Zurück aus dem Ersatzfahrerdasein sprang Nico Hülkenberg nach drei Jahren Warten 2023 endlich wieder in ein Vollzeit-Cockpit in der Formel 1. Dabei sorgte er von Bahrain weg für Schlagzeilen, und beendete das Jahr noch vor seinem alteingesessenen Haas-Teamkollegen Kevin Magnussen. Es gibt nur ein Problem: Fast alle der Schlagzeilen entfielen auf das Qualifying, die Mehrheit der Rennen waren Desaster. Das ist schlecht für die WM - schadet Hülkenbergs Saison-Zeugnis bei Motorsport-Magazin.com aber nicht.

Nico Hülkenbergs Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis2 (1x)
Q3-Teilnahmen10
Ø Ergebnis11,5
Ø Vorsprung auf Teamkollegen- 0,328
Siege im Quali-Duell17

Nico Hülkenberg im Qualifying: Stets als großer Könner der einzelnen Runde verschrien, war Hülkenbergs Vollzeit-Abgang 2019 hier mit einer 7:14-Niederlage gegen Daniel Ricciardo kein so glanzvoller gewesen. Leicht zu vergessen: Der Rückstand war damals nie groß. Umso besser wurde der Hülkenberg-Lebenslauf mit dem Comeback 2023 aufpoliert. Q3 schon im ersten Rennen, klarer Sieg im Teamduell gegen Kevin Magnussen mit einem Vorsprung von über drei Zehnteln. Mehr Details zu Teamduellen gibt es hier:

Mit zehn Q3-Auftritten war Hülkenberg genauso oft in den Top-10 anzutreffen wie Lance Stroll. Im VF-23 fühlte er sich sofort wohl, das Auto passte zum Fahrstil, das Limit war schnell gefunden. Auch bei schwierigen Bedingungen, wie im Regen von Kanada, glänzte er mit Fahrzeugkontrolle am Haftungslimit. Keine Frage - er ist auch mit 36 noch einer der besseren Qualifying-Piloten der Weltmeisterschaft.

Nico Hülkenbergs Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes Ergebnis7 (1x)6 (1x)
Ø Zielankunft14,314,2
Ausfälle11
Punkte9
WM-Platz16

Ging es am Sonntag um die Punkte, machte der Haas Reifenprobleme. Der Absturz zurück in die Nähe des meist schlechter qualifizierten Kevin Magnussen wurde manchmal dadurch beschleunigt, dass Hülkenberg eben weiter vorne losgefahren war. Und deswegen oft zu Rennbeginn etwas härter pushte. Es lag nicht am Fahrer, es war ein fundamentales Problem mit dem Auto. Auch wenn Magnussen anders als im Qualifying deutlich näher dran war, bei mehreren Rennen besser.

Hülkenberg kann einen Pluspunkt vorweisen: Starke Verwertung der rar gesäten Chancen. Zweimal, beim reifenverschleißarmen Australien-GP (Siebter) und beim verregneten Österreich-Sprint (Sechster) gab der Haas dicke Punkte her, zweimal verwandelte es Hülkenberg. Seine einzigen Punkte zwar, aber damit hatte er dreimal so viele als Magnussen, der nie über den zehnten Platz hinauskam. Die Fehlerquote war sonst im Rennen ebenfalls gering, nur war mit dem meist miserablen Haas nicht viel zu holen, besonders als die Konkurrenz im Sommer Updates brachte, Haas jedoch lange nicht.

Nico Hülkenbergs Entwicklung: Bei einem 36-jährigen Formel-1-Piloten weiß man wohl, was man hat. Das ist im Fall Hülkenberg nicht anders. Mit dem schnellen Start, starken Qualifyings und den Punkten in Australien unterstrich er wie schon in seinen Ersatzfahrer-Auftritten der letzten Jahre seinen Wert als Plug-and-Play-Fahrer. Sein gutes Niveau hielt er für den Großteil der Wochenenden.

Ansonsten freute sich Hülkenberg zwar, wieder fahren zu dürfen, hielt aber auch seinen Frust über die anhaltenden Reifenprobleme nicht zurück. Mit der Urfassung des VF-23 und dessen Verlangen nach einem sehr V-artigen Durchfahren der Kurven kam er besser zurecht. Das letzte große Update kam ihm weniger entgegen als Magnussen, er bemängelte zu wenig Abtrieb und Grip in schnellen Passagen. Lieber wechselte er für die letzten Rennen auf das alte Aero-Paket zurück, kam damit auch beim Saisonfinale noch einmal in Q3.

Hartes Comeback für Nico Hülkenberg

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,87 (13.)
Redaktionsnote2,65 (12.)
Lesernote3,09 (14.)
Bestes RennenAustralien (1,22 - 1.)
Schlechtestes RennenKatar (3,92 - 15.)

Das sagt Nico Hülkenberg: "Sobald die anderen ihre Probleme ausgeräumt hatten und echte Entwicklungen brachten, haben wir wirklich die Zeche gezahlt. Die zweite Saisonhälfte war richtig hart. Nur in Singapur hatte ich denke ich eine Chance auf einen Punkt, die wir wegen einer schlechten Strategie vergeben haben. Sonst hatten wir nie die Pace, selbst wenn viele Autos ausfielen. Wir waren einfach zu weit weg. Ich hatte ein paar richtig starke Rennen, aber die resultierten in P12, P13. Die machen keine Schlagzeilen. Aber ich weiß, dass ich das Potenzial maximiert hatte."

Kurzes Gastspiel an der Spitze für Hülkenberg, Foto: LAT Images
Kurzes Gastspiel an der Spitze für Hülkenberg, Foto: LAT Images

Das sagt MSM: Es wäre schwierig, Nico Hülkenbergs Leistungen in der Saison 2023 zu betrachten und nicht zur Schlussfolgerung zu kommen, dass Haas die richtige Entscheidung traf, ihn zurück in ein Vollzeit-Cockpit zu holen. Seine Erfahrung und seine Pace sorgten schließlich für fast alle Highlights in einer Saison, in der das Auto gerade im Qualifying die meiste TV-Zeit holen konnte.

Auch die Erfahrung kann dem Problem-Team Haas jetzt für nächstes Jahr helfen. Mehr Fokus liegt eher auf dem Teamkollegen. Mehr zu dessen Performance hier: