Die Beschlüsse der Formel-1-Kommission am Freitag in Abu Dhabi waren nicht gerade spektakulär. Große Neuerungen und Aufreger blieben aus - zumindest bei den Ergebnissen. Die Sitzung selbst hingegen war durchaus lebhaft. Besonders beim Thema Team-Allianzen ging es heiß her, wie Motorsport-Magazin.com erfuhr.
Steine des Anstoßes sind Red Bull und AlphaTauri. Vielen im Fahrerlager ist es ein Dorn im Auge, dass Red Bull gleich zwei der inzwischen so wertvollen Formel-1-Teams besitzt. Als der Sport finanziell auszusterben drohte und Dietrich Mateschitz Millionen in seine Rennställe investierte, war es noch allen recht. Jetzt, da der Sport finanziell stabil aufgestellt ist und Teams mit mehr als einer Milliarde bewertet werden, kommt plötzlich Missgunst auf.
AlphaTauris Höhenflug nährt Verdächtigungen
Das haben sich Red Bull und AlphaTauri aber auch teilweise selbst eingebrockt. Nach Jahren weitgehend technischer Eigenständigkeit und sportlicher Erfolglosigkeit haben die Bosse entschieden, dass AlphaTauri Synergien mit dem großen Bruder nutzen muss. Alles, was das Reglement mit den sogenannten Transferable Components erlaubt, muss AlphaTauri von Red Bull übernehmen - um Geld zu sparen und Performance zu gewinnen.
Dass die sportliche Wende so plötzlich während der Saison 2023 kam, gefällt der Konkurrenz nicht. Das Team bringt Update um Update und fährt teilweise aus eigener Kraft in die Top-10. Zuvor war das Auto aus Faenza das langsamste im Feld. Der ein oder andere zweifelt bereits, ob bei den Synergien alles mit rechten Dingen zugeht.
So geht es AlphaTauri wie Haas: Immer wenn es bei den US-Amerikanern läuft, soll das Auto von Ferrari kopiert worden sein. Zukaufteile sind erlaubt, aber eben nicht überall. Für die Aerodynamik muss jedes Team selbst zuständig sein.
In der Sitzung der Formel-1-Kommission ging es vor allem um 2026. Manche Teams wollen für die neue Regelperiode und das neue Concorde Agreement Mechanismen finden, die den Verdacht erst gar nicht aufkommen lassen. Unter anderem wollen die Gegner, dass jedes Team einen anderen Windkanal nutzen muss. Red Bull und AlphaTauri waren die schärfsten Gegner aller Pläne, die Allianzen zu zerschlagen.
Christian Horners Griff nach der Macht über AlphaTauri
Neben dem sportlichen Aufwärtstrend kommt es bei der Konkurrenz auch nicht gut an, dass Red-Bull-Teamchef Christian Horner immer mehr nach der Macht bei AlphaTauri greift. Beim ersten Machtkampf gegen Dr. Helmut Marko konnte sich Horner nicht durchsetzen. Doch er ließ nicht locker und versucht, seinen Einfluss bei AlphaTauri auszubauen.
Obwohl auf der Teamchef-Position Laurent Mekies auf Franz Tost folgt und mit Peter Bayer seit einigen Monaten ein Geschäftsführer installiert wurde, ist Horner nun trotzdem bei AlphaTauri involviert. Auf kommerzieller Seite zieht er bereits die Strippen. Mit CAA brachte er jene Sponsoring- und Marketing-Agentur zu AlphaTauri, die bereits bei Red Bull Deals über hunderte Millionen macht. Der langjährige AlphaTauri-Partner WWP aus Österreich musste Platz machen.
Das erste Ergebnis aus den Marketing-Synergien dürfte AlphaTauris neuer Titelpartner sein. Visa und Cash App könnten in der Formel-1-Saison 2024 Namensgeber für Red Bulls Schwesterteam werden - das zwar dann namentlich nicht mehr an die Familie erinnert, bei Technik und Management jedoch weiter zusammenwächst.
Die Konkurrenz lässt sich vom Namen aber nicht blenden. Im Gegenteil: Die anderen Teams fürchten nicht nur einen sportlichen Gegner, sondern auch ein politisches Ungleichgewicht und kommerzielle Konkurrenz. Bislang finanzierte Red Bull das Team größtenteils selbst mit der eigenen Marke. Das Sponsoring-Team umfasste lediglich 10 Angestellte. Red Bull hilft mir einer Armada von 110 Sponsoring-Spezialisten aus - und eben mit Christian Horner. Bei allen Diskussionen rund um das Modell AlphaTauri ist die Personalie Horner nicht nur für Marko ein rotes Tuch.
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