Die Formel 1 in Austin bot nach dem Lauf an Verstappen-Siegen einmal wieder eine Nervenschlacht bis ins Ziel und eine ordentliche Portion Drama nach der Zielflagge. Der Sieger war mit dem Red-Bull-Weltmeister allerdings erneut derselbe, auch wenn sich Verstappen beim USA-GP ordentlich strecken musste, um Hamilton auf der Strecke in Schach zu halten. Dennoch gibt es an diesem Wochenende deutlich mehr Verlierer als Gewinner. Wir haben alle zusammengefasst.

Verlierer: Lewis Hamilton

Der Mercedes von Lewis Hamilton versprühte beim GP in Austin viel Hoffnung. Endlich konnte er es mal wieder mit dem übermächtigen Red Bull aufnehmen und um den Sieg kämpfen. Vielleich hätte man ihn sogar holen müssen, wenn die Strategie vor dem ersten Boxenstopp nicht voll danebengegangen wäre. Trotzdem: Endlich ein Schritt in die richtige Richtung, nachdem man seit dem Vorjahr hatte abreißen lassen müssen. Doch leider war der Mercedes nicht nur schnell, sondern im Falle von Lewis Hamilton auch illegal. Die Mannschaft aus Brackley hatte den Boliden zu tief abgestimmt. Genauso wie der Ferrari von Charles Leclerc war die Planke an der Bodenplatte am Ende des Rennens zu stark abgenutzt. Die Disqualifikation war die logische Konsequenz. Im Kampf um P2 in der Fahrer-WM erwies Mercedes seinem Topfahrer aber damit einen Bärendienst. Anstatt den Rückstand zu reduzieren ist Perez jetzt bereits 39 Punkte voraus.

Gewinner: Logan Sargeant

Nach 17 erfolglosen Anläufen war es beim 20. Rennen der Saison endlich so weit. Logan Sargeant hat nun offiziell einen Punkt in der Formel 1 eingefahren. Eine Hürde an der mit Alexander Rossi und Scott Speed die letzten beiden US-Amerikaner in der Königsklasse noch gescheitert waren. Es war der erste Zähler eines Fahrers aus den USA seit Michael Andretti beim Italien-GP 1993. Dabei halfen ihm nicht nur die beiden Disqualifikationen, sondern auch die Ausfälle von Fernando Alonso, Oscar Piastri und Esteban Ocon. Allesamt Fahrer, die bei einem normalen Rennverlauf vor dem Williams gelandet wären. Aber im Vergleich zu seinem Teamkollegen Alex Albon machte Sargeant diesmal keine so schlechte Figur. Aus dieser Perspektive betrachtet waren die Punkte dann doch verdient.

Verlierer: George Russell

Während Hamiltons Wochenende nach einer eigentlich starken Leistung nachträglich zerstört wurde, war jenes von George Russell eigentlich von vorne bis hinten ein Murks. Treffender lässt sich das nicht beschreiben. Russell sah vom ersten Training bis zum Zieleinlauf im Rennen kein Land gegen Hamilton. Das Qualifying war mit zwei Zehntelsekunden Rückstand noch seine beste Session. Im Rennen war sein Rückstand zu Hamilton dafür umso eklatanter. Dazu kam noch ein unrühmliches Track-Limit-Manöver gegen Oscar Piastri, für das er sich eine Strafe einhandelte. Ob Absicht oder nicht: Schlauer wäre es gewesen, die Positionen gleich wieder zurückzugeben. So kostete sie ihm einen weiteren Punkt.

Gewinner: AlphaTauri

Und noch ein Gewinner, der eigentlich erst durch die nachträglichen Strafen zu einem avancierte. Doch schon davor war es ein grundsolides Rennen von Yuki Tsunoda, der sogar ausreichend Vorsprung aufgebaut hatte, um sich noch einen Boxenstopp für die schnellste Runde leisten zu können. So wurden aus einem Punkt für P10 zwei und durch die Disqualifikationen waren es schon fünf. Es war das mit Abstand ertragreichste Wochenende der Saison nicht nur für Tsunoda, sondern auch für AlphaTauri. Deshalb nennen wir in dieser Kategorie auch das Team als Gewinner. Denn damit ist man plötzlich Haas dicht auf den Fersen und könnte im Endspurt doch noch die rote Laterne loswerden. Drei Punkte benötigen Tsunoda und Ricciardo dafür noch. Auch Alfa Romeo ist mit sechs Zählern Differenz nicht uneinholbar weit entfernt.

