Die Formel 1 hat in Mexiko ein Wochenende erlebt, das eine Reihe an Überraschungen bereithielt. Der Sieger gehörte jedoch nicht dazu: Max Verstappen gewann auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez seinen bereits 16. Grand Prix in dieser Saison. Doch nicht alle Fahrer und Teams reisten gut gelaunt aus Mexiko Stadt ab.
Verlierer: Aston Martin
Aston Martin konzentrierte sich zuletzt hauptsächlich auf das Testen. Zwar brachte das Team aus Silverstone in dieser Saison viele Updates, doch wirklich gefruchtet hat keines davon. Um einen Vergleichswert zu haben, schickte das Team Fernando Alonso und Lance Stroll auf unterschiedlichen Spezifikationen in das Rennen. Ins Ziel kam allerdings keiner der beiden Piloten. Alonso beschädigte seinen AMR23 in Runde 1, Lance Stroll nach Kontakt mit Valtteri Bottas vier Runden vor dem Ende. Wieder kein Lerneffekt für Aston Martin, das zunehmend in der Orientierungslosigkeit zu versinken droht. Das Tappen im Dunkeln könnte in Brasilien weiter gehen, wie Teamchef Mike Krack nach dem Rennen verriet.
Gewinner: Daniel Ricciardo
Jetzt ist der Honey Badger endgültig wieder zurück. So ein makelloses Wochenende hätten ihm wohl nur die wenigsten zugetraut. Ja, der AlphaTauri lief in Mexiko überraschend gut und ohne teaminterne Konkurrenz im Qualifying ist es dann nicht so schwer zu glänzen. Mit Platz 4 im Qualifying hätte in Faenza wohl in den kühnsten Träumen niemand gerechnet. Dass er im Rennen dann auch noch mit einer makellosen Leistung sechs unschätzbar wichtige Punkte ins Ziel bringt, verdient ebenso Applaus. Der Sprung von P10 auf P8 in der Konstrukteurs-WM ist für AlphaTauri Millionen wert, sofern die kleinen Bullen diese Position auch bis zum Ende des Jahres verteidigen können. Auf persönlicher Ebene war es auch ein Sieg auf ganzer Linie. Ein Sieg über alle Kritiker und ein Sieg über Sergio Perez.
Verlierer: Yuki Tsunoda
Daniel Ricciardo fuhr für AlphaTauri ein enorm wichtiges Ergebnis ein. Doch dieses hätte noch besser sein können, wenn sein Teamkollege Yuki Tsunoda einen kühlen Kopf behalten hätte - hat er aber nicht. Vom Ende des Feldes gestartet machte der Japaner lange Zeit eine gute Figur, lag nach dem Restart auf Platz 8. Doch dann wollte der AlphaTrauri-Pilot zu viel und legte sich in mit Oscar Piastri an. Nach einem Kontakt bereits eine Runde zuvor, kollidierten die beiden Streithähne in Runde 48 erneut und Tsunoda fiel auf Platz 16 zurück. Im Kampf um die Punkte hatte er daraufhin keine Aktien mehr. In Anbetracht des potenziell besten Saisonergebnisses für AlphaTauri darf Tsunoda schlicht und einfach nicht so hart kämpfen. Wenn Überholen, dann mit möglichst wenig Risiko. Der Nachmittag hätte für AlphaTauri grandios werden können, am Ende wurde er dank Tsunoda nur sehr gut.
Gewinner: Ferrari
Reifenverschleiß, Reifenverschleiß, Reifenverschleiß… Nach Austin war die Achillesferse der Scuderia spürbarer denn je. Beim USA-GP ging trotz Pole im Rennen nicht viel. In Mexiko rechnete man sich noch weniger aus - bis plötzlich Q3 begann und alles anders war. Im Qualifying wurde aus dem Ferrari von einem Moment auf den anderen aus einem Underdog eine Macht. Doch den viel wichtigeren "Sieg" errang man im Rennen über die Pirellis. Die hielten nämlich erstaunlich gut. Lewis Hamilton, Max Verstappen und Lando Norris waren im Renntrimm zwar eindeutig schneller, aber am Ende des Tages maximierte die Scuderia ihr Potenzial auf einer Strecke, auf der man sich nicht viel ausgerechnet hatte. Den vielzitierten Reifenverschleiß hatten die Roten weitaus besser im Griff als noch vor einer Woche.
Verlierer: Oscar Piastri
Seine Rookie-Saison kann sich sehen lassen, sein Mexiko-Wochenende hingegen hatte noch Luft nach oben. Ein Schaden nach seinem Kontakt mit Yuki Tsunoda wurde als Erklärung für die nachlassende Pace am Ende des Rennens vorgeschoben, eine Entschuldigung für die ansonsten bestenfalls mittelmäßige Leistung ist das allerdings keineswegs. Fakt ist: Lando Norris zeigte am Rennsonntag, was im McLaren steckt, und das wäre bei einer besseren Startposition des Briten wohl ein Podium gewesen. Davon war Piastri pacemäßig weit entfernt. Stattdessen landete er nur auf Position 8. Der direkte Vergleich mit Topfahrern kann manchmal schmerzhaft sein, auch für ein überragendes Talent, wie es der Formel-2-Champion von 2020 zweifelsohne ist.
Gewinner: Lewis Hamilton
Vor einer Woche wurde Lewis Hamilton der zweite Platz noch nachträglich entzogen, in Mexiko ließ er ihn sich aber nicht mehr nehmen. Diesmal war der Rückstand auf Verstappen mit 13 Sekunden zwar etwas größer, doch der Routinier bestach erneut durch eine starke Pace im Rennen. Von Platz 6 gestartet kassierte der Mercedes-Fahrer erst Daniel Ricciardo und setzte sich durch einen Undercut gegen Carlos Sainz durch. Nach der roten Flagge wagte er als einer der wenigen Fahrer den Wechsel auf die Medium-Reifen - mit Erfolg. Nach dem Restart dauerte es fünf Runden, bis Hamilton an Charles Leclerc vorbeiziehen und sich den zweiten Platz sichern konnte, sogar für die schnellste Rennrunde reichte es am Ende. Perfekte Strategie von Mercedes.
Durch die Nullnummer von Sergio Perez verkürzt Hamilton den Abstand in der Fahrer-WM auf den zweitplatzierten Red-Bull-Piloten auf 20 Punkte. Dieser schien nach der bitteren Disqualifikation in weite Ferne gerückt zu sein, doch nun ist wieder alles offen. Nächster Halt: Hamiltons zweites Heimrennen in Brasilien.
Verlierer: Sergio Perez
Wenn Lewis Hamilton als Gewinner aufgeführt ist, darf Sergio Perez als Verlierer natürlich nicht fehlen. Für den Mexikaner hätte es bei seinem Heimrennen kaum schlechter laufen können. Nach einem guten Start lag Perez für einen kleinen Moment sogar in Führung, doch in Kurve 1 quetschte er Polesetter Charles Leclerc zwischen sich und seinem Teamkollegen Max Verstappen ein. Perez wurde in die Luft geschleudert, kam mit einem harten Aufprall wieder auf dem Asphalt auf und musste mit Schäden an Seitenkasten und Radaufhängung seinen Heim GP bereits in Runde 1 beenden. Perez hatte die Führung vor Augen, doch sie wurde ihm bitter entrissen. Dass er im Kampf um Platz 2 erneut Federn lassen musste, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die Enttäuschung seiner Landsleute überwog nach dem Rennen beim Mexikaner.
Gewinner: Max Verstappen
Überraschung ist es natürlich seit Monaten keine mehr, dass Max Verstappen ein Rennen gewinnt, aber die Leistung des Red-Bull-Piloten muss trotzdem gewürdigt werden. 16 Rennsiege in Serie ist ein Rekord, der vor wenigen Jahrzehnten schon alleine aufgrund des Dauer einer Saison nicht möglich gewesen wäre. Jetzt ist er Realität. Der Rennsonntag war nach dem Start ein ziemlich langweiliges Spektakel für ihn. Platz 3 in Mexiko ist fast so gut wie die Pole Position, doch den Windschatten benötigte der Weltmeister gar nicht um dem Ferrari-Duo die Führung abzuknöpfen. Anschließend war alles Business as usual: Vorsprung aufbauen, Reifen managen, stehenden Restart perfekt treffen und nochmal allen davon fahren. Es klingt so einfach, aber dass derartige Vorstellungen selbst im dominanten Auto keine Selbstverständlichkeit sind, beweist Sergio Perez Rennen für Rennen.
Verlierer: Haas
Haas ist nun auch in der WM-Tabelle dort angekommen wo man gemessen an der Fahrzeug-Pace seit beinahe einem halben Jahr auch hingehört: Platz 10. Im Entwicklungsrennen wurde das US-Team auch im Vergleich an der direkten Hinterbänkler-Konkurrenz 2023 von Wochenende zu Wochenende immer weiter ausgebootet. Das latente Reifenverschleiß-Problem, es will und will einfach nicht verschwinden - Austin-Upgrade hin oder her. In Mexiko kam dann auch noch ein richtiger Schreckmoment für Kevin Magnussen dazu. Dem Dänen knickte aufgrund von überhitzenden Bremsen plötzlich die Spurstange am Heck ein. Der harte Einschlag endete für ihn zwar glimpflich, für das Auto jedoch weniger. Das schlägt sich nicht nur im Budget nieder, sondern wohl langsam auch in der Moral der Fahrer.
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