Mercedes reiste von einer Euphorie-Welle getragen zum Großen Preis von Mexiko. Eine Woche zuvor in Austin stand dem Sieg, vor der Disqualifikation, lediglich eine unvorteilhafte Strategie im Weg. Doch die Pace in den USA war vielversprechend, auf Augenhöhe mit Max Verstappen, ja teilweise sogar darüber. Durch die hohe Lage und der daraus resultierenden dünneren Luft versprach sich Mercedes in Mexiko dementsprechend noch einen weiteren Schritt nach vorne.
Doch nur fünf Tage nach dem Großen Preis der USA erlebte die Euphorie einen herben Dämpfer. Im 1. Freien Training schaffte es keiner der beiden Mercedes-Piloten in die Top-10. Die zweite Trainingseinheit lieferte eine leichte Steigerung, doch für ein Top-5-Ergebnis reichte es erneut nicht. Die Inkonstanz, ein Problem, das das Team seit der Regel-Revolution im Jahr 2022 begleitet, schlug bei Mercedes erneut zu und sorgt für ratlose Gesichter.
"Das Auto fühlt sich im Vergleich zu letzter Woche an wie Tag und Nacht. Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll", sprach ein sichtbar ratloser, sich unter seiner Kapuze versteckender Lewis Hamilton nach dem Training. "Man weiß einfach nie wirklich, was man von dem Auto bekommt. An manchen Tagen ist es großartig, an manchen überhaupt nicht. Es ist schwer, eine Runde auf die Beine zu stellen."
Ganz aufgegeben hat der siebenfache Weltmeister die Hoffnung allerdings noch nicht. "Ich glaube, die Performance ist da, aber sie aus dem Auto herauszuholen ist hart. Daran werden wir heute Nacht arbeiten, aber es war definitiv kein spaßiger Tag im Vergleich zum 1. Training in Austin. Hoffentlich können wir heute Nacht etwas finden, damit das Auto morgen besser zu fahren sein wird."
Russell hoffnungsvoll: Die Wahrheit liegt in der Mitte
George Russell stimmte nach dem Training etwas positivere Töne als sein Teamkollege an. Doch auch für ihn lief der Trainingsfreitag auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez alles andere optimal. Im FP1 musste Russell noch dem Mercedes-Junior Frederik Vesti Platz machen. Mercedes kam damit einem seiner verpflichtenden Rookie-Einsätze nach. Im FP2 hatte Russell dann Probleme mit der Kontrolle über seinen W14 und landete auf Platz 10 - über zwei Zehntel hinter Lewis Hamilton und über eine halbe Sekunde hinter Max Verstappen.
"Das Potential ist da, aber wir haben einiges an Arbeit vor uns diese Nacht. Wir haben einige unerwartete Autos vor uns in den Top-10, also gibt es noch einiges zu verbessern", gab sich Russell hoffnungsvoll. "Lewis und ich sind heute zwei verschiedene Setups gefahren und wir waren beide nicht im optimalen Fenster. Das gibt uns den Hinweis, dass wir irgendwo in der Mitte von uns beiden landen müssen. Im Moment ist es frustrierend, so ein negatives Auto zu haben, aber durch diese schwierigen Momente lernt man mehr, als wenn das Auto von Vornherein besser aufgestellt wäre."
Analyse: Mercedes muss die goldene Mitte finden
Ein Blick auf den Rundenverlauf bestätigt Russells Aussage über die verschiedenen Setups. Im ersten Sektor, der zum Großteil aus langen Geraden besteht, verlieren beide Mercedes-Piloten gleichmäßig konstant Zeit auf Verstappen. Doch ab Sektor 2 stellt sich ein gegensätzliches Bild dar. Dieser ist vor allem am Ende in der schnellen S-Sektion durch mehrere aneinander gereihte Highspeed-Kurven geprägt. Im zweiten Sektor macht Russell im Vergleich zu Hamilton, aber auch zu Verstappen Zeit gut. Russells Setup schien deutlich mehr auf die schnellen Kurven ausgelegt gewesen zu sein.
In Sektor 3 wendet sich dann das Blatt. In der langsamen Stadion-Sektion brillierte vor allem Hamilton, war sogar schneller als Verstappen unterwegs. Sein Setup fokussierte sich vor allem auf die Geschwindigkeit in den langsamen Kurven. Im Mercedes-internen Vergleich war Hamiltons Setup zwar schneller, doch um insgesamt einen Schritt nach vorne machen zu können, werden die Mercedes-Ingenieure am Samstag die goldene Setup-Mitte zwischen ihren Piloten finden müssen. Immerhin eine Trainingseinheit haben sie dafür noch Zeit.
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