Verlierer: Charles Leclerc & Ferrari

Qualifying top, Rennen flop. So lautete kurz zusammengefasst das Fazit von Ferrari vor einem Jahr in Austin und so lautet es auch an diesem Wochenende. Es ist die alte Leier der schwachen Rennpace des SF-23, die in den USA mal wieder zugeschlagen hat. Immerhin wusste das Team offenbar schon vorher Bescheid und leistete gar keinen Widerstand gegen Verstappen und Hamilton. Das rettete etwas Track Position und vereinfachte auch Carlos Sainz' nachträglichen Podest-Platz. Doch bei Charles Leclerc ging anschließend eigentlich alles schief, was schiefgehen kann. Strategisch setzte Ferrari bei ihm auf eine 1-Stopp-Strategie. Eine Entscheidung, über die die Konkurrenz angesichts des hohen Reifenverschleißes nur lachen konnte und eine, die wenig überraschend voll daneben ging. Dass der Polesetter anschließend auch noch disqualifiziert wurde, legte den Finger umso mehr in die Wunde.

Gewinner: Max Verstappen

Eigentlich ist es ja kaum mehr ein positives Ausrufezeichen, dass Max Verstappen wieder einmal den Sieg davontrug. Es ist einfach der Normalzustand in der Formel 1 2023, auch wenn es diesmal um einiges knapper wurde als vorher angenommen. Hamilton, Norris und vor allem die Red-Bull-Bremsen machten dem Weltmeister das Leben schwer. Doch im Stile eines Champions blieb Verstappen über die gesamte Rennlänge fehlerfrei. Im Sprint war das Spielchen von der Pole aus und ohne Technik-Dramen schon etwas einfacher. Der 15. Grand-Prix-Sieg in dieser Saison ist nicht nur irgendeiner, es war Rennerfolg Nummer 50 in seiner hochdekorierten Karriere. Ganz nebenbei stellte er damit auch seinen eigenen Rekord der meisten Siege in einer Saison auf und setzte schon vorzeitig einen neuen Punkterekord in der Formel 1.

Verlierer: Aston Martin

Sechs Punkte für Lance Stroll klingt eigentlich nach einer mehr als gelungenen Ausbeute für den problembehafteten Kanadier, der seit Belgien keinen einzigen Zähler einfahren konnte und seit dem Spanien-GP im Juni nicht mehr so weit vorne landete. Doch der erste Blick trügt. Auf den zweiten erkennt man, dass Aston Martin im Qualifying inzwischen wieder auf der Talsohle des Vorjahres angekommen ist. Fernando Alonso flog erstmals in diesem Jahr in Q1 raus und musste im Rennen mit einem Unterboden-Schaden aufgeben. Strolls P7 kam neben der zugegebenermaßen anständigen Rennpace vor allem durch Ausfälle und die beiden Disqualifikationen zustande. McLaren ist in der Konstrukteurs-WM vorbeigezogen. Auch wenn der Restkalender den Papaya-Orangen nicht unbedingt in die Hände spielt, wird sich das wohl kaum noch ändern. Woking spielt im Moment in einer anderen Liga als Silverstone.

Verlierer: Oscar Piastri

Nach Wochen des Erfolges und des Lobes für den Super-Rookie erlitt dieser in Austin wieder einen Dämpfer. In beiden Rennen war er schon in der Startphase in eine Berührung involviert. Zumindest auf Sonntag kostete ein daraus resultierender Folgeschaden ihm auf jeden Fall das Rennen. Am Samstag war er sich da selbst nicht so sicher, ob ein Zusammenhang zwischen der Berührung mit Carlos Sainz und seiner Performance bestand. Als Ausrede wollte er sie jedenfalls nicht vorschieben. Fakt ist, dass seine Pace im Sprint beinahe rätselhaft langsam war. In beiden Qualifyings sah er zudem kein Land gegen Lando Norris. Es wäre ja auch zu viel von einem Rookie verlangt, an jedem Wochenende voll einzuschlagen. In Austin zahlte Piastri Lehrgeld.

Lewis Hamilton disqualifiziert! Was war am Mercedes illegal? (09:51 Min.)