Unter den vier Hinterbänkler-Teams galt Williams vor dem Wochenende als Geheimfavorit auf die Top-10. Der Rookie Logan Sargeant rechnete sich sogar Chancen auf die ersten WM-Punkte seiner Formel-1-Karriere aus. Der Highspeed-Kurs von Spa-Francorchamps hätte der Top-Speed-Stärke des Williams eigentlich entgegenkommen sollen, doch das geringe Abtriebs-Niveau wurde offenbar zum Reifenkiller. Bis zur nächsten Punkte-Chance müsse sich Williams etwas gedulden, prognostizierte Alex Albon.

"Es ist ein bisschen frustrierend. Wir erwarteten, an diesem Wochenende besser als sonst abzuschneiden", gab Albon im Anschluss an den Großen Preis von Belgien zu. "Wir müssen jetzt verstehen, weshalb wir uns auf einer Strecke, die uns hätte liegen sollen, so schwergetan haben. Das Downforce-Level hier entspricht dem in Monza - und dort werden wir erst unsere nächste Chance auf Punkte bekommen. Deshalb ist es umso wichtiger, von heute zu lernen", so der Thailänder. Im königlichen Park trumpfte Williams in der vergangenen Saison mit dem vor kurzem geschassten Nyck de Vries groß auf.

Weshalb tat sich Williams in Spa so schwer?

"Im Prinzip hat das Low-Downforce-Setup unsere Reifen vernichtet. Unser Speed auf den Geraden war super, aber die Reifen leiden in den Kurven", führte Albon an. Während auf den Vollgas-Passagen zwischen La Sources bis Les Combes und Stavelot bis zur Bus-Stop-Schikane die Höchstgeschwindigkeit ihren Tribut am Setup fordert, wäre mehr Abtrieb im kurvenreichen zweiten Sektor der Reifenschonung zuträglich.

Auf anderem Weg lassen sich die Reifen im zweiten Sektor in Spa nur durch das Herausnehmen von Tempo schonen. Doch das war für den WM-13. auch keine veritable Option: "Sobald ich versucht habe, die Reifen in einer Kurve zu schonen, wurde ich direkt von dem Auto hinter mir attackiert. Um mit den anderen mithalten zu können, musst ich mehr pushen, als die Reifen eigentlich hergaben."

Albon: Reifen bekommen im zweiten Sektor keine Ruhe

Die Konkurrenten trieben Albon in einen Teufelskreis: "Im zweiten Sektor, wo der Abtrieb wirklich wichtig wäre, wurden unsere Hinterreifen enorm beansprucht. Speziell hier in Spa bekommen die Reifen im zweiten Sektor praktisch keine Ruhe. In Kanada, Österreich oder Großbritannien gab es immer ein paar Kurven, in denen ich die Reifen etwas schonen konnte. Aber hier folgt auf jede Kurve gleich die nächste. Und sind die Reifen einmal überhitzt, werden sie hier immer heißer - es gibt keinen Ausweg."

Belgien GP: Alexander Albon im Paddock
Spa war ernüchternd, in Monza soll es besser laufen, Foto: LAT Images

Auch Sargeant, der noch weiter als Albon zurückfiel und wegen des Reifenverschleißes ebenfalls drei Mal stoppte, vermutete das Übel im Setup: "Besonders auf dem Medium-Reifen hatten wir es schwer. Ich glaube, es lag daran, dass wir mit so wenig Abtrieb unterwegs waren." Wie extrem die Probleme waren, zeigte Albon anhand eines weiteren Beispiels auf: "Der eintretende Regnen kühlte meine Reifen endlich ab und plötzlich hatte ich viel mehr Grip und wir waren schneller als zuvor im Trockenen."

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