Für das Formel-1-Team von McLaren war nach einer Serie von vier Podest-Plätzen in Folge beim Großen Preis von Mexiko erstmals nach dem Italien-GP wieder Schadensbegrenzung angesagt. Von den Startplätzen 7 und 17 aus waren die Erwartungen gering. Doch im Rennen zeigte einer der beiden McLaren-Piloten dann doch, was im Auto steckte.

Lando Norris lieferte in der zweiten Rennhälfte eine sehenswerte Aufholjagd und raste von der 14. Position bis auf Platz 5 nach vorne. Nach dem Rennen feierte der Brite seinen Auftritt: "Ich lieferte wahrscheinlich einen der besten Stints, den ich jemals hatte. Die Pace war unglaublich und es hat sehr viel Spaß gemacht, so viele Überholmanöver hinzulegen."

McLaren geht auf Risiko-Strategie: Start mit Softs

In der Frühphase des Grand Prix hatte Norris noch etwas länger gebraucht, um sich durch den Verkehr nach vorne zu arbeiten. McLaren setzte bei ihm auf eine höchst ungewöhnliche Strategie mit dem kurzlebigen Soft-Reifen ins Rennen zu gehen. Der Plan sah vor nach einem frühen Boxenstopp so viel freie Fahrt wie möglich zu bekommen und den Mittelstint der 2-Stopp-Strategie so lange wie möglich zu verlängern.

Das ging an sich auch auf. Doch zur Rennmitte hatte Norris Pech mit dem Timing der roten Flagge. McLaren winkte ihn auf P8 liegend unter Safety Car an die Box und verlor beim Reifenwechsel zwei Plätze. Vollkommen umsonst, denn anschließend wurde das Rennen unterbrochen und alle anderen konnten ohne Zeitverlust neue Pneus aufziehen.

Das Pech von Norris zog sich weiter, als er beim Restart beinahe von Pierre Gasly und Alex Albon in die Zange genommen wurde und vom Gas gehen musste. "Ich konnte einen sehr großen Unfall verhindern und opfert dafür mehrere Positionen", analysierte Norris. Die Ausgangslage nach Runde 36 dadurch: Platz 14. Anschließend begann die große Stunde des Fahrers aus Bristol. Innerhalb von 26 Runden ging er an nicht weniger als neun Fahrern vorbei und das auf einer Strecke, die alles andere als überholfreundlich ist.

Andrea Stella lobt Norris: Wie Alonso 2012 in Valencia

Nicht nur Norris griff zu Superlativen, um den finalen Stint des Rennens zu beschreiben. Auch McLaren-Teamchef Andrea Stella lobte seinen Fahrer in höchsten Tönen. "Landos Renningenieur meinte zu mir, dass es eines seiner besten Rennen überhaupt war. Ich sagte: Es war eines der besten Rennen überhaupt. Wer hätte gedacht, dass man in Mexiko so viel überholen kann", erzählte Stella.

"So ein Meisterwerk habe ich lange nicht mehr gesehen", jubelte Stella und verglich das Rennen von Norris sogar mit der Fahrt von Fernando Alonso beim Europa-GP 2012 in Valencia. Damals konnte Alonso in einem ereignisreichen Rennen auf dem als überholfeindlich geltenden Straßenkurs von P12 zum Sieg fahren. Stella war zu dieser Zeit der Renningenieur des damaligen Ferrari-Fahrers.

Frustrierend war für Norris hingegen der Blick zurück auf den Samstag. Denn dort hatte er sich durch einen Fehler auf seiner letztendlich einzigen schnellen Runde bereits in Q1 um eine gute Ausgangslage gebracht. "Sonst wären wir heute auf das Podium gefahren", ist sich Norris sicher. Auch Stella stimmte dem zu. "Ja, es ist etwas frustrierend, gleichzeitig hätte ich nie erwartet, dass wir so viele Autos überholen können. Also nehme ich lieber das Positive von diesem Rennen mit", so der Italiener.

Oscar Piastri von Schaden gebremst

Während Norris eine vielumjubelte Fahrt ablieferte, gab es bei Oscar Piastri relativ wenig zu Feiern. Er startete auf P7 und überquerte die Ziellinie auf Position 8. Dafür hatte Stella aber auch eine Erklärung parat: Ein Aerodynamik-Schaden am MCL60 des Australiers. "Bei dem Kontakt an der Seite [mit Yuki Tsunoda] verlor Oscar bis zu 15 Abtrieb-Punkte, was auf einer Strecke wie hier drei bis vier Zehntelsekunden ausmacht", rechnet der Teamleiter vor.

Außerdem hatten die gebrauchten Reifen, welche Piastri im letzten Stint aufzog, bereits mehr Runden auf dem Buckel als jene seines Teamkollegen. Der Rookie musste im Schlussspurt sogar in den sauren Apfel beißen und Norris vorbeilassen, da er im Gegensatz zu ihm keine Meter gegenüber Daniel Ricciardo gewinnen konnte. "Ich hatte Probleme nach dem Safety Car und war in viele Zweikämpfe involviert, was sicher nicht geholfen hat", bilanzierte Piastri seinen letzten Stint.