Im puncto Fahrer-Talente schaut es für eine der größten Motorsport-Nationen der Formel-1-Geschichte in den nächsten Jahren düster aus. Mick Schumacher wird auch nächste Saison wieder kein Stammcockpit in der Formel 1 haben, Nico Hülkenberg als einziger aktueller deutscher Fahrer kann aufgrund seines Alters maximal als ewiges Talent bezeichnet werden. Für Ralf Schumacher ist das deutsche Nachwuchsproblem hausgemacht. Der Bruder des siebenfachen Weltmeisters Michael lässt kein gutes Haar an der Nachwuchs-Förderung im deutschen Motorsport - vor allem an seiner prominentesten Fahrerin Sophia Flörsch.
Schumacher: Der deutsche Motorsport hat sich selbst abgemeldet
"Der deutsche Motorsport, speziell in puncto Formel-Sport, hat sich schon vor einigen Jahren selbst abgemeldet", kritisiert der ehemalige Formel-1-Fahrer. "Mit dem Verkauf der Formel 3 im Rahmen der DTM war natürlich ein riesiges Tor auf einmal geschlossen und Deutschland in die Unwichtigkeit verschwunden."
Die Formel-3-Euroserie, der indirekte Vorgänger der heutigen FIA-Formel 3, wurde 2003 gegründet und diente deutschen Nachwuchsfahrern wie Sebastian Vettel, Nico Rosberg oder Timo Glock als Sprungbrett in die GP2-Serie, bis hin zur damals deutlich populäreren Partnerserie DTM oder Formel 1. Seit 2019 ist die Formel 3 komplett aus dem DTM-Rahmenprogramm verschwunden. Die DTM baut mittlerweile größtenteils auf ihre eigenen Nachwuchsserien - mit mäßigem Erfolg. Formel-Serien sucht man im DTM-Rahmenprogramm inzwischen vergeblich.
"Wir haben keine ordentlichen Kartbahnen mehr. Alle, die im Automobil- und Formel-Sport was werden wollen, müssen daher nach Italien", fügte Schumacher seiner Kritik an der deutschen Nachwuchsförderung hinzu. "Das heißt, die zwei Fahrer, die jetzt noch kommen, sind gut. Aber es werden auf weite Sicht leider erstmal die Letzten sein.“
Schumacher über Flörsch: Kann man nicht mehr ernst nehmen
Mit den beiden Fahrern, die "jetzt noch kommen", meint Schumacher die beiden deutschen Nachwuchspiloten Tim Tramnitz und Oliver Goethe. Letzterer feierte bereits in der vergangenen Saison sein Debüt in der Formel 3 und konnte sogar einen Sieg einfahren. Tim Tramnitz wird aller Voraussicht nach 2024 ebenfalls in der Formel 3 antreten. Die beiden Deutschen wurden in diesem Jahr außerdem in die hochdekorierte Nachwuchs-Akademie von Red Bull aufgenommen. Die Hoffnung auf deutsche Talente in der Formel 1 ist nach dem Abgang von Mick Schumacher also noch nicht komplett erloschen.
"Den zwei jungen Piloten muss man Zeit geben", erklärte sein Onkel Ralf. "Mit Tim Tramnitz kenne ich einen davon sehr gut. Er ist bei mir im Kart-Team und später in der Formel 4 gefahren. Tim ist jemand, der sicherlich Potential hat. Er braucht immer eine Weile, aber er war immer beachtlich und schnell und hat auch Rennen gewonnen. Oliver Goethe hat im letzten Jahr stark angefangen, aber auch ein paar Rückschläge gehabt.
Doch neben den beiden männlichen Nachwuchstalenten wird mit Sophia Flörsch auch eine deutsche Fahrerin in der nächsten Saison in der Formel 3 an den Start gehen. Die Münchnerin konnte im abgelaufenen Jahr als erste Frau in der Geschichte der Rennserie Punkte einfahren und verpasste vergangene Woche beim Macau GP, bei dem auch Tim Tramnitz dabei war, die Top-10 nur knapp. Flörschs erklärtes Ziel bleibt weiterhin die Formel 1. Das traut ihr Ralf Schumacher allerdings nicht zu.
"Und ja gut, Sophia Flörsch, das kann man ja nicht wirklich mehr ernst nehmen. Ich muss sagen, sie ist sicherlich die beste Frau, die wir derzeit im deutschen Motorsport haben. Da bin ich mir ziemlich sicher", gestand Schumacher der 22-Jährigen immerhin zu. "Aber natürlich reicht das einfach nicht für den professionellen Formel-Sport."
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