Es war ein erfolgreicher Sprint-Samstag für die zuletzt so formstarke Scuderia AlphaTauri. Nach einem phänomenalen Sprint-Qualifying gingen Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo von den Positionen sechs und acht in den Brasilien-Sprint. Unter anderem beide Ferraris und Oscar Piastri konnte das Red-Bull-Juniorenteam bei der Zeitenjagd hinter sich lassen.

Im Sprint ging die Erfolgsgeschichte weiter. Vor allem Tsunoda zeigte eine starke Pace, schien durchweg schneller als Ferrari-Pilot Charles Leclerc zu sein, zog sogar problemlos an Lewis Hamilton vorbei und ergatterte auf Platz sechs drei enorm wichtige Punkte für AlphaTauri. Ein nach dem Sprint frustrierter Daniel Ricciardo verpasste hingegen nach mehreren harten Duellen und Dreikämpfen auf Platz neun die Punkteränge knapp. Doch der Brasilien-Sprint bewies: Der Trend zeigt für AlphaTauri im Saisonendspurt weiter nach oben.

Mexiko-Sünder Tsunoda mit Wiedergutmachung

Noch vor knapp einer Woche stand Yuki Tsunoda bei AlphaTauri als der große Buhmann da. Denn neben Daniel Ricciardo befand sich auch der Japaner in einer guten Position, weitere wichtige Punkte für AlphaTauri einzufahren. Doch im Kampf mit Oscar Piastri riskierte er zu viel, kollidierte mit dem McLaren-Piloten und fiel aus den Punkteränge heraus. Ein grandioses Ergebnis für AlphaTauri wurde dadurch lediglich ein sehr gutes.

Aus dem Fehler in Mexiko hat Yuki Tsunoda in Brasilien gelernt. Fast den kompletten Sprint hing er im Heck von Charles Leclerc auf dem siebten Platz und schien der insgesamt schnellere Fahrer zu sein. Doch diesmal blieb Tsunoda geduldig, startete kein halsbrecherisches Manöver und ließ sich durch das DRS immer näher an Hamilton auf Platz fünf heranziehen. Als diesem drei Runden vor dem Ende die Reifen eingingen, legte sich der Japaner den Mercedes-Piloten in aller Ruhe zurecht und zog mit einem souveränen Manöver auf der Start-Ziel-Geraden an ihm vorbei.

"Ich habe mich an Mexiko erinnert", sagte der Japaner nach dem Sprint am Mikrofon von Sky. "Ich habe um Punkte gekämpft und dann auf die richtige Gelegenheit gewartet. Danach war ich ziemlich glücklich, dass wir nicht kollidiert sind."

"Dass ich in Mexiko Punkte verloren habe, möchte ich hier wieder gutmachen", fügte der hinzu. "Ich bin froh, dass mir das Comeback gelungen ist. Das ist für das Team, aber auch für mich ein sehr schöner Moment. Jetzt haben wir Momentum, dass wir aufrechterhalten wollen."

Daniel Ricciardo frustriert: Nur eine Runde mehr

Auch Tsunodas Teamkollege Daniel Ricciardo war im Brasilien-Sprint in einige Duelle verwickelt, allerdings mit einem weniger positiven Ende. Von Platz acht in den Sprint gegangen, sah sich der Honey Badger fast die kompletten 24 Runden in einem Dreikampf um den letzten Punkterang mit Carlos Sainz und Oscar Piastri gefangen. Doch an dem Ferrari-Piloten biss sich Ricciardo bis zuletzt die Zähne aus. Zwar konnte der Australier mehrmals in Kurve 1 vorbeiziehen, doch Sainz nutzte nach den Senna-S-Kurven den gewechselten DRS-Vorteil immer wieder zum Kontern aus.

In einem kleinen Moment der Unaufmerksamkeit in Runde 14 konnte sich auch Oscar Piastri an seinem Landsmann vorbeischleichen. Bis Ricciardo wieder am McLaren-Rookie vorbeiziehen konnte, dauerte es insgesamt acht Runden. Dadurch ging sich die Aufholjagd auf Carlos Sainz nicht mehr aus. Am Ende fehlten Ricciardo lediglich zwei Zehntel auf den letzten Punkterang.

"Nur eine Runde hat mir gefehlt", ärgerte sich Ricciardo nach dem Sprint. "Wir hatten mehr Pace als Ferrari, oder zumindest als Sainz direkt vor mir. Ich habe relativ früh versucht, an ihm vorbeizukommen, als die Reifen noch gut waren. Ich habe ein paar Mal in Kurve 1 überholt, aber dann hat er wieder DRS bekommen. Ich weiß nicht, was ich noch mehr hätte machen können."

AlphaTauri-Pilot Daniel Ricciardo vor Carlos Sainz Jr. im Ferrari
Ricciardo biss sich an der Konkurrenz die Zähne aus, Foto: LAT Images

Formel-1-WM 2023: AlphaTauri weiter auf dem Vormarsch

AlphaTauri verbrachte bisher den Großteil der Saison auf dem letzten Platz der Gesamtwertung. Doch im Saisonendspurt konnte das Schwesterteam von Red Bull nochmal einiges an Boden gutmachen. Elf Punkte nahm das Team allein aus den letzten beiden Rennwochenenden in Austin und Mexico mit. Nach dem Rennen in Mexiko-Stadt gelang bereits der Sprung auf Platz acht, nun kamen im Sprint von Sao Paulo die nächsten drei Zähler dazu. Damit hat AlphaTauri vor dem Sprint 19 Punkte auf dem Konto und verkürzt den Abstand auf Williams auf neun Zähler.

Für das Rennen am Sonntag wird die nächste Punkteausbeute allerdings deutlich schwieriger werden. AlphaTauri wird nach einem verkorksten Qualifying lediglich von den Positionen 16 und 17 in das Rennen gehen. Im Sprint bissen sich bereits viele Piloten auf den hinteren Positionen an den DRS-Zügen die Zähne aus. Davor fürchtet sich Ricciardo bereits. "Wir müssen schauen, ob wir das morgen strategisch besser angehen können", sagte er. "Das DRS war heute so frustrierend, das hat mir immer wieder meine gute Arbeit kaputt gemacht."