Kevin Magnussen ist der erfolgreichste und langjährigste Fahrer in der noch immer jungen Geschichte des Haas F1 Team. Doch seine sechste Saison mit dem amerikanischen Team stellte sich als die für ihn persönlich schwerste in der gemeinsamen Zeit heraus. Der letzte Platz für Haas in der Konstrukteurs-WM, sowie Platz 19 für Magnussen bedeuteten das zweitschlechteste Ergebnis in dieser Konstellation. Die wenigen Highlights, die Haas in der abgelaufenen Saison setzen konnte, gingen meist auf die Kappe von Nico Hülkenberg, der nach seinem Comeback Magnussen deutlich in die Tasche steckte. Motorsport-Magazin.com stellt dem Dänen für die Formel-1-Saison 2023 daher ein teilweise erschreckendes Zeugnis aus.

Kevin Magnussens Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis4
Q3-Teilnahmen4
Ø Ergebnis14,7
Ø Rückstand auf Teamkollegen+0,328
Siege im Quali-Duell7

Kevin Magnussen im Qualifying: Das Qualifying war einer der wenigen Bereiche, in denen Haas in dieser Saison hin und wieder brillieren konnte. Auf eine Runde war der VF-23 häufig gut genug für eine Top-10-Platzierung, wie Kevin Magnussens vier Einzüge in das Q3 beweisen. Das Problem: Sein Teamkollege Nico Hülkenberg schaffte den Einzug in den letzten Quali-Abschnitt sechs Mal öfter. Während der Deutsche im Qualifying und im Sprint Shootout mehrmals für Highlight-Ergebnisse sorgen konnte, kamen diese bei Magnussen deutlich seltener vor. Am Ende der Saison verliert der Däne das Qualifying-Duell mit 7:17 eindeutig - wohlgemerkt gegen einen Fahrer, der vor dieser Saison seit drei Jahren kein Stammcockpit in der Formel 1 hatte.

Positiv hervorzuheben sind der vierte Platz in Miami, Platz sechs in Singapur und der neunte Rang in Las Vegas. Abgesehen davon war Magnussen in der vergangenen Saison ein Dauerkandidat für ein Aus im Q1, konnte häufig lediglich den Rookie Logan Sargeant hinter sich lassen. Am Ende der Saison steht ein durchschnittlicher Rückstand von 0,328 Sekunden auf Hülkenberg zu Buche. Ja, der VF-23 war in dieser Saison insgesamt das schlechteste Auto, aber gerade als Team am hinteren Ende des Feldes muss ein Fahrer die wenigen Möglichkeiten nutzen, die sich ihm bieten. Das schaffte Magnussen nur selten.

Kevin Magnussens Renn-Statistik 2023

RennenSprint
Bestes Ergebnis10 (3x) 11 (1x)
Ø Zielankunft14,8 14,3
Ausfälle50
Punkte30
WM-Platz19

Kevin Magnussen im Rennen: Über die Dauer eines Grand Prix sieht die Statistik etwas besser aus. Im Rennduell musste sich Magnussen Hülkenberg "nur" mit 9:8 geschlagen geben. Doch auch diese Statistik gilt es einzuordnen. Im Renntrim war der VF-23 aufgrund seines aggressiven Reifenverschleißes meistens das schlechteste Auto im Feld. Für Kevin Magnussen ging es von einer schlechten Startposition kaum nach vorne, parallel wurde Hülkenberg innerhalb weniger Runden in Magnussens Gefilde nach hinten durchgereicht.

