Das Duell an der Spitze der Formel 1 heißt 2023 nicht Max Verstappen gegen Lewis Hamilton oder Charles Leclerc, sondern Dr. Helmut Marko vs. Christian Horner. Ein Jahr nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz tobt im Weltmeisterteam offenbar ein erbitterter Machtkampf. Schon im Fahrerlager von Katar machten Gerüchte die Runde, dass es zwischen Motorsportchef Marko und Teamchef Horner ordentlich rumoren soll.
Max Verstappen: Leute von außen haben keine Ahnung
Die Gerüchte wurden von Medienberichten in den Tagen vor dem US GP in Austin befeuert. Motorsport-Magazin.com hakte bei Max Verstappen nach. "Ich habe es vernommen, dass Leute von außen versuchen, Bullshit zu reden", sagte der Niederländer und fügte an: "Die Stimmung im Team ist sehr gut."
Was soll der frischgebackene Dreifach-Weltmeister auch anderes sagen? Dass sich seine zwei Bosse streiten? Eher unwahrscheinlich. Dann aber bezieht Verstappen doch Position: "Jeder kennt seine Rolle im Team genau. Wir versuchen, das Vermächtnis von Dietrich zu wahren. Jeder im Team ist sehr wichtig für den Erfolg, den wir gerade haben. Darum gibt es für die Zukunft keine Änderungen. Das sollte es erklären."
Red Bull braucht Verstappen, Verstappen Dr. Helmut Marko
Das klärt auf jeden Fall, auf welcher Seite Verstappen steht. Horner versuchte im Hintergrund, Marko loszuwerden. Er wollte alleine walten und schalten. Verstappen aber weiß, was er Marko zu verdanken hat. Deshalb hat Horner seine Rechnung ohne den bestbezahlten Red-Bull-Mitarbeiter gemacht. Verstappen braucht nicht nur Red Bull, Red Bull braucht auch Verstappen.
Mateschitz hatte seine Nachfolge mit der Aufteilung der Geschäftsfelder und der Beförderung von Oliver Mintzlaff zwar geregelt, dennoch witterte Horner ein Machtvakuum. Dafür wollte er auch den kriselnden Rennstall AlphaTauri nutzen. Das zweite Team im Red-Bull-Imperium war vor allem ein persönliches Projekt von Dietrich Mateschitz. Sein thailändischer Partner Chalerm Yoovidhya, der 51 Prozent an Red Bull hält, soll kein großer Fan des Teams aus Faenza sein.
Krisenherd AlphaTauri und Honda
Marko und Horner waren sich bei der Zukunftsausrichtung des Teams nicht ganz einig. Marko verlängerte den Vertrag mit Yuki Tsunoda, was bei Horner nicht besonders gut ankam. Der Brite hatte schon zuvor versucht, mehr und mehr Einfluss auf das Schwesterteam zu gewinnen.
Marko verlängerte aber Tsunoda nicht nur aufgrund der sportlichen Perspektive. Honda will den Japaner im Auto haben. Marko weiß um die Wichtigkeit, Honda bei Laune zu halten. 2026 wird Aston Martin zum Werksteam. Bis dahin ist Red Bull auf Honda angewiesen - es geht nicht nur um AlphaTauri.
Wie die Website F1-Insider berichtet, soll Horner sogar versucht haben, Mercedes-Pressechef Bradley Lord als AlphaTauri-Teamchef zu installieren. Die Nachfolge von Franz Tost wurde aber mit einer Doppelspitze geklärt: Teamchef Laurent Mekies kommt von Ferrari, mit CEO Peter Bayer bekam Marko Unterstützung aus Österreich.
Red-Bull-Machtkampf: Christian Horner zieht (vorerst) den Kürzeren
Horner hat den Machtkampf nicht verloren - aber auch nicht gewonnen. Der Brite hatte offenbar die politische Rolle von Max Verstappen, dessen Loyalität und den Weitblick Markos unterschätzt.
Und auch Mintzlaff dürfte Horner falsch eingeschätzt haben. Marko bekam nach dem Tod von Mateschitz erstmals einen schriftlichen Vertrag. Zuvor war es ein Handschlagabkommen. "Früher war es Mateschitz, jetzt berichte ich direkt an Mintzlaff", sagte der Doktor im Interview mit Motorsport-Magazin.com.
Wie geht es in der Formel 1 mit Red Bull weiter?
Markos Vertrag läuft noch bis Ende 2024. Ans Aufhören denkt er auch mit 80 Jahren noch nicht: "Solange ich geistig und körperlich fit bin, solange ich mit Faszination und Begeisterung dabei bin und solange mir die Verantwortlichen die Chance geben, weiterzumachen, werde ich das machen. Ich fühle mich nicht als Greis. Das Entscheidende ist, dass ich einen positiven Beitrag einbringe."
Ob die Querelen mit Horner aber förderlich für die Motivation sind, ist fraglich. Marko gilt als Mann der klaren Worte, nicht als Politiker. Ein Putschversuch aus den eigenen Reihen dürfte ihm nicht besonders gefallen - zumal er Horner vor fast 20 Jahren als Teamchef eingestellt hatte.
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