Spätestens seit Oscar Piastris Sprintsieg in Katar ist McLaren auf dem Schirm der Konkurrenz gelandet. Red-Bull-Teamchef Christian Horner bezeichnete das Team aus Woking als den "im Moment ersten Verfolger", Dr. Helmut Marko erwartet für die nächste Saison einen "harten Kampf" zwischen den beiden Teams. Hätte man dem 'Papaya-Team' diese Zitate nach den ersten Rennen der Saison vorgehalten, wäre man wohl für verrückt erklärt worden.

McLaren 2023: Ein Saisonstart zum Vergessen

Denn obwohl Teamchef Andrea Stella überraschenderweise bereits bei der Vorstellung des MCL60 von fehlgeschlagenen Entwicklungen sprach, war die Form für das Team aus Woking in den ersten Rennen erschreckend. Lediglich 17 Punkte holte McLaren aus den ersten acht Rennen - zwölf davon kamen aus dem Chaos-Rennen in Australien. Auch ein großes Update beim Aserbaidschan GP schien auf Anhieb keinen Fortschritt zu bringen.

Beim Saisonauftakt in Bahrain kam es zu langen Gesichtern bei McLaren, Foto: LAT Images
Beim Saisonauftakt in Bahrain kam es zu langen Gesichtern bei McLaren, Foto: LAT Images

Doch in Österreich legte McLaren mit weiteren Updates nach und das Blatt begann sich zu wenden. Lando Norris, der als einziger Fahrer in Spielberg das Update-Paket bekam, fuhr mit seinem rundum erneuerten Boliden im Sprint-Qualifying auf Platz 3, im Rennen verpasste er auf Platz 4 das Podium nur knapp. Dennoch gab sich McLaren nach Österreich erstmal lediglich vorsichtig optimistisch. Doch nur ein Rennen später, beim Großen Preis von Großbritannien, war der außergewöhnliche Performance-Sprung dann nicht mehr von der Hand zu weisen.

Wendepunkt Silverstone: McLaren plötzlich zweite Kraft

Denn in Silverstone bekam auch Oscar Piastri die neuen Teile für seinen Boliden. Prompt qualifizierten sich beide McLaren-Piloten in den ersten beiden Startreihen - lediglich Weltmeister Max Verstappen war in der Zeitenjagd schneller. Nach der ersten Kurve führte nach Lando Norris sogar das Rennen an. Für den Sieg reichte es am Ende zwar nicht, doch mit Norris auf Platz 2 und Piastri auf Platz 4 dahinter konnte McLaren seine Punktzahl beinahe verdoppeln und holte die zweitmeisten Punkte aller Teams. Ein für Oscar Piastri unglückliches Safety Car verhinderte sogar ein noch besseres Ergebnis.

In den folgenden Rennen ging die Erfolgswelle für McLaren weiter. Mit Podestplatzierungen in Ungarn, Belgien, Singapur und Japan jagte ein Highight das nächste. Der Erfolg gipfelte beim Rennwochenende in Katar, bei dem Oscar Piastri im Sprintrennen den ersten Saisonsieg für das britische Traditionsteam einfahren konnte. Insgesamt sammelte McLaren seit dem Großen Preis von Großbritannien 190 Punkte - mehr als Mercedes, Ferrari und Aston Martin, die allesamt besser in der Gesamtwertung liegen. Lediglich Klassenprimus Red Bull konnte in dem Zeitraum mehr punkten.

TeamPunkte seit SilverstonePunkte pro Wochenende
Red Bull28035
McLaren19023,75
Mercedes15819,75
Ferrari14418
Aston Martin556,875
Alpine435,375
Williams162
Alfa Romeo70,875
AlphaTauri30,375
Haas10,125

Vor dem Großen Preis von Großbritannien holte McLaren im Durchschnitt 3,2 Punkte pro Rennwochenende, in dem Zeitraum nach dem Großbritannien GP liegt dieser Wert bei knapp 24 Punkten. Die Zahlen bestätigen die Einschätzungen von Marko und Horner: McLaren ist von einem der schlechtesten zum zweitbesten Team der Formel 1 avanciert - und das wohlgemerkt als Mercedes-Kundenteam. Ohne den katastrophalen Saisonstart wäre McLaren statt auf dem aktuell fünften, auf dem zweiten Platz in der Gesamtwertung.