In Australien fiel Magnussen ohne Fremdeinwirkung aus dem Renen, Foto: LAT Images
In Australien fiel Magnussen ohne Fremdeinwirkung aus dem Renen, Foto: LAT Images

Am Ende der Saison brachte es Magnussen auf magere drei Punkte - Hülkenberg holte drei Mal so viele Zähler. Wie im Qualifying konnte Magnussen auch in den Rennen, abgesehen von Miami und Saudi-Arabien, nur äußerst selten Highlights setzen. Sein dritter WM-Punkt wurde ihm in Singapur durch den Unfall von George Russell in der letzten Runde geschenkt. Parallel überschatteten Negativ-Rennen wie in Australien, in dem Magnussen in beinahe amateurhafter Art und Weise seinen Boliden in die Wand setzte, die Saison des 31-Jährigen.

Kevin Magnussen Entwicklung: Nach einer fahrerischen Entwicklung sucht man bei Kevin Magnussen in der vergangenen Saison vergeblich. Seine Saison war überwiegend von Konstanz am hinteren Ende des Feldes geprägt - nur vereinzelt gab es Ausreißer nach oben. Nach einem soliden Start in die Saison, bei dem Magnussen nach sechs Rennen immerhin zwei Mal in die Punkte fahren konnte, wurde es ab dem Großen Preis von Monaco so richtig düster. Ohne den Russell-Crash in Singapur hätte der Däne keine weiteren Punkte mehr gesammelt.

Nach einem Blick auf die saisonübergreifende Entwicklung von Magnussen lässt sich nichts anderes als ein klarer Rückschritt diagnostizieren. In der Saison 2022 seinen Teamkollegen Mick Schumacher teilweise deutlich geschlagen, sitzt Magnussen gegen Nico Hülkenberg ein Jahr später am anderen Ende der Fahnenstange. Wie viel fahrerische Entwicklung angesichts seines Alters von 31 Jahren noch zu erwarten ist, ist ebenfalls fraglich.

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote3,60 (20.)
Redaktionsnote3,38 (17.)
Lesernote2,83 (20.)
Bestes RennenMiami (2,05 - 5.)
Schlechtestes Rennen Australien (4,47 - 20.)

Das sagt Kevin Magnussen: "Es gab leider keine großen Highlights, würde ich sagen. Es gab Rennen, in denen ich mit P10 sehr zufrieden war, was einfach zeigt, was für eine Saison wir hatten. Aber ja, die Rennen, in denen es um Punkte ging, waren die Highlights. Leider war es nicht besser als das."

Haas-Fahrer Kevin Magnussen in der Pressekonferenz
Das sagt Kevin Magnussen zu seiner Saison, Foto: LAT Images

Das sagt MSM: Die Leistung eines Fahrers im schwächsten Auto des Feldes zu bewerten, ist immer eine komplizierte Sache. Der einzige aussagekräftige Vergleichswert in der Formel 1 ist und bleibt aber der Teamkollege. Da sah es für Magnussen in dieser Saison, vor allem im Qualifying, erschreckend aus. Die MSM-Note, sowie die WM-Platzierung kommen nicht von ungefähr. Doch ein weiterer Aspekt gibt Anlass zur Sorge.

Kevin Magnussen war seit Beginn seiner F1-Karriere als einer der härtesten Racer des Feldes bekannt, als jemand, der sich immer hart, oft sogar über der Grenze des Erlaubten zur Wehr setzte. Davon war in der Saison 2023 nur sehr sporadisch etwas zu sehen. Magnussen wirkte sowohl auf der Strecke als auch in Interviews oft gleichgültig, unmotiviert und gelangweilt. Ganz nach dem Motto: Was soll ich denn machen mit diesem Auto? Bis zu einem gewissen Grad sei ihm das angesichts seines schwachen Arbeitsgerätes zwar verziehen, rechtfertigt aber keineswegs die herbe Niederlage gegen Formel-1-Rückkehrer Hülkenberg.

Magnussens Vertragsverlängerung für die nächste Saison wurde bereits von vielen kritisch beäugt. Wenn der Däne 2024 seine Leistung nicht enorm steigern kann, könnte die kommende Formel-1-Saison die letzte in seiner Karriere werden. Die Jugend klopft in Person von Oliver Bearman bereits an.