Lewis Hamilton ist offiziell bei Mercedes raus und wechselt in der Formel-1-Saison 2025 zu Ferrari. Dadurch öffnet sich für das kommende Jahr unerwartet ein Top-Cockpit beim achtfachen Weltmeister-Team. Einen ebenbürtigen Ersatz für Hamilton zu finden ist schwer bis unmöglich. Vor allem, da praktisch alle Topfahrer schon einen Vertrag in der Tasche haben.
Carlos Sainz: Ferrari-Mercedes-Rochade?
Ein Fahrer muss nach dieser Ankündigung ganz dringen nach einem neuen Arbeitgeber suchen. Das Aus von Carlos Sainz bei Ferrari kam für den Spanier nur mit einer kurzen Vorankündigung. Er kann zwei Grand-Prix-Siege vorweisen. Außerdem war er in der letzten Saison Charles Leclerc über weite Phasen ebenbürtig und konnte den Monegassen in den Sommermonaten sogar in Schach halten. Es gibt schlechtere Notfall-Varianten - möglicherweise auch als Übergangslösung.
Was allerdings gegen ein direktes Wechselspiel von Hamilton und Sainz spricht: Der Spanier wird schon seit längerem mit Sauber/Audi in Verbindung gebracht. Dort würde er nicht die zweite Geige spielen, Erfolge warten aber höchstens in ferner Zukunft auf ihn. Es ist nicht bekannt, wie weit die Gespräch zwischen ihm und dem Schweizer Team schon fortgeschritten sind. Über Vater Carlos Sainz, der im Januar die Rallye-Dakar mit Audi gewann, besteht auch bereits eine direkte Verbindung von ihm zu dem ehemaligen Alfa-Romeo-Team.
Alex Albon: Zweite Chance bei einem Topteam?
Die Aktie von Alex Albon steht nach zwei lupenreinen Jahren bei Williams hoch im Kurs. Gerüchte brachten ihn immer mal wieder mit diversen Topteams in Verbindung - allerdings ohne realistische Wechseloptionen. Jetzt hat sich eine Tür bei Mercedes geöffnet und damit möglicherweise für eine Rückkehr in ein Top-Cockpit.
Albon erfüllt ein ähnliches Bewerberprofil wie Sainz: Er war schon einmal bei einem Topteam, kann eine Form vorweisen und gilt menschlich als umgänglich. Auch er ist als Interimskandidat denkbar. Mit dem Kundenteams Williams und Ex-Mercedes-Mann James Vowles als Teamchef, würde auch eine klare Verbindung zu den Silberpfeilen bestehen.
Mick Schumacher & Sebastian Vettel: Deutscher Fahrer für deutsches Team?
Als Mercedes-Testfahrer wäre Mick Schumacher auf dem Papier in einer aussichtsreichen Position. Mercedes-Teamchef Toto Wolff betonte regelmäßig die Qualitäten des ehemaligen Haas-Piloten. Hat er eine realistische Chance auf ein Stammcockpit?
Bei dieser Frage scheint wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens zu sein. Schumachers Referenzen in der Formel 1 sind nicht sonderlich berühmt. Auch wenn man mit gutem Willen einkalkuliert, dass er bei Haas in einem schwierigen Umfeld seine ersten F1-Gehversuche unternommen hat, kann das nicht über seine allgemeine Performance hinwegtäuschen.
In seinen 43 Grands Prix leistete er sich viele Fehler - vor allem in seiner zweiten Formel-1-Saison - und kam im teaminternen Duell gegen Kevin Magnussen auf keinen grünen Zweig. Abgesehen davon, dass er für 2024 sowieso schon einen Vertrag mit dem WEC-Team von Alpine in der Tasche hat, ist es schwer vorstellbar, dass man es ihm bei Mercedes zutraut, direkt in ein Topteam einzusteigen.
Wenn wir schon einmal bei deutschen Fahrern sind: Sebastian Vettel wurde in den sozialen Netzwerken bereits als Kandidat gehandelt. Doch es scheint weit hergeholt, dass sich der vierfache Weltmeister nach seinem Rücktritt 2022 noch einmal die Formel 1 antun würde und dann auch noch in einem Umfeld, das er nicht kennt. Mercedes würde sich wohl auch die Frage stellen, wie schnell er überhaupt noch ist.
Andrea Kimi Antonelli: Zu große Fußstapfen für den Nachwuchsstar?
Andrea Kimi Antonelli ist der hellste Stern am Nachwuchshimmel der Silberpfeile, womöglich sogar generell im Formelsport. Der Italiener eilte 2021 und 2022 im Rekordtempo von Titel zu Titel und gewann seit seinem Wechsel vom Kart ins Formelauto jede Meisterschaft, die er als Vollzeit-Fahrer bestritt: Italienische Formel 4, ADAC Formel 4, sowie die europäische regionale Formel 3 und dessen Middle-East-Pendant.
