Nur mehr ein Team gilt es in den Halbzeit-Fazits von Motorsport-Magazin.com abzuhandeln. Red Bull, mit einer der dominantesten ersten Saisonhälften in der Geschichte der Formel 1. Auch wenn die Mannschaft, die praktisch schon Weltmeister ist, nicht perfekt ist. Max Verstappen schon, doch bei Sergio Perez hapert es.
Ziel vs. Realität:
Klare Sache: WM-Titel verteidigen, idealerweise noch die ersten beiden Plätze in der Fahrer-WM holen. Das scheiterte im Vorjahr. Mit 12 Siegen in 12 Rennen ist Red Bull tatsächlich über die Ziele hinausgeschossen. Das liegt aber nicht an einem besonders guten Auto, glaubt das Team. Vielmehr soll es daran liegen, dass die Konkurrenz im Winter ausgelassen hat.
Die Lücke stellte sich als so groß heraus, dass neue Zwischenziele geschaffen wurden. Etwa den Rekord für die meisten Siege in Serie, auch das ist mit 13 bereits abgehakt. Die Formel-1-WM 2023 ist praktisch schon eingetütet, jetzt kann man nur mehr als erstes Team der F1-Geschichte alle Rennen gewinnen wollen. Aber das ist viel zu hoch gegriffen, um es jetzt schon auszusprechen.
Entwicklung 2023:
Schließlich ist auch Red Bulls Entwicklungsplan 2023 beschränkt. Der RB19 als Plattform ist die beste im Feld, das Team versteht Aero-Regeln, Aufhängung und Reifen am besten. Das ist Red Bulls größter Vorteil. Wie effizient das Auto ist, besonders mit DRS, ist beeindruckend. So groß ist der Vorteil, dass man meist den Fokus auf das Rennen legt. Überholen geht mit Topspeed-Vorteil immer.
Entsprechend klein ist das Entwicklungs-Programm. Mit 24 deklarierten Updates plätscherte es gemächlich dahin. Ein leicht neu geformter Seitenkasten in Ungarn dürfte die letzte größere Neuerung sein. Wegen dem Überschreiten der Budget-Obergrenze hat Red Bull aktuell viel weniger Windkanal-Zeit, 13 Prozent weniger als die Verfolger Mercedes etwa. Also macht es mehr Sinn, die Entwicklung schon ganz zurückzuschrauben und für 2024 zu arbeiten. Bis auf Streckenspezifisches sind keine Updates mehr zu erwarten.
Höhepunkt 2023: Dominanter Start in Bahrain
Bizarres Detail: Dass ein so dominantes Team kein einziges Wochenende, wo man die Konkurrenz komplett zertrümmert hat. Am nächsten kommt Bahrain. Dort standen beide Fahrer in der ersten Startreihe, und im Rennen trübte nur ein schlechter Perez-Start das Bild. Verstappen siegte, erst 38 Sekunden hinter ihm kam mit Fernand Alonso der erste Nicht-Red-Bull.
Tiefpunkt 2023: ...
Im Ernst. Das Team ist ungeschlagen, was soll man da sagen? Müssen wir jetzt explizit auf Sergio Perez eintreten? Max Verstappen ist schließlich beinahe perfekt. Ein Defekt in Saudi-Arabien, ein kleiner Fehler und Pech im Miami-Qualifying, eine Niederlage in Baku. "Tiefpunkt" ist davon nichts. Nur Perez hat in dieser Saison echte Tiefpunkte.
Sergio Perez verzweifelt an Maschine Max Verstappen
Max Verstappen
WM: 1. Platz (314 Punkte)
Note im MSM-Ranking: 1,36 (1. Platz)
Noch einmal zurück zu Max Verstappen. Nahe der Perfektion, man siehe "Tiefpunkt". Souveräner geht eigentlich nicht. Das zeigt auch sein Notenschnitt im MSM-Fahrerranking. Mit 1,36 ist er momentan auf Kurs, eine neue Zeitrechnung aufzustellen, sein schlechtestes Rennen war eines mit 2,17 in Baku, das einzige Rennen, wo Perez ihm echte Konkurrenz machte. Fehler macht er keine, Reifen managt er perfekt, Überblick hat er immer. Keine Frage, bester Fahrer im Feld.
Sergio Perez
WM: 2. Platz (189 Punkte)
Note im MSM-Ranking: 2,87 (12. Platz)
Sergio Perez ist der Problem-Pilot. Bis Miami lief es eigentlich gut, aber als Verstappen ihm dort trotz älteren Reifen mit schnelleren Rundenzeiten den dritten Saisonsieg entriss. In Monaco crashe er auf dem ersten Versuch in Q1 und erlebte von ganz hinten startend ein Desaster-Rennen, sein einziges ohne Punkte. Seither schien er ein gebrochener Mann. Fünf Rennen in Serie nicht in Q3, Fehler zuhauf, erst in Spa holte er wieder einen zweiten Platz. Abstimmungs-Experimente in der Hoffnung, damit Verstappen im WM-Kampf gefährlich werden zu können, waren sein Untergang. Das Loslösen von Verstappen soll jetzt wieder die Wende gebracht haben.
Fazit und Ausblick:
Schon am Ende des letzten Jahres wurde deutlich, dass die Technik-Abteilung bei Red Bull die neuen Regeln und neuen Reifen viel besser im Griff hat als die Konkurrenz. Dass die sich dabei verzettelte, als sie versuchte aufzuholen, kam der Dominanz entgegen. Zumindest für den Rest der Saison 2023 kann man noch von diesem Vorsprung zehren. Und ihn auch effizient nutzen, um die Entwicklungsbeschränkungen auszugleichen.
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