, ist Fernando Alonso. Der Vertrag des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters bei Aston Martin läuft Ende 2024 aus. Ob der 42-Jährige darüber hinaus beim zukünftigen Honda-Werksteam bleiben wird, steht ebenso wenig fest wie die Antwort auf die Frage, ob er seine Formel-1-Karriere überhaupt fortsetzen wird.
Alonso trotzt Red-Bull- und Mercedes-Gerüchten: Entscheide selbst
Alonso stellt zumindest klar, dass er sich bei dieser Entscheidung nicht an den Geschehnissen bei anderen Teams orientieren wird: "Die Entscheidung ist komplett unabhängig davon, was bei Mercedes oder Red Bull passiert. Wir wissen nicht, wie dieses Drama enden wird."
Auf diese Unabhängigkeit setzte Alonso bereits bei seinen Entscheidungen in der Vergangenheit, darunter diverse Teamwechsel und ein zwischenzeitlicher Rücktritt. "Jetzt werde ich entscheiden, was ich nächstes Jahr mache. Ich werde mich nicht danach richten, was andere machen und sie mein Schicksal diktieren lassen. Das mache ich selbst! Zum Guten oder zum Schlechten, das ist, wie ich bin."
In diesem Kontext wiederholt Alonso seine Aussagen vom Launch des AMR24, denen nach Aston Martin seine erste Anlaufstation bezüglich einer weiteren Zukunft in der Königsklasse des Motorsports sei: "Ich bin dankbar für die Gelegenheit, die sie mir vor zwei Jahren gegeben haben und wenn wir eine Einigung finden, wird das die Entscheidung sein. Wenn ich keine Einigung mit Aston finde, werde ich mich woanders umsehen. Aber das wird erst die zweite Möglichkeit sein."
Rückkehr auf die Langstrecke?
Bei einem Ende seiner Formel-1-Karriere stünden Alonso mit Sicherheit die Türen in der Motorsport-Welt offen. Schon vor und während seiner Formel-1-Pause tobte sich Alonso in anderen Kategorien aus. Zwischen 2017 und 2020 ging er dreimal beim Indy 500 an den Start, gewann zweimal die 24 Stunden von Le Mans und einmal den WM-Titel in der WEC. 2018 bestritt er mit United Autosports die 24 Stunden von Daytona, wobei einer seiner Teamkollegen ein gewisser Lando Norris war. Auch auf einen im Jahr 2020 datierten Start bei der Rallye Dakar kann Alonso zurückblicken.
"Für mich war die Formel 1 nie eine Priorität. Ich bin Go-Karts gefahren und dachte, ich würde mein ganzes Leben lang ein Go-Kart-Ingenieur sein", blickt Alonso zurück. "Und die Formel 1 wirkte nicht einmal so reizvoll für mich. Es war zu hoch für mich, ich hatte nicht dieses Level an Status. Ich war einfach ein normaler Typ aus dem Norden Spaniens, was so schien, als hätte es nicht wirklich etwas mit der Formel 1 zu tun. Ich mag Motorsport generell, jedes Auto zu fahren: Autocross, Dakar Rallye, Langstrecke oder IndyCar."
Eine Rückkehr auf die Langstrecke möchte Alonso auf Nachfrage zumindest nicht ausschließen. Aston Martin steigt 2025 mit seinem LMH-Hypercar auf Basis des Valkyrie-Supersportwagens sowohl in die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC als auch in die US-amerikanische Sportwagenmeisterschaft IMSA ein. "Ich habe bisher noch nicht darüber nachgedacht. Ich liebe den Valkyrie und habe meinen im Juli bekommen, nachdem ich ein Jahr darauf gewartet habe. Also warum nicht? Vielleicht wäre es schön, dass Auto zuhause zu fahren und dann auf der Strecke."
Zukunftsentscheidung vor dem Sommer
Dafür, wann die Entscheidung über seine Zukunft fallen soll, setzt sich Alonso eine klare Frist: "Ich will nicht bis zum Sommer warten. Denn es wäre unfair für mich und für das Team, wenn sie dann mehr Optionen finden müssen." Gleichzeitig warnt der Asturier vor einer zu schnellen Festlegung: "Ich will keine Entscheidung treffen, wenn mein Kopf noch nicht beim neuen Jahr ist. Mein Kopf ist im Moment so fokussiert darauf, welche Dinge ich gerne nach den Erkenntnissen von den ersten paar Rennwochenenden am Auto testen würde."
Ein Faktor bei Alonsos Entscheidung über eine Fortsetzung seiner Karriere könnten auch die zunehmenden Belastungen durch den Rennkalender sein. Während der 32-fache GP-Sieger beim Launch im Februar die Bereitschaft für eine weitere langjährige Formel-1-Laufbahn zeigte, machte er beim Saisonstart klar, dass dies bei dem aktuellen Rekord-Kalender mit 24 Rennen nicht der Fall sein werde.
Alonso: Europa-Rückkehr in der Rennpause
Diesbezüglich hat Alonso in diesem Jahr bereits Maßnahmen ergriffen, um sein Wohlbefinden dennoch auf einem hohen Niveau zu halten. "Ich bin später als normal angekommen und werde Sonntagnacht abreisen", offenbarte Alonso zuletzt in Australien. "Ich versuche, so viel Zeit wie möglich zu Hause zu verbringen. Es ergibt natürlich keinen Sinn, wenn du in zwei Wochen nach Japan musst. Aber ich fühle mich besser, selbst wenn ich fünf, sechs Tage nach Hause gehe, als drei Wochen weg zu sein."
Im Hinblick auf das Sportliche war es für Fernando Alonso ein verhaltener Saisonstart. Anders als im Vorjahr konnte Aston Martin an den ersten drei Rennwochenenden nicht um Podestplätze kämpfen und fand sich meist am Ende der Spitzengruppe wieder. Highlight blieb bisher ein fünfter Platz beim Saudi-Arabien-GP. In Australien erhielt Alonso im Nachhinein eine umgewandelte 20-Sekunden-Strafe für potenziell gefährliches Fahren und bleibt so in der Fahrer-WM auf Rang acht.
Alonso selbst zeigte sich nach der Entscheidung alles andere als einverstanden mit der Strafe. Wie er sein Manöver verteidigt und warum er enttäuscht von den Stewards ist, lest Ihr in diesem Artikel:
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