McLaren marschiert derzeit von einem Podestplatz zum nächsten. Das Traditionsteam befindet sich auf einer Welle des Erfolges und rauscht in der WM-Wertung nach vorne. Es erscheint nurmehr eine Frage der Zeit, bis der vierte Platz von Aston Martin fällig ist. Vermutlich dürfte es bereits am kommenden Wochenende in Austin dazu kommen. Doch damit nicht genug. Die McLaren-Fahrer haben Blut geleckt und schielen sogar noch weiter nach vorne, in Richtung Maranello. Ferrari belegt aktuell Rang Drei und hofft seinerseits noch darauf, Mercedes einzuholen.

McLaren: Aston bald fällig und Ferrari wirklich machbar?

"Es [Ferrari einzuholen, Anm. d. Red.] ist machbar. Ich denke schon", gab sich Lando Norris optimistisch. "Vor ein paar Rennen waren es 70 [Punkte, Anm. d. Red.] oder so auf Aston. Ich weiß nicht, wie viel es jetzt ist? Siebzehn?", erinnerte der McLaren-Pilot an die erste rasante Aufholjagd, die kurz vor ihrer Vollendung steht. Tatsächlich täuscht sich der Brite, denn es sind sogar nurmehr deren Elf Zähler Rückstand. Dass McLaren an Aston Martin vorbeziehen wird, bezweifelt niemand mehr wirklich, der nicht ein grünes Shirt trägt. Die Frage lautet wohl tatsächlich, ob Ferrari - wie von Norris erhofft - tatsächlich noch in Reichweite liegen könnte.

In den letzten drei Rennen, davon ein Sprint-Event, sammelte McLaren satte 104 Zähler und damit mehr als alle anderen Teams, inklusive Red Bull. Ferrari hatte aber mit 60 Punkten ebenfalls eine gute Ausbeute vorzuweisen. Dennoch konnte Woking damit ca. 15 Punkte pro Rennen aufholen. Geht es in etwa mit dieser Rate weiter, dann kann es bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi bei fünf ausstehenden Rennwochenenden tatsächlich noch ernst für Maranello werden. Fünf mal 15 wären 75 Zähler und der Rückstand beträgt aktuell 79 Punkte.

Natürlich handelt es sich dabei nur um eine einfache Rechnung. Einzelne Formel-1-Rennwochenenden gestalten sich viel komplexer. Carlos Sainz konnte bspw. in Katar aufgrund eines Defekts gar nicht starten, was normalerweise nicht vorkommt. Andererseits konnte der Spanier in Singapur gewinnen und 25 Punkte einheimsen, was angesichts der Dominanz von Max Verstappen und Red Bull ansonsten auch nicht passiert. Unwägbarkeiten wie technische Ausfälle, Fahrfehler, Wetterbedingungen oder ähnliches können immer eine Rolle spielen und das Pendel in eine Richtung schwingen lassen.

Die McLaren-Stolpersteine: Neue Strecken und Mercedes

Der Hauptfaktor ist aber schlichtweg die Strecke, wie der zweite McLaren-Pilot Oscar Piastri zugeben muss: "Suzuka und hier [Katar] sind wahrscheinlich die Strecken, die wir schon eine ganze Weile im Auge hatten." Und auch Norris konnte dem nicht widersprechen: "Ferrari war erst vor drei Wochenenden nahe dran. Sie standen auf der Pole und haben das Rennen gewonnen. Es hat sich nichts geändert, es ist nur die andere Strecke." Piastri glaubte daher nicht daran, dass McLaren die aktuelle Serie von Podestplätzen komplett bis zum Saisonende durchziehen kann: "Ich denke, es wird einige Rennen geben, die schwieriger sind als hier [Katar] und den anderen Teams wahrscheinlich besser liegen werden."

McLaren-Fahrer Lando Norris im Duell mit Teamkollege Oscar Piastri
Die schnellen Strecken in Japan und Katar lagen dem MCL60, Foto: LAT Images

Dazu kommt noch erschwerend hinzu, dass ein weiteres Team um die besten Plätze hinter Verstappen mitmischt und McLaren die Punkte wegnehmen kann. "Wir wissen, dass Mercedes sehr schnell ist, wahrscheinlich fast so schnell wie wir, nur machen sie immer wieder Fehler. Ich bin mir also sicher, dass sie uns das Leben ein bisschen schwerer machen werden, wenn sie ein sauberes Wochenende haben", warnte Norris vor den Silberpfeilen. Gleichzeitig könnte aber auch argumentiert werden, dass Mercedes sich bei manchen Rennen zwischen McLaren und Ferrari schieben könnte und damit Woking sogar helfen würde.

Norris: McLaren-Erfolge bringen nur noch mehr Motivation

All diese Spekulationen ändern allerdings nichts daran, dass die Stimmung bei McLaren angesichts der Podestplätze aktuell überragend ist. Genau auf diesen Faktor setzt Lando Norris: "Ich denke, wir machen einfach einen guten Job, nicht nur in Bezug auf die Pace. Wir hatten einen Boxenstopp von 1,8 Sekunden, was ziemlich beeindruckend ist für die Jungs. Sie haben extrem hart gearbeitet, und wenn dann das ganze Team so konsequent belohnt wird, ist das nur noch motivierender und gibt uns jedes Wochenende einen zusätzlichen Schub."

Video: McLaren bricht in Katar Boxenstopp-Weltrekord der F1 (00:51 Min.)

Lässt sich McLaren von den Erfolgen aus Suzuka und Katar aber nicht etwas blenden? Besonders Fernando Alonso, im Kampf um Platz vier sicher nicht ganz uneigennützig, sprach davon, dass McLaren zu selbstsicher geworden sei. Lando Norris kann das nicht nachvollziehen: "Wir sind definitiv nicht zu selbstbewusst. Wir sind zuversichtlich und ich denke, das müssen wir auch sein." Teamkollege Oscar Piastri wollte sich nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen, aber auch er kündigte einen Angriff auf Ferrari an: "79 Punkte in fünf Rennen und zwei Sprints? Das ist eine große Herausforderung, aber wir werden es versuchen. Der Rückstand auf Aston ist ja bereits sehr realistisch. Hoffentlich können wir es schaffen"