2024 überspringt er die Formel 3 und geht direkt in der Formel 2 an den Start. Ein großer Sprung mit ungewissen Erfolgsaussichten. 2025 könnte für ihn deshalb noch zu früh kommen. Ein Aufstieg in die Formel 1 wäre an die Erwartung geknüpft, dass er auch in seiner ersten Saison in der höchsten Nachwuchsklasse gleich voll einschlägt.
Selbst in diesem Fall müsste Mercedes dem 18-Jährigen erst einmal das hohe Vertrauen einräumen, ihn umgehend ins Werksteam zu befördern. Ein Risiko, welches das Team von Toto Wolff in der Vergangenheit nur ungern einging. George Russell verbrachte drei Lernjahre bei Williams, Esteban Ocon und Pascal Wehrlein schafften es nie ganz nach oben.
Valtteri Bottas: Die personifizierte Nummer 2 bei Mercedes
Mercedes befindet sich auf der Suche nach einem zweiten Fahrer? Das schreit ja förmlich nach der personifizierten Nummer 2. Valtteri Bottas erwies den Silberpfeilen fünf Jahre lang gute Dienste, stellte sich in den Auftrag des Teams und staubte auch regelmäßig Siege ab, wenn es was zu holen gab.
Gemäß der Form von 2021 wäre Bottas also eine logische Variante. Doch in der Zwischenzeit vergingen zwei Jahre und bei Sauber hinterließ er einen eher mäßigen Eindruck. Der Finne performte in den abgelaufenen zwei Saisons - wenn überhaupt - nur knapp über dem Niveau seines jungen Teamkollegen Guanyu Zhou und wirkte unmotiviert. Ein Top-Cockpit könnte Auftrieb verschaffen. Aber ob diese Hoffnung reicht, um Mercedes zu einer Rückhol-Aktion zu bewegen, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Esteban Ocon: Auf rauen Wegen zu Mercedes?
Bei Mercedes war er eigentlich schon einmal aussortiert: Esteban Ocon. Als Mercedes-Junior konnte er bei Force India nie ausreichend überzeugen, um einen Schritt ins Werksteam zu rechtfertigen. 2020 machte er nach einem Jahr als Mercedes-Testfahrer den Sprung zu Renault. Auch nach vier Jahren bei den Franzosen wird er von Mercedes gemanagt und behauptete sich als guter Mittelfeld-Fahrer.
In der Vorsaison war er solide unterwegs, mehr aber nicht. Der Anspruch von Mercedes ist kaum, einen Mittelfeld-Piloten in ihr Auto zu setzen. Doch angesichts des Mangels an Optionen auf dem restlichen Fahrermarkt sind seine Mercedes-Kontakte vielleicht das Zünglein an der Waage, dass er 2025 doch noch eine Chance bekommt.
Alonso, Ricciardo und Co: Die Außenseiter
Natürlich gibt es auch darüber hinaus eine Vielzahl an Fahrern, die Schlange stehen, um die Nachfolge von Lewis Hamilton zumindest temporär anzutreten. Fernando Alonso wäre einer der wenigen Fahrer von seinem Kaliber und sein Vertrag läuft 2024 sogar aus. Gegen ihn spricht allerdings seine persönliche Vergangenheit. Alonso ist berüchtigt dafür, dass er Unruhe in ein Team bringt, und bei Mercedes hat man auch seine Rolle im Spygate-Skandal 2007 noch nicht komplett vergessen.
Daniel Ricciardo ist nach seinem Comeback wieder auf den Geschmack gekommen. Er würde Aspekte wie Erfahrung und Erfolge abdecken. Gegen ihn sprechen jedoch seine Leistungen der letzten Jahre bei McLaren. Ob sieben Rennen bei AlphaTauri ausreichen, um Mercedes davon zu überzeugen, dass er wieder ganz der Alte ist? Das erscheint fraglich.
Möglichkeiten gibt es viele. Auch Fahrer, die hier nicht genannt wurden, könnten unter Umständen eine Außenseiter-Rolle einnehmen. Pierre Gasly zum Beispiel, Nico Hülkenberg, vielleicht sogar Lando Norris oder Oscar Piastri, wenn man sie aus ihrem Vertrag kaufen kann... Zugegeben, die letztgenannten Varianten klingen verrückt. Aber genauso verrückt ist es, dass Lewis Hamilton 154 Tage nach seiner Vertragsverlängerung plötzlich Mercedes den Rücken kehrt.
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