Der Sieg war zwar nicht drin, aber Lando Norris kann sich über einen zweiten Platz bei der Formel 1 in Imola dennoch freuen. Denn zum ersten Mal seit Japan hat er seinen McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri auf der Strecke geschlagen. Und er gewann harte Duelle, nachdem seine Racing-Skills in den letzten Wochen immer wieder von Experten kritisiert worden waren.

Nicht zum ersten Mal musste Norris in Imola im Rennen auch ordentlich kämpfen, nachdem er am Vortag im Qualifying geschwächelt hatte. Diesmal ging es von Platz vier los. Auf einer überholfeindlichen Strecke wie dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari keine gute Ausgangslage. Doch Norris konnte schon kurz nach dem Start mit einem ersten starken Manöver auftrumpfen.

Lando Norris eröffnet starkes Imola-Rennen im Fight mit George Russell

Denn anfangs steckte er schon hinter dem drittplatzierten Mercedes von George Russell fest. Nicht lange - Russell wehrte den ersten Angriff ab, den zweiten exekutierte Norris mit Erfolg. Und nicht etwa per DRS, sondern außen in der Einfahrt der Villeneuve-Schikane.

"Das ist immer riskant", urteilt Norris. "Du willst nie zu viel Risiko gehen, aber das ist auch Racing. Und er ist ein fairer Racer, ein guter Racer." Das Russell-Manöver bildete den Grundstein für das Podium, denn jetzt hatte Norris hinter dem Führungsduo von Max Verstappen und Piastri erst einmal freie Fahrt. Dann bog Piastri in Runde 13 zum Stopp ab.

Lando Norris attackiert George Russell außen in der Villeneuve-Schikane
Norris setzt sich außen in der Villeneuve-Schikane neben Russell, Foto: IMAGO / Action Plus
Lando Norris attackiert George Russell außen in der Villeneuve-Schikane
Norris übernimmt den dritten Platz von Russell, Foto: IMAGO / Action Plus
Lando Norris attackiert George Russell außen in der Villeneuve-Schikane
Norris behauptet sich vor Russell, Foto: IMAGO / Action Plus

Norris meldete zum gleichen Zeitpunkt zwar ebenfalls starke Zweifel an seinen Hinterreifen an, blieb aber draußen. Bald merkte er, dass die Reifen sich zu erholen begannen. Daraufhin blieb er bei der letztendlich richtigen Strategie mit einem langen ersten Stint, während Teamkollege Piastri nun in einer strategisch sehr schlechten Lage gefangen war. Mehr dazu hier:

Norris' Lohn für die richtige Strategie-Entscheidung: Als kurz vor Schluss ein Safety Car ausgerufen wurde, hatte er noch einen neuen Hard-Reifen in der Garage. Piastri nicht, er musste das Rennen auf einem alten Hard ohne Boxenstopp fertigfahren. Damit war klar, dass Norris hinter Piastri liegend beim Neustart einen massiven Grip-Vorteil haben würde.

Norris spielt Reifen-Vorteil im Piastri-Zweikampf aus

Norris fragte vor dem Restart am Funk an, wie das Team es anlegen wolle: "Ich will nicht, dass er mich vorbeilässt. Ich meine nur, dass wir es uns nicht zu schwer machen sollten. Wenn wir kämpfen, könnten wir zurückfallen." Die McLaren -Box sparte sich aber die Teamorder und ließ beide Fahrer frei fahren. "Da war nichts", bestätigt Norris nach dem Rennen.

"Es war ein guter Kampf", urteilt Norris über das, was folgte. Piastri vermochte ihn für vier Runden aufzuhalten, dann setzte sich Norris außen in der ersten Kurve daneben. "Ich war schlicht auf frischeren Reifen, mit DRS, und hatte ein paar gute letzte Kurven."

"Es war eine enge Kiste", so Norris. "Ich weiß nicht, wie nahe wir uns kamen, aber wir haben beide gekämpft. Wir wollen uns beide schlagen, und es war toll, dass wir heute so ein enges Duell ausfechten konnten." Mit dem Manöver holte sich Norris nicht nur P2, sondern landete zum ersten Mal seit Japan wieder in einem Grand Prix vor Piastri.

Damit hat Norris Piastri bislang immerhin in drei von sieben Grands Prix und in einem Sprint geschlagen. Die Titel-Ambitionen sind absolut am Leben - die Lücke zwischen den beiden an der Spitze der Fahrerwertung beträgt jetzt wieder nur mehr 13 Punkte. Piastri fordert sich indessen selbst auf, aus Imola zu lernen - nachdem er sich lange vor dem Norris-Duell am Start schon von Max Verstappen hatte aufreiben lassen. Mehr zu diesem Duell gibt es hier: