Sergio Perez fährt bei Red Bull um seine Zukunft in der Formel 1. Der Vertrag für 2024 hat Bestand und die Absichten des Teams, mit dem Mexikaner weiterzumachen, sind unbestritten. Doch die Rennwochenenden in Japan und Katar waren für den sechsfachen Grand-Prix-Sieger ein neuer Tiefpunkt. Nachdem er zu Saisonbeginn noch Max Verstappen die Stirn geboten hatte, droht er im Schlussspurt der Saison sogar Platz zwei in der Weltmeisterschaft noch zu verlieren. Im Team-Management von Red Bull schrillen spätestens jetzt die Alarmglocken.
"Ich habe keine Ahnung, ich denke, wir müssen uns wirklich mit Checo zusammensetzen", so Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen in Katar am vergangenen Sonntag. Die 17. Saisonstation war für Perez von Anfang bis Ende eine Enttäuschung. Im Qualifying flog er im Q2 raus, beim Sprint lag er hinter den Punkterängen, als er mit Esteban Ocon und Nico Hülkenberg kollidiert. Im Grand Prix am Sonntag fing er sich drei Track-Limit-Strafen ein und kam nicht über Platz zehn hinaus.
Während Max Verstappen mit dem alles überstrahlenden Red Bull RB19 dieses Jahr schon 14 Siege feierte, stand Perez erst acht Mal auf dem Podium. Der Glanz seiner beiden Siege in Saudi-Arabien und Baku zu Saisonbeginn ist lange verflogen. In der Fahrerwertung ist Lewis Hamilton mittlerweile auf 30 Zähler herangerückt und Perez konnte in Katar von Glück reden, dass der Mercedes-Pilot in der ersten Kurve ausschied und ein weiteres Top-Resultat verpasste.
"Das Wichtigste ist für uns, die beiden Weltmeisterschaften zu gewinnen und das haben wir schon erreicht. Die zweitbeste Sache ist dann, mit den Fahrern die Plätze eins und zwei zu belegen", erklärt Horner, dass Perez für Red Bull in diesem Jahr noch eine Mission zu erfüllen hat. "In der WM auch Zweiter zu werden haben wir in unserer Historie nie geschafft. Es sah eine Zeit lang recht komfortabel aus, aber jetzt schmilzt der Vorsprung. Checo muss abliefern", mahnt auch Dr. Helmut Marko am Mikrofon des ORF.
Horner sieht Perez in mentaler Negativspirale
Das der 33-jährige Routinier wie seine Vorgänger Pierre Gasly und Alex Albon zum Sorgenkind wurde, bereitet dem Teamchef Kopfzerbrechen. "Wir wissen, wozu er in der Lage ist und dass er diese Form momentan nicht liefert. Aber er muss diese Form unbedingt wiederfinden, um Platz zwei in der Weltmeisterschaft zu halten", so Horner. Der ehemalige Rennfahrer, der es selbst bis ins Unterhaus der Formel 1 schaffte und 1997 und 1998 zwei Saisons in der Formel 3000 fuhr, sorgt sich um die mentale Verfassung von Perez.
"Sport auf seinem höchsten Niveau ist immer genauso eine mentale Angelegenheit, wie es eine physische ist", sagt Horner. Für Perez war die Saison 2023 ein bitterer Reality Check. Nachdem ihn seine Erfolge zum Saisonstart früh vom WM-Titel träumen ließen, fügte ihm Verstappen eine Niederlage nach der anderen zu. Der Mexikaner erklärt seinen Absturz mit der Weiterentwicklung des Autos, welche seinen Fahrstil benachteiligen soll.
Horner hat eine andere Erklärung. "Ich denke, mit einem Auto wie unserem setzt du dich wohl selbst unter Druck", mutmaßt er, dass die hohe Erwartungshaltung mit dem Material eines Top-Teams den erfahrenen Perez ob seiner Misserfolge zusätzlich verunsichert. "Wenn du einmal in einem derartigen Strudel bist, sind diese beiden Dinge ineinander verstrickt."
Keine Hilfe von Verstappen für Perez
Er hofft, dass die bevorstehende Amerika-Tournee samt dem Heimrennen von Perez in Mexico City sich positiv auf dessen mentale Verfassung auswirken wird. "Es werden große Rennen für ihn und er wird in den USA und Lateinamerika viel Unterstützung haben, dazu hat er sein Heimrennen in Mexiko", sagt er. "Wir unterstützen ihn so gut wir können, denn beim Triple Header mit Sprintrennen sind viele Punkte zu holen."
Auf Unterstützung von Verstappen wird er beim Kampf um Platz zwei in der Weltmeisterschaft kaum hoffen dürfen. Bereits im Vorjahr weigerte sich der Niederländer in Brasilien, dem Teamkollegen für dessen persönliche Mission einen sechsten Platz zu überlassen. "Wir machen keine Teamorder, die Entscheidung liegt bei Max. Wir haben schon einmal erlebt, wie das ausgegangen ist", so Marko.
Red Bull muss Perez für 2024 wieder in die Spur bekommen
Perez zu einem versöhnlichen Saisonabschluss zu verhelfen, ist für Red Bull aber nicht nur mit Blick auf den zweiten Platz in der Fahrerwertung von enormer Wichtigkeit. In der Saison 2023 hatte das Team ob seiner dominanten Performance alles im Griff, doch kommendes Jahr könnte es eine andere Konkurrenzsituation geben.
"Das Frustrierende ist, dass wir wissen, was Checo kann. Er hat letztes und dieses Jahr maßgeblich zu unseren Konstrukteursweltmeisterschaften beigetragen und wir wollen unbedingt, dass er diese Form zurückerlangt. Als Team brauchen wir ihn und können es uns nicht leisten, solch eine Diskrepanz [zwischen den Fahrern] zu haben, denn du musst erwarten, dass das Feld nächstes Jahr enger zusammenrückt und dann brauchen wir beide Fahrer in ihrer Bestform", mahnt Horner.
In der momentanen Lage sieht er die Gegner bei der Fahrerfrage besser aufgestellt. "Du siehst, dass Mercedes eine stark Paarung hat, McLaren hat eine, Ferrari hat eine. Bei ihnen ist es zwischen den Fahrern sehr eng und wir hatten das zu Anfang der Saison auch. Aber als das Jahr voranschritt, gab es bei uns größere Unterschiede und wir müssen Checo zu seiner Bestform zurückbringen."
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