Zurück nach Amerika heißt es für die Formel 1. Austin ist der Auftakt eines Triple-Headers, und trotz nun bereits entschiedener Weltmeisterschaften liefert der USA-GP 2023 einige heiße Themen ab. Angefangen beim lang erwarteten Comeback von Daniel Ricciardo. Zur späten Stunde (nicht nur in Sachen Zeitplan, mit Sprint um Mitternacht!) gibt es außerdem noch Updates. Sowohl Mercedes als auch Haas haben sich angekündigt.

Brennpunkt Daniel Ricciardo: Comeback in Austin

Fünf Rennen lang musste Daniel Ricciardo zuschauen, nachdem er sich am Freitag in Zandvoort den linken Mittelhandknochen gebrochen hatte. Die Zwangspause ist nun in Austin vorbei. Extra vorsichtig war er es mit dem Comeback angegangen. Beim Simulator-Test am Montag vor Katar noch nicht vollends komfortabel, überließ er einmal noch Liam Lawson das Cockpit. Eine weise Entscheidung, bei den physischen Anstrengungen der folgenden Hitzeschlacht.

"Meine Hand fühlt sich viel besser an, und der Simulator war nützlich, um das festzustellen", verkündet nun Ricciardo, der die restliche Woche statt in Katar im Simulator in England verbrachte und schließlich einen Punkt erreichte, bei dem er sich wirklich bereit fühlte. "Insgesamt ist meine Fitness in Ordnung, ich habe so viel ich konnte trainiert, auch wenn ich natürlich mit der linken Hand eine Zeit lang nicht viel tun konnte."

Da er trotz nur zwei gefahrener Rennen bereits den 2024er-Vertrag mit AlphaTauri in der Tasche hat, braucht sich Ricciardo hier keine großen Sorgen machen. Austin scheint ein guter Platz für ein Comeback, er mag sowohl Kurs als auch Land. Körperlich verlangt das Comeback hier trotzdem einiges. Der erste Sektor mit seinen schnellen Kurvenkombinationen ist nicht einfach, und die Strecke seit Jahren sehr wellig. Und Ricciardo muss in einen in Singapur rundum erneuerten AlphaTauri, an einem Sprint-Wochenende. Einfach wird das Comeback nicht.

Brennpunkt Fahrer-WM: Lewis Hamilton nächste Gefahr für Sergio Perez

Bestehende 2024-Verträge hindern die Formel-1-Welt nicht daran, über die Zukunft von Ricciardo und Sergio Perez zu spekulieren. Bis zu Rücktrittsgerüchten in den Untiefen von Social Media. Die mögen von Red Bull und vom Perez-Lager dementiert schnell dementiert worden sein, aber warum sie überhaupt Traktion fanden und nicht gleich als Fiktion abgetan wurden, ist offensichtlich: Perez kommt in diesem F1-Herbst nicht und nicht in den Tritt.

"Wir müssen uns wirklich mit Checo zusammensetzen", mahnte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach einer weiteren Pleitennummer in Katar. Die Zielvorgabe im Management ist klar: Zweiter Platz hinter Max Verstappen in der WM. Ein Doppel hat Red Bull noch nie geschafft. Lewis Hamilton hat die Lücke in den letzten drei Rennen von 55 auf 30 Punkte verkürzt. Obwohl er sich in Katar im GP selbst ins Aus schoss.

Ein Geschenk für Perez, sonst könnte die Lücke schon weniger als 20 Punkte betragen. Dass es primär nicht am Auto liegt, ist klar. Red Bull ortet eine mentale Blockade. Horner hofft, dass GPs in den USA und Mexiko - nirgends ist Perez populärer - einen emotionalen Boost geben. Nach wie vor stellt er sich hinter Perez und sichert das Cockpit für 2024 zu, aber der Ton wird drängender: "Als Team brauchen wir ihn und können es uns nicht leisten, solch eine Diskrepanz zu haben."

Brennpunkt Verfolgerfeld: Was kann das letzte Mercedes-Update?

Favorit in Austin ist natürlich Max Verstappen, keine Frage. Sieg Nummer 50 wäre es. Dahinter ist das Bild zwischen Mercedes, McLaren und Ferrari in Austin wie üblich vor dem Wochenende verworren. Der Circuit of the Americas bietet viel, lange Geraden, schnelle Kurven, langsame Kurven. Mit Sprint-bedingt nur einem Training wird das Setup eine große Rolle spielen.

Ebenfalls eine Rolle spielen wird Mercedes' letztes signifikantes Update der Saison. Ein neuer Unterboden kommt in Austin, Cheftechniker James Allison beziffert den potenziellen Gewinn mit einer Zehntel. Grobe Schätzung bei Mercedes: Man könnte sich damit für den Rest des Jahres wieder auf einem Level mit McLaren bewegen. Auch in Austin - sofern die verkürzte Trainingszeit im Sprint keine Probleme beim finalen Austarieren des Updates macht.

Ferraris Update-Programm ist wohl dem Ende nahe, auch bei McLaren gibt es keine großen Ankündigungen. Fernando Alonso bemüht sich verzweifelt Schritt zu halten. Worauf es in Konstrukteurs-WM-Sachen hier zu achten gilt: McLaren fehlen nur mehr 11 Punkte auf Aston Martin. Und Ferrari liegt 28 Punkte hinter Mercedes.

Brennpunkt Update-Haas: Was kann der neue VF-23?

Das größte Update in Austin gehört nicht Mercedes, sondern Haas. Die Spannung ist groß, die Amerikaner wollen als letztes Team auf die konzeptuelle Red-Bull-Schiene mit den Downwash-Seitenkästen wechseln. Neu sollen in Austin Verkleidung, Seitenkästen und Unterboden sein. Eigentlich geht der Red-Bull-Weg mit dem 2023er-Chassis nicht so recht, doch das Team entschloss sich trotzdem zum Umbau. Um bereits für 2024 zu lernen. Das ist das ausgegebene Hauptziel.

"Nicht, dass wir in Bahrain auftauchen und dann erst einmal fünf Rennen brauchen, um das Paket zu verstehen", unterstreicht Teamchef Günther Steiner. Man hatte das alte Konzept, auf dem Vorjahres-Ferrari basierend, auf den Kopf gestellt und keine Leistung mehr gefunden. Aber selbst wenn die letzten Rennen primär Tests für den kompletten 2024er-Umbau werden, so ist den Fahrern seit Wochen anzumerken, dass sie ein Entwicklungs-Erfolgserlebnis sehen wollen.

Nico Hülkenberg hält sich nicht zurück, listet als (hoffentlich) verbesserte Bereiche Reifenverschleiß, Berechenbarkeit, Handling-Charakteristika: "Hoffentlich ist es ein großer Sprung in Performance, und wir brauchen auch eine neue Richtung für nächstes Jahr. Wo wir hinwollen, welche Philosophie und welche Richtung wir nehmen." Das Haas-Update wird auch für den Kampf um P7 in der WM eine große Rolle spielen. Dieser Fight mit Williams, Alfa und AlphaTauri bleibt eng.