McLaren hat beim Großen Preis von Japan sein erstes Doppel-Podium in der Formel-1-Saison 2023 feiern dürfen. Wie schon beim Singapur GP konnte sich Lando Norris auch in Suzuka mit einem zweiten Platz belohnen. Teamkollege Oscar Piastri landete bei seinem Japan-Debüt auf Platz 3 - Saisonbestleistung und Premieren-Podium für den Rookie. Lediglich dem alles überragenden Max Verstappen mussten sich die beiden McLaren-Piloten geschlagen geben. Gute Teamarbeit, sowie eine erneut starke Pace sicherten McLaren das beste Teamergebnis in dieser Saison. Doch wie kam es zu dem Erfolg?

Start: Keine Senna-Prost-Kopie

Den Grundstein legte McLaren bereits im Qualifying. Oscar Piastri ging vom zweiten Startplatz ins Rennen, unmittelbar vor seinem Teamkollegen Lando Norris. Piastri erwischte sogar einen besseren Start als Polesitter Max Verstappen, doch der Niederländer knallte ihm bereits vor der ersten Kurve die Tür zur Innenseite zu. Zu einer Senna-Prost-Kopie vom Japan GP 1990, wie sie Norris seinem Teamkollegen nach dem Qualifying mit einem Augenzwinkern vorgeschlagen hatte, kam es nicht. Auf die Außenseite konnte Piastri ebenfalls nicht wechseln, denn dort befand sich bereits der noch besser gestartete Norris. Piastri musste sich beiden geschlagen geben und fiel auf den dritten Platz zurück.

"Ich bin gut weggekommen, aber dann bin ich ein bisschen zu optimistisch am Gas gewesen im zweiten Teil", ärgerte sich Piastri nach dem Rennen. "Dann habe ich meinen Vorteil verloren. Ich habe gesehen, dass Lando an der Außenseite war. Ich wusste, selbst wenn ich an Max vorbeigehe, werde ich da nicht lange bleiben. Deshalb war es besser, erstmal auf Platz 3 zu bleiben."

Nach Beschwerde am Funk: Piastri lässt Norris passieren

In der Folge entwickelte sich die von vielen erwartete Reifen- und Strategieschlacht. Piastri kam in Runde 14 für seinen ersten Reifenwechsel an die Box und profitierte dabei sogar kurzzeitig von einem virtuellen Safety Car, dass in Folge der Perez-Magnussen-Kollision ausgerufen wurde. Der Australier kam mit einem neuen Satz harter Reifen auf dem neunten Platz wieder auf die Strecke. Lando Norris hielt etwas länger auf seinen Startreifen aus, wechselte aber in Runde 18 ebenfalls auf die härtestete Reifenmischung.

Der 'Undercut' war auf dem reifenfressenden Asphalt von Suzuka massiv - Norris kam gute sechs Sekunden hinter Piastri wieder auf die Strecke. Es dauerte allerdings nicht lange, bis der Brite wieder an das Heck seines Teamkollegen aufgeschlossen hatte. "Es ruiniert einfach nur unser Rennen. Ich bin viel schneller", machte Norris seinen Wunsch deutlich, vorbeigelassen zu werden. In Runde 27 kam das Team seiner Forderung nach und ordnete einen Positionswechsel der beiden Fahrer in Kurve 1 an. Piastri fuhr auf die Seite und ließ Norris passieren, der bereits nach wenigen Runden eine Lücke von fünf Sekunden aufbauen konnte.

Ziel: Die McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri feiern Platz zwei und drei
Eine gute Teamarbeit war für McLaren in Japan entscheidend, Foto: LAT Images

"Es war eigentlich schnell geklärt. Lando war auf frischeren Reifen und wir hingen hinter Russell, da mussten wir schnell vorbei", erklärte McLaren-CEO Zak Brown nach dem Rennen die Situation. Auch Piastri war nicht verärgert wegen der Anordnung des Teams: "Er [Norris] war eindeutig schneller als ich heute. Wir waren auf deutlich unterschiedlich alten Reifen an dem Punkt. Ich hätte ihn eh niemals verteidigen können. Das Team hat es perfekt gemacht."

Auch nach der zweiten Boxenstopp-Phase lag Norris weiterhin vor Piastri. Letzterer musste für sein erstes Podium in der Formel 1 nur noch an George Russell vorbei gehen, der sich während dem Rennen für eine Ein-Stopp-Strategie entschied. In Runde 47 konnte der Australier, nach einigen Runden hinter dem Mercedes, Russell überholen und das Podium unter Dach und Fach bringen. "Ich wollte so schnell wie möglich an ihm vorbeigehen", erklärte Piastri. "Es war ein bisschen 50/50. Aber ich bin froh, dass es funktioniert hat."

Seit Österreich: McLaren zweitbestes Team der Formel 1

Das beste Saisonergebnis für McLaren reiht sich nahtlos in den seit Österreich steil nach oben zeigenden Aufwärtstrend des Teams ein. McLaren hat mittlerweile 172 Punkte auf dem Konto und liegt damit in der Gesamtwertung nur noch 49 Punkte hinter Aston Martin. Seitdem McLaren in Österreich seine große Update-Offensive gestartet hat, hat nur Klassenprimus Red Bull mehr Punkte in der Formel 1 sammeln können.

"Wir müssen nur noch einen Schritt weiter machen, aber wir dürfen nicht übermütig werden", mahnte Zak Brown nach dem Japan GP. Der US-Amerikaner sieht weiterhin Potential zur Verbesserung. "Im Grunde in jedem Bereich. Wenn man denkt man ist perfekt, dann hört man auf zu pushen. Der fehlende Topspeed ist zum Beispiel ein Punkt."