Lewis Hamilton präsentierte sich beim Formel-1-Rennen in Mexiko am Sonntag mit Platz zwei erneut in Bestform. Gegen Rennsieger Max Verstappen hatte der Rekordweltmeister keine Chance, doch Mercedes-Teamkollege George Russell stellte er ebenso wie die Ferrari-Piloten klar in den Schatten. Der Rekordweltmeister hat mit den starken Auftritten in Austin und Mexico City neues Selbstvertrauen getankt. Kampfansage an Red Bull für das bevorstehende Rennen in Brasilien und die Saison 2024.

"Sie [Red Bull] sind auf der Geraden so schnell, wir verlieren vor Kurve eins zweieinhalb Zehntel, aber ich bin bereit! Wenn wir ein Auto hinbekommen, das mit ihnen mithalten kann, werden wir nächstes Jahr einige tolle Kämpfe haben", kündigt Hamilton bei Sky Sports F1 vollmundig an. Nachdem er in Austin ungeachtet der späteren Disqualifikation nur um zwei Sekunden an Verstappen und seinem ersten Grand-Prix-Sieg seit zwei Jahren scheiterte, war er auch in Mexiko erster Verfolger des dominanten Niederländers.

Diesmal war der Rückstand im Ziel mit 13 Sekunden deutlich größer, doch das tat der Euphorie keinen Abbruch. Von Startplatz sechs aus arbeitete sich Hamilton im ersten Stint an Carlos Sainz auf Platz drei heran. Mit einem Undercut in Runde 24 übernahm er die Position vom spanischen Ferrari-Fahrer. Die Meisterleistung vollbrachte er allerdings in der zweiten Rennhälfte nach dem Restart in Folge des Unfalls von Kevin Magnussen.

Hamilton zaubert auf dem Medium-Reifen

Ohne die rote Flagge hätte er es im zweiten Stint mit einem sieben Runden älteren harten Reifen mit den Ferrari-Piloten auf dem gleichen Compound aufnehmen müssen. Die Neutralisierung gab ihm nicht nur die Chance, es auf dem Medium-Reifen zu versuchen, sie zwang ihn regelrecht dazu. "Unser Medium-Reifen war noch frisch, der hatte gerade anderthalb Runden drauf und der hielt im ersten Stint ganz gut. Charles [Leclerc] ist damit 31 Runden gefahren und hat kaum nachgelassen, deshalb entschieden wir so. Das war ein mutiger Call, aber er hat sich ausgezahlt", erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Nach dem Restart brauchte Hamilton trotz des Reifenvorteils fünf Runden, um Leclerc für Platz zwei zu überholen. "Sie [Ferrari] waren auf den Geraden sehr flott, und so war der Versuch, in den Kurven 16 und 17 dicht heranzufahren, die einzige Möglichkeit, nahe genug heranzukommen, um das DRS zu nutzen", erklärt er. "Ich habe dann alle Knöpfe am Lenkrad gedrückt, maximale Power! Ich wusste nicht, wie weit er herüberziehen würde, aber in einem Sekundenbruchteil entschied ich mich, nach rechts zu fahren. Es war gerade genug Platz da, aber Charles war wirklich fair, es war tolles Racing!."

Dem Monegassen enteilte er mühelos und versuchte kurz vor Schluss, Jagd auf Verstappen zu machen. "Ich habe es einmal versucht, um zu sehen, ob ich die Lücke zu Max schließen kann, so etwa zehn Runden vor Schluss", so Hamilton. Der Leader war wie Leclerc auf dem harten Reifen unterwegs, wies Hamilton aber sofort in seine Schranken. "Ich fuhr eine 22.0, und er ist gecruist und dabei noch 21.9 gefahren. Dann habe ich es gleich wieder gelassen."

In der letzten Runde knallte Hamilton auf dem 35 Runden alten Medium-Reifen trotzdem noch die Fastest Lap hin. "Das war einfach nur gutes Reifenmanagement", erklärt er. "Ich habe mich auf alle drei Sektoren konzentriert, um herauszufinden, wo ich pushen kann und wo nicht. Es war einfach eine gute Balance zwischen Lift and Coast und Reifenschonen. Das ist eine Technik, die allen Fahrer hier wohlbekannt ist."

Mercedes peilt Brasilien-Sieg wie 2022 an

Trotzdem schien er diese in Mexiko besser als die meisten seiner Mitstreiter zu beherrschen. Teamkollege George Russell fuhr nach dem Restart ebenfalls den Medium-Reifen und sah die Zielflagge als Sechster fast eine halbe Minute nach ihm. "Es war eine brillante, brillante Fahrt von Lewis. Wir haben diese Schwankungen bei der Performance und wissen manchmal nicht, ob die Reifen halten", lobt Wolff den siebenfachen Weltmeister.

Hamilton präsentiert sich in der späten Phase der Saison wieder in der Form, die der Teamchef von ihm über Jahre hinweg gewohnt war. "Ich hatte nie auch nur den geringsten Zweifel an Lewis fahrerischen Qualitäten. Ich habe ihm das schon häufiger gesagt, als er es hören wollte. Und was ihr heute gesehen habt, war ein perfektes Rennen", so der Österreicher.

Ein perfektes Rennen hatte Mercedes auch vor einem Jahr in Interlagos. Beim Grand Prix von Brasilien liefen George Russell und Lewis Hamilton den Dominatoren von Red Bull den Rang ab. Mit Sieg im Sprint sowie im Grand Prix durch Russell präsentierte sich Mercedes wie zu besten Zeiten. "Ich habe großes Selbstvertrauen. Wir machen es dieses Jahr genauso wie letztes Jahr", sagt Hamilton mit Blick auf die Formkurve in der Schlussphase der Saison.

"Ich will die Erwartungen für Brasilien nicht zu hoch ansetzen. Letztes Jahr hat es uns überrascht, dass wir das Wochenende dominiert haben", dämpft Wolff die Erwartungen. Die Vorzeichen stimmen ihn dennoch optimistisch: "Wir haben ein gutes Auto und wenn wir alles zusammenbringen, können wir ein sehr starkes Wochenende haben. Ob es gut genug ist, um Max zu schlagen, ist schwer einzuschätzen. Ihr Paket aus Fahrer, Auto und Motor ist einfach sehr komplett."