Seit der vergangenen Formel-1-Saison müssen die Teams aerodynamische Updates bei der FIA melden. Der Automobilweltverband veröffentlicht anschließend jedes Wochenende eine Liste mit allen gemeldeten Neuerungen. Welches Team hat in der Saison 2023 am besten entwickelt, wer hinkt hinterher? Motorsport-Magazin.com hat die Antworten.
McLaren ist das Team der Stunde. Der Traditionsrennstall, der desolat in die Formel-1-Saison 2023 gestartet war, sorgte vor der Sommerpause mit Updates und Podiumsplatzierungen für Furore. In den ersten sechs Rennen betrug die durchschnittliche Startposition der McLaren-Piloten noch 13,2, in den letzten sechs GPs wurde diese Zahl auf 5,7 mehr als halbiert.
Das sind die Updates aller F1-Teams 2023
Während der positive Qualifying-Trend schon mit dem ersten Update in Baku begann, waren die Vorstellungen im Rennen bis zur Einführung der B-Spezifikation in Österreich noch schwach. 103 Punkte hat der Rennstall nach 12 Veranstaltungen auf dem Konto - 86 davon holte man an den letzten vier Wochenenden.
Seit dem Saisonstart in Bahrain brachte McLaren - laut FIA-Liste - insgesamt 30 Aerodynamik-Updates. Damit liegt der Rennstall aus Woking auf Rang zwei der Update-Tabelle. Nur AlphaTauri gab in der Formel-1-Saison 2023 mehr neue Teile an. Satte 41 Upgrades trugen die Ingenieure in Faenza und Bicester in die Listen ein.
Team | Updates 2023 | davon am Unterboden | Updates 2022 |
---|---|---|---|
AlphaTauri | 41 | 13 | 25 |
McLaren | 30 | 5 | 58 |
Williams | 27 | 2 | 38 |
Alfa Romeo | 26 | 5 | 30 |
Mercedes | 25 | 5 | 43 |
Aston Martin | 24 | 2 | 29 |
Red Bull | 24 | 5 | 30 |
Alpine | 19 | 3 | 32 |
Ferrari | 15 | 5 | 17 |
Haas | 14 | 3 | 10 |
Allerdings sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen: Zwar sind die Teams laut Reglement dazu verpflichtet, alle Aero-Updates bei der FIA zu melden, allerdings gibt es durchaus Unterschiede bei der Kategorisierung. Manche Teams fassen Updates an Unterboden-Kante, Venturi-Kanälen und Diffusor als ein Unterboden-Update zusammen, andere deklarieren diese neuen Teile als drei einzelne Updates.
Trotzdem: Die Zahl der Updates gibt einen kleinen Eindruck, wer wie viele Neuerungen ans Auto brachte. Die Unterschiede sind dabei über die meisten Teams hinweg gar nicht so groß. Williams auf Rang drei der Update-Hitliste ließ 27 Neuerungen eintragen, Alpine auf Rang acht immerhin 19.
Nur die Ausreißer nach oben und unten sind groß. AlphaTauri fällt mit den genannten 41 Neuerungen oben aus dem Rahmen. Unten fallen Ferrari und Haas auf: Die Scuderia brachte demnach nur 15 neue Teile ans Auto, Haas sogar nur 14.
Schon im letzten Jahr waren Ferrari und Haas am Ende der Liste. Ferrari brachte über die gesamte Saison hinweg 17 Neuerungen, Haas 10. Damals Spitzenreiter: McLaren mit satten 58 Updates vor Mercedes mit 43.
Formel-1-Enwicklungsschlachtfeld Unterboden
Interessant ist aber nicht nur, wie viele Updates die Teams brachten, sondern auch auf welche Bereiche die Neuerungen entfielen. Der Unterboden gilt in der Ground-Effekt als besonders starke Waffe im Entwicklungswettrennen. Hier gibt es am meisten Performance pro eingesetztem Dollar.
Mercedes, Red Bull, Ferrari, McLaren und Alfa-Sauber brachten je fünf Updates an den Unterboden. AlphaTauri listete aberwitzige 13 Änderungen auf. Alpine und Haas gaben an, den Unterboden je dreimal überarbeitet zu haben, Aston Martin und Willams brachten zwei Updates.
Am Ende schlägt Qualität aber Quantität. Nirgends dürfte der Leitspruch wohl besser passen als in dieser Kategorie. Die Qualität ist der Unterschied zwischen Update und Upgrade. Update ist alles, was neu ist. Für ein Upgrade muss die Neuerung auch besser sein. Das war nicht immer der Fall.
Update in der Formel 1 nicht gleich Upgrade
Aston Martin wurde über die Saison hinweg nicht unbedingt langsamer, aber im relativen Vergleich fiel die Mannschaft von Mike Krack deutlich zurück. Dabei brachte Aston Martin immerhin 24 Neuerungen an den AMR23. Damit liegt man fast gleichauf mit Mercedes und immerhin deutlich vor Ferrari. Krack erklärte Aston Martins abfallen Form zuletzt mit einer falschen Entwicklungsrichtung.
Viel ist also nicht gleich gut. Vor allem das Verständnis der Funktion eines Updates und das Übereinstimmen der Daten von der Strecke und der aus der Fabrik spielen wichtige Rollen. Nicht jedes Team ist gleich gut darin, die Auswirkungen komplexer Änderungen vorauszusagen.
Generell lassen sich Trends bei der Performance nur bedingt erkennen. Bei den meisten Rennställen ist es ein Auf und Ab. Nur bei McLaren und Aston Martin lassen sich klare (gegenläufige) Performance-Trends erkennen. Aston Martin verliert leicht, was im engen Feld der Formel-1-Saison 2023 ausreicht, um vom ersten Red-Bull-Verfolger nur noch zur Nummer vier zu werden. McLaren hingegen konnte sich erheblich steigern.
Nur in Spa war wieder ein Rückschritt zu erkennen. Dafür gibt es allerdings zwei Gründe: Einerseits war Max Verstappen dort besonders überlegen, andererseits hatte McLaren als einziges Team keinen Low-Downforce-Flügel im Gepäck. Bei der generellen Weiterentwicklung war ein Low-Downforce-Paket auf der Prioritätenliste nicht weit oben angesiedelt.
Übrigens: Wer meint, Red Bull müsse aufgrund der Cost-Cap-Strafe in der Update-Liste weiter hinten angesiedelt sein, liegt falsch. Red Bull darf aufgrund der Strafe - und aufgrund der WM-Platzierung - weniger im Windkanal und mit CFD entwickeln, darf aber genauso viel Geld wie alle anderen Teams für die Produktion neuer Teile ausgeben